Dungeon Hunter: Alliance – Action-RPG aus dem PSN für die PlayStation 3 im Test

nj, den 11. Mai 2011

Gameloft hat ein neues RPG als Downloadgame für die PS3 im PlayStation Network herausgebracht. Dungeon Hunter: Alliance heißt das Ganze und dürfte bei iPhone- und Android-Zockern bereits ein Begriff und als Diablo-Klon bekannt sein. Was der PS3-Ableger zu bieten hat, zeigt das Review.

Nach langer Ladezeit empfängt uns in Dungeon Hunter: Alliance ein Titelmenü, das ganz unverblümt dem eines MMO à la World of WarCraft nachempfunden ist: Ihr erschafft euren Charakter, wobei sich das auf die Wahl einer der drei Klassen beschränkt: Schurke, Krieger und Magier. Ich wähle mir kurzerhand einen Schurken aus, gebe ihm einen Namen und erwecke ihn zum Leben. Für jede Klasse gibt es ein identische Story, die ihr nun spielen müsst. In groben Zügen handelt sie davon, dass ihr ein tot geglaubter König eines ehemals reichen und friedlichen Reiches seid, jedoch von der Fee Celeste wiederbelebt werdet, denn böse Mächte haben sich ans Werk gemacht, das Reich im Chaos versinken zu lassen.

Dabei fällt mir zunächst einmal eines auf: Selbst für einen kostengünstigen PSN-Titel enttäuscht die Optik. Die Grafik ist weit überholt, die Gesichter der Charaktere sind leblos und darüber hinaus auch noch eckig. Alles andere, von der Optik übers Gameplay bis hin zum Charaktermenü, erinnert, wie in vielen Reviews der iPhone- bzw. Androidversionen bereits kritisiert, stark an Blizzards Diablo. Aus der Vogelperspektive gefilmt, macht ihr euch auf den Weg, um euer Land vor Monstern und allerlei Unheil zu befreien.

Monsterhorden, süße Feen und jede Menge Items

Die Dungeons, in denen ihr euch bewegt sind leider meist lieblos gestaltet und alle relativ gleich aufgebaut. Auf eurem Weg durch die Level sammelt ihr zwar allerlei Zeug, aber der Großteil eurer Arbeit besteht aus stumpfem Abschlachten verschiedenster Monster. Kaum habt ihr die erste Horde abgewehrt, kommen ein paar Schritte weiter schon die nächsten Feinde. Je nach gewählter Klasse könnt ihr verschieden an die Monster heran gehen: Der Magier benutzt Zauber aus der Ferne, der Schurke ist gut im Nah- sowie Fernkampf gegen wenige Gegner und der Krieger schlägt sich knallhart durch die Monstermassen. Letzteres ist wohl am sinnvollsten für Dungeon Hunter, da ihr es tatsächlich meist mit ganzen Armeen zu tun bekommt.

Also kämpft und kämpft ihr, sammelt Erfahrungspunkte und levelt auf. Dabei könnt ihr Parameter wie Kraft und Ausdauer, sowie verschiedenste Fertigkeiten verbessern. Auf eurem Weg durch die Dungeons stoßt ihr auch auf weitere Feen, die ihr bei einem Endkampf befreien müsst, und die euch einen zusätzlichen, mächtigen Zauber verleihen, falls es hart auf hart kommt. Eine Linderung eurer Wehwehchen aus den zahlreichen Kämpfen bieten Tränke, die ihr jedoch nur zu gewissen Preisen erwerben könnt, was es also unabdingbar macht, Geld zu verdienen. Das wiederum ist gar kein Problem, denn besagtes „Zeug“ ist in jeder Szenerie in solchem Überfluss vorhanden, dass ihr eigentlich bei jedem Händler die Hälfte eurer Beute wieder verkaufen könnt. Tatsächlich werdet ihr, wenn es um eure Ausrüstung geht, vor eine riesige Auswahl gestellt: Ihr besitzt zwei Waffensets, bei denen ihr die linke, sowie rechte Hand ausrüsten könnt (zum Beispiel mit Schwert und Schild). Für Kopf, Beine, Arme, Torso und für die Finger gibt es ebenso viele Ausrüstungsgegenstände wie Waffen und ständig findet ihr neues Material. Teilweise bedrängt einen das ständig überfüllte Inventar schon sehr – wohlwollend werte ich das aber als Pluspunkt, da zusätzlich zum breiten Fertigkeitsaufgebot zumindest ein rundes Individualisieren und Verbessern eures Charakters möglich ist. Insgesamt sind die notwendigen Bedingungen für ein solides RPG bei Dungeon Hunter vorhanden.

Die Frage nach dem Sinn

Um in der Sprache der verhassten Schulmathematik zu bleiben, erfordert es neben einer notwendigen auch eine hinreichende Bedingung für ein gutes Rollenspiel, was zum Beispiel Umfang oder Story wären. Beides bleibt eher auf der Strecke: Dungeon Hunter: Alliance ist zwar ausgedehnt und hält neben der Storyline auch einige Nebenquests bereit, diese sind jedoch wenig anspruchsvoll und vor allem alle gleich gestrickt: In eurer viel zu kleinen Heimatstadt, in der es kaum etwas zu entdecken gibt, bitten euch die Einwohner darum, auf eurem Weg diesen oder jenen verlorenen Gefährten zu retten, indem man sich durch ein kürzeres Dungeon hackt, um dann einen bedrohlichen Bossgegner platt zu machen. Einige Quests kommen sogar direkt zur Sache und besagen sinngemäß: „Töte dieses Monster!“

Für Rätsel, Quicktimevents oder ähnliche Abwechslungen bleibt ebenfalls so gut wie kein Platz, die Devise lautet stets: Kämpfen, kämpfen und kämpfen. Die Story dabei ist schwach und eher schwammig. Wie bereits erwähnt seid ihr der zunächst gestorbene König. Euer Widersacherin ist eine böse Königin, die ihre Schergen auf euch hetzt, die wiederum andere Schergen wie den König der Kobolde mit deren Horden auf euch loslassen. Sie nutzen die Macht von Feen wie Celeste, die ihr dann befreien müsst, um den Schurken diese Macht wieder zu entreißen. Während dieses 0815-Plots regt man sich zudem noch über sinnfreie Dialoge auf, die die Story nicht besonders gut transportieren. Sie sind abgedroschen und flach, wie die Charaktere des Spiels selbst, und behalten noch nicht einmal eine Art von Sprache bei, sondern wechseln zwischen typischem „mittelalterlichen“ Fantasy-Duktus und moderner Umgangssprache. Aufgrund des stark vereinfachten Gameplays hätte man auf diese fade Story dann gut verzichten können.

Selbst das Schwert führen

Dungeon Hunter: Alliance unterstützt die PlayStation-Move-Steuerung und gibt euch so die Möglichkeit, ein wenig Würze in das öde Knöpfedrücken zu bringen. Das habe ich ebenfalls getestet und bin zu dem Schluss gekommen, dass man sich den Support für Move ebenfalls hätte schenken können. Aufgrund der Vogelperspektive wird dem Spieler zunächst völlig das Gefühl genommen, selbst das Schwert gegen die Feinde zu führen. Das klappt nur bei Ich-Perspektive oder einer Rücken-Ansicht gut. Durch die Kamera wird das Kämpfen eher noch erschwert, sodass ihr das eine oder andere Mal ins Leere trefft, gerade mit Spezialattacken ist der Kampf mit der Move-Steuerung schwer zu koordinieren. Zugegeben, so schlimm, wie es sich anhört, ist es nicht, wenn ich an Die Abenteuer von Aragorn zurück denke, von dem unser Chef lange als Negativ-Beispiel für Move-Integration gesprochen hat – im Gegensatz dazu läuft die Steuerung wesentlich flüssiger. Trotzdem hat Gameloft hier definitiv keinen Movetitel geschaffen.

RPG zu MMORPG und wieder zurück

Richten sollte das alles dann der Multiplayermodus. Hier verwandelt sich das mittelmäßige RPG zum MMOG, in dem ihr mit- oder gegeneinander kämpft, beziehungsweise die Quests und Schlachten gemeinsam bestreitet. Euer Charakter aus dem Offlinemodus muss sich dann hier der knallharten Onlinewelt stellen, was teilweise viel Training im Singleplayer erfordert, nach einer Zeit aber dann doch recht viel Laune macht. Wer sich wieder ins PlayStation Network traut, der darf ruhig mal in den Onlinemodus schnuppern, da hier das ewige Kämpfen anfängt, richtig süchtig zu machen. Es gibt jedoch auch einen Offline-Multiplayer. Hier kann ein zweiter Spieler jederzeit mit dem anderen Controller einsteigen und mit einem weiteren Charakter euer Verbündeter sein. Die Schwierigkeit hierbei ist nur, dass der zusammen erreichte Spielfortschritt nur gespeichert wird, wenn beide Charaktere in der Handlung am gleichen Punkt sind. Somit ist es empfehlenswert, von Anfang an eine Story zu zweit im Koop zu starten, sodass niemand nachziehen muss. Dieser Koopmodus richtet ebenfalls einiges, da ihr euch mit zwei Charakterklassen prima ergänzen könnt.

Fazit

Dungeon Hunter: Alliance, ein Low-Budget-RPG im Stil von Diablo, ohne besondere Auffälligkeiten, dümpelt irgendwo zwischen dem Mittelmaß und der unteren Schmerzgrenze vor sich hin. Die mäßige Story, die mehr Mittel zum Zweck als wirklich von Bedeutung ist, das eher stupide Gameplay und die verfehlten Move-Features sind klare Abzüge. Wohingegen das Aufrüstungsmenü und vor allem der Multiplayer noch einiges wett zu machen vermögen. Einen klaren Kauftipp kann ich nicht aussprechen, wer aber bei Rollenspielen weniger anspruchsvoll ist und sich einfach nur ein bisschen durch Dungeons hacken möchte, sollte vor allem den starken Multiplayer berücksichtigen.


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