Der Mac App Store: Das große Warten auf das Update

Stefan Keller, den 8. August 2011

Ich gebe zu, ich war skeptisch, als auf dem „Back to the Mac“-Event im Oktober vergangenen Jahres der Mac App Store angekündigt wurde. Gar nicht mal wegen dem App Store an sich, sondern viel mehr wegen der Befürchtung, dass Apple auch das Desktop-System abschließen könnte und dann aus „dem besten Weg eine App zu kaufen“ der einzige Weg wird. Inzwischen haben wir uns an einander gewöhnt, wenngleich diese Befürchtung nach wie vor im Raum steht, doch Freunde sind wir nach wie vor noch nicht.

Am 20. Oktober 2010 hat Apple auf der „Back to the Mac“-Keynote den Mac App Store angekündigt. Zunächst für OS X Lion, aber weil es so toll ist, auf diesem Weg neue Programme zu finden und zu kaufen, wurde der Mac App Store gleich mal als Update für Mac OS X Snow Leopard nachgereicht – mit Version 10.6.6.

Das Positive zuerst: Der Mac App Store ist relativ übersichtlich und er hat eine einzige App, die damals meine Aufmerksamkeit erregt (aber dafür gleich gehörig): Twitter for Mac*. Tut, was es soll, sieht halbwegs gut aus, basiert vor allem nicht auf Adobe Air und ist sogar noch kostenlos. Für eine relativ lange Zeit war dies aber auch das Einzige, was ich aus dem Mac App Store bezogen habe.

Was mir relativ gut gefällt am Mac App Store, ist, dass es die Infrastruktur von iTunes benutzt. Das heißt, man kann im Zweifel zur Tankstelle oder einer Drogerie gehen, sich iTunes-Karten besorgen und dann Mac-Programme, iPhone/iPad-Apps, Musik oder was auch immer kaufen. Die Lösung gefällt mir echt gut, weil sie ohne Kreditkarte auskommt und ich sensible Daten nicht bei Dritten ablegen muss. Außerdem gefällt, dass alle Updates (der gekauften Programme) unter einem Hut stecken und dass mit dem Mac App Store die Familien-Lizenz zum Standard erklärt wurde. Man muss für eigene Rechner nichts zweimal kaufen.

Kommen wir nun zum Negativen am Mac App Store. Da wäre die Abhängigkeit von Apple. Wenn die iTunes-Server nicht richtig funktionieren, tun sie das bei allem, was dranhängt. Beispielsweise spukt zurzeit das Update-Gespenst umher, das Updates anzeigt, herunterlädt und dann behauptet, es gäbe die gleiche Version weiterhin als Update. Oder ein Update, das beim Versuch des Herunterladens von sich behauptet, zu einer anderen Apple-ID zu gehören (was überhaupt nicht stimmt).

Man kann das Ganze mal grob unter dem Buzzword „DRM“ (Digital Rights Management) zusammenfassen. Im Grunde finde ich das zwar fast noch die humanste (und vor allem vergleichsweise fairste) aller kruden Kopierschutzideen, die den Entwicklern einfiel, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man Datenmüll vorfindet, wenn Apple den Stecker zieht. Spätestens nach einer Neuinstallation des Systems würden die Programme, so man sie gesichert hat, nicht mehr laufen. Und wenn der Stecker gezogen ist, kann man sie auch nicht mehr herunterladen. Solange, wie das aber funktioniert, logge ich mich einfach mit meinen Zugangsdaten ein und kann meine Programme herunterladen und verwenden. Nehmen wir mal an, dass in näherer Zukunft nicht der Stecker gezogen wird, weshalb das nicht so praxisrelevant ist (weil es größtenteils funktioniert).

Also gehen wir zum zweiten Punkt: Die inhaltliche Kontrolle durch Apple. Diese befürworte ich! Allerdings nur mit einem „Aber“. Ich denke, dass diese Kontrolle sinnvoll ist. Apple stellt die Plattform zur Verfügung, regelt den Verkauf und das Marketing und hat selbstverständlich ein ur-eigenes Interesse daran, dass die angebotene App halbwegs nützlich, vor allem aber nicht schädlich ist. Außerdem wird überprüft, ob ein Programm eine private API benutzt, wenn es das tut, ist nicht gewährleistet, dass sie auch nach einem OS-Update noch läuft, weshalb auch dieser Punkt in Ordnung geht. Hier allerdings folgt das Aber: Der Prozess dauert viel zu lange. Am 12. Juli 2011 hat Apple Entwickler offiziell dazu aufgerufen, Lion-kompatible Apps in den App Store zu laden, um sicherzustellen, dass etwaige Bugs im Zusammenhang mit OS X 10.7 ausgemerzt werden, bevor sich die Anwender auf den Löwen stürzen. Ob die „ersten Apps“ drei Tage später schon vor dem Aufruf eingereicht wurden oder Apple tatsächlich so schnell war, will ich von hier aus nicht beurteilen, aber für das Beispiel, auf das ich hinaus möchte, dürfte wohl ersteres zutreffen.

Das Beispiel ist nämlich der FTP-Client Transmit. Laut Release-Notes im Internet kam die Version 4.1.6 – die aktuellste im MAS – am 05.07. heraus. Im Mac App Store ist sie seit 15.07. zu haben. Wenn sie gleichzeitig mit dem Web-Release in den MAS hochgeladen wurde, dauerte die Review-Phase von Apple für 4.1.6 satte 10 Tage. Schlimmer noch sieht es aber mit der eigentlich aktuellen Version 4.1.7 aus, die noch einen Lion-Fehler behebt (nämlich, dass FTP-Verbindungen im Finder wie USB-Sticks dargestellt und behandelt werden, eine tolle Funktion!). Diese kam am 21.07. heraus und befindet sich immer noch, also schon seit 18 Tagen in der Warteschlange. Selbst bei Panic selbst kann man sich das nicht erklären – in epischer Form haben sie das Phänomen in ihrem Weblog erklärt, die Kurzform gibt es bei Twitter.

Erde an Apple? Mac App Store gut und schön. Ich befürchte, ihr habt bei den anderen App Stores das gleiche Problem, nur mangels anderer (offizieller) Zugangsmöglichkeit zu Apps merkt man es nicht so. Aber auf dem Mac – es dauert zu lange, bis Updates durchgewunken werden, viel zu lange. Wenn ihr sagt, dass der App Store der „beste Weg“ ist, um neue Programme zu finden und zu kaufen, dann tut etwas dafür, dass dies auch stimmt. Bugs können vorkommen, aber es sind (zu 30%) EURE Kunden, die darunter leiden. Es darf jedenfalls nicht sein, dass eure Kunden noch benachteiligt werden, wenn sie euch einen Teil des Kaufpreises abgeben (müssen) – und auch Entwickler lassen sich sowas nur eine bestimmte Zeit lang gefallen.


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