BBC Battlefield Academy – Test: Strategie in Runden, sogar per E-Mail

Philipp Baldia, den 27. Juli 2011

Im Original von Slitherine verlegt, tritt hierzulande dtp entertainment als Publisher für ein Spiel auf, das das Genre der Weltkriegs-Spiele neu erfindet und gleichsam den Typus der E-Mail-gesteuerten Multiplayer-Spiele aktualisiert – die Rede ist von BBC: Battlefield Academy. Auf unterschiedlichen Schlachtfeldern tritt man mit verschiedenen Einheiten gegen den Feind an, der mal den Alliierten, mal der Achse angehören kann. Wir haben uns die Zeit genommen unsere Eindrücke in einem Review festzuhalten.

In Battlefield Academy gibt es keinen Wuselfaktor, wie in anderen WWII-Spielen, sondern lediglich ein kleines, begrenztes und recht übersichtliches Schlachtfeld, das nur wenige Einheiten beherbergt. Viele Verstecke und Deckungen ermöglichen es dennoch ein spannendes Spielerlebnis mit wenigen Einheiten zu erreichen. So können bereits einen Busch weiter gegnerische Truppen im Hinterhalt den eigenen Einheiten auflauern, und diese binnen Sekunden beziehungsweise eines Zuges zerschlagen oder kampfunfähig machen.

Die Übersichtlichkeit des Schlachtfelds und die Einfachheit der Missionen gewährleisten ein geplantes Abarbeiten der Missionsziele ohne dabei eine einzige Möglichkeit vorzugeben; im Gegenteil: mit einer geringen Stückzahl von Einheiten, die zusätzlich zu den vorgegebenen Standardeinheiten vor einer jeden Mission durch diverse Zusatztruppen ergänzt werden können, lässt sich jeder Auftrag anders angehen.

Ästhetik hat keinen Platz im Krieg

Als Schlachtsimulator findet Battlefield Academy keinen Platz für Dinge wie schönes Aussehen und guten Klang. Monoton hört man während des ganzen Spielprozesses einfache, sich wiederholende Trommelklänge, die einem nach geraumer Zeit das Trommelfell betäuben. Das Mündungsfeuer der Waffen klingt ebenfalls schon nach kurzer Spielzeit immer wieder gleich und bietet kaum Abwechslung. Ein paar wenige Grafikbugs lassen die Soldaten und Fahrzeuge beim Feuern gelegentlich in ihrer Pose verharren und ermöglichen so den Gegnerbeschuss, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, geschweige denn die Waffe auf diese zu richten.

Trotzdem bietet die Terraingestaltung einige kleine Schmankerl wie beispielsweise mehr oder minder interaktive Objekte. Ob nun ein Haus, das nach einem Seebeschuss nur noch in Ruinenform vorliegt, oder ein grünes Stück Wiese, welches man mit einer Panzerschlacht in ein graues Ödland verwandelt. Der Untergrund passt sich ganz den Gegebenheiten an.

Taktik ist der Schlüssel zum Sieg

Anders als in übrigen Spielen des Genres kommt es in der Academy nicht auf die Masse, sondern auf die Art und Weise des Einheiteneinsatzes an. Von der Verschanzung in einem Bunker, Gebüsch oder auf einem Hügel, über das blinde Fernbombardement mit einem Mörser, bis hin zum Flugzeugangriff auf eine feindliche Stellung bietet Battlefield Academy unzählige taktische Möglichkeiten das eigene Vorrücken zu sichern bzw. das der Opponenten zu verlangsamen oder gar aufzuhalten. Ebenso mannigfaltig wie die Taktikmöglichkeiten sind die Missionsarten, die entweder ein aggressives Vorrücken und die Einnahme eines Zielpunktes verlangen, das Verteidigen eines solchen oder aber das Vorrücken zu einem bereits eingenommenen Kontrollpunkt durch besetztes Feindgebiet.

Einheiten schaltet man nicht über HP-Reduktion auf null aus, sondern demoralisiert sie mit Beschuss, landet Volltreffer, zwingt sie zum Rückzug oder zur Kapitulation. Einfacher Beschuss sorgt dabei für einen Moralverlust und kann bei einem Treffer zusätzlich einen Soldaten eines Trupps ausschalten. Sinkt die Moral der Kämpfer unter 50 so erstarren sie, ohne Gebrauch von ihren Waffen zu machen, selbst wenn das bedeutet, dass sie sich nicht gegen Feindbeschuss wehren. Unter einer Kampfmoral von zwanzig nehmen Ihre Krieger die Beine in die Hand und suchen eilig das weite. Sinkt die Moral gar unter null, so kapitulieren Ihre Truppen.

Das rundenbasierte Spielprinzip ermöglicht es immer die Übersicht über seine Truppen zu haben, und räumt genug Zeit für geplante Spielzüge ein. Es besteht also nie ein Grund zur Eile innerhalb einer einzigen Runde. Mit viel strategischem Geschick lassen sich so, gut koordiniert, die Truppen durch Nordafrika und Westeuropa kommandieren. Zu diesen zählen unter anderem Panzerabwehr-Infanterie, Fallschirmjäger, Schützenfahrzeuge, Panzer, Transporter, Artilleriefahrzeuge und viele mehr.

Selbst kleinere Missionen sind durch das Runden-Prinzip nicht schnell gemeistert, sondern fordern einige Zeit zur Komplettierung. Eine Einführungskampagne sorgt für einen schnellen Einstieg in die simple Maussteuerung und garantiert einen guten Überblick des Konzepts. Vor jeder Mission erhält man eine kurze historische Einordnung der Operation und wird gleich in die Zusatzeinheitenauswahl weitergeleitet.

Fazit: Was lange braucht, macht oftmals Spaß!

Sind auch die Animationen nicht auf höchstem grafischen Level angesiedelt und ist der Sound nicht unbedingt für eine Heimkinoanlage geeignet, so bietet BBC: Battlefield Academy doch enorme Abwechslung zu seinen Genrepartnern und punktet vor allem mit seiner enormen Übersichtlichkeit, seinem Charme, der sich über die situationsbezogenen Funksprüche der Truppen aufbaut, die einfache Steuerung und natürlich mit seinen historischen Einsätzen.

Je länger man sich einspielt, umso mehr Spaß machen die immer komplexer werdenden Missionen. Für Multiplayer-Fans ist ebenfalls gesorgt. Mit einem altbekannten E-Mail-System lässt sich Battlefield Academy sogar via Mail schachähnlich mit verschiedenen Teilnehmern auf der ganzen Welt über einen sehr langen Zeitraum spielen. Entsprechend ist BBC: Battlefield Academy ein Spiel für jeden Strategie-Liebhaber mit besonderer Zuneigung zur europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, der gerne etappenweise spielt und sich nicht hetzen lassen möchte.


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