SPY mouse oder wie EA Origin gegen alle Widerstände etabliert

Alexander Trust, den 20. November 2011
SPY mouse HD

Der eigentliche Inhalt der Meldung sollte sein, dass Electronic Arts SPY mouse HD für Apples iPad veröffentlicht hat. Im Puzzlespiel dreht sich alles um Agent Squeaks unbändige Lust auf Käse. Zahlreiche Gefahren werden in Kauf genommen, um an das Objekt der Begierde zu kommen. iPad-Besitzer können dem Agenten seit Kurzem bei seinen Missionen auch auf Apples Tablet unter die Arme greifen, mit von der Partie: Origin.

In der Rolle des Agenten Squeak müssen sich Spieler in SPY mouse HD zahlreichen Gefahren stellen und trotz aller Hindernisse 72 Level in sechs verschiedenen Welten absolvieren, um an den geliebten Käse zu kommen. Besonders trickreiche Spieler wissen dabei die vielen Fallen und Feinde, wie beispielsweise Katzen, geschickt mit Fake-Mäusen und weiteren Kniffen zu umgehen. Sechs große Boss-Kämpfe warten im Spiel auf den käsehungrigen Agenten.

Das Spiel wurde von Firement entwickelt, einem Studio, das für seine Real-Racing-Serie und das Line-Drawing-Game Flight Control bekannt ist. Electronic Arts hatte das australische Entwicklerstudio aufgekauft. SPY mouse HD ist seit Kurzem zum Preis von 2,39 Euro für iPad im App Store erhältlich. Es wurde vor ein paar Wochen bereits für iPhone und iPod touch veröffentlicht.

Causa Origin

Anders als bei den übrigen Spielen von Firemint selbst, kommt in SPY Mouse nicht mehr Apples Social-Gaming-Komponente Game Center zum Einsatz, sondern Origin. Vielleicht hat EA das Spiel auch deshalb unter eigenem Namen veröffentlicht, um der Marke Firemint nicht zu sehr zu schaden, da gerade das Origin-Netzwerk in den vergangenen Wochen und Monaten mehr als einmal für Unmut sorgte.

Spieler können immer noch ihren Highscore mit anderen vergleichen, müssen dazu aber auf das massiv in die Kritik geratene, proprietäre „Origin“ zurückgreifen. EA hat vor Kurzem einige Klauseln in den Datenschutzbestimmungen überarbeitet, nachdem Vorwürfe laut geworden waren, dass die Origin-Software die Computer der Spieler ausspionieren soll. EA wehrte sich zwar gegen die Vorwürfe, tat dies jedoch eher ungeschickt, weil man gleichzeitig darauf hinwies, dass viele „Mitkonkurrenten“ mit ähnlichen Klauseln in ihren Datenschutzbestimmungen agieren würden. Die Begründung, nur „weil es andere auch machen“, hat noch nie wirklich viel Überzeugungskraft besessen.

Besonders problematisch wurde die Causa Origin in den letzten Monaten zunächst in Verbindung mit der PC-Version von FIFA 12. Zum Release Anfang Oktober beschwerten sich Käufer darüber, dass sie das Spiel nicht spielen konnten, da die Online-Verbindung notwendig ist und eben nicht funktionierte. Zudem ärgerten sich vor allem Besitzer von schmalbandigen Internetzugängen, oder solchen, die wegen ihres Einzugsgebietes technisch nicht moderne DSL-Downloadraten bieten konnten, darüber dass Origin sie zwang teils mehrere Gigabyte an Updates herunterladen mussten. EA besserte 2 Wochen später mit einem Patch nach.

Als dann Ende Oktober der Shooter Battlefield 3 veröffentlicht wurde, kam es zum vorher erwähnten GAU mit dem „Schnüffel-Skandal“. Bei Amazon fanden sich mehrere tausend Wertungen mit nur einem Stern allein in Deutschland.

City Bank lässt grüßen

Dass EA nun sein Netzwerk auch auf weiteren Plattformen mit aller Macht etablieren will, stößt sicherlich nicht überall auf Gegenliebe. Anfangs war gar nicht so recht klar, was EA mit Origin überhaupt erreichen wollte. Es machte zunächst den Anschein, dass nur ein neuer Namen für ein altes Produkt gesucht wird, das bei den Kunden nicht so gut ankam. So wie die City Bank sich entschied, nach den Skandalen um die Immobilienkrise und das „verbrannte“ Geld vieler Privatkunden, den Namen zu ändern. Doch nun ist der neue Name bereits in Verruf geraten.

Bei EA war der Namenswechsel damit begründet, dass der EA Store nicht so recht bei den Kunden ankommen wollte. Überteuerte Preise für Download-Games, die es anderswo billiger gab, wollte scheinbar niemand kaufen. Im Sommer dieses Jahres dann wurde Origin von EA als Steam-Konkurrenz positioniert. Mittlerweile aber ist aus dem Online-Shop ein Moloch geworden, der Daten von Gamern zwecks Vergleich der Highscore mit Freunden sammelt.

Name mit Überzeugungskraft

Wer ein wenig in die Firmengeschichte von EA guckt, stellt sogar schnell fest, dass Origin ursprünglich eine richtig gut bewertete Marke war. Origin Systems wurde 1983 von Richard Garriott und dessen Bruder gegründet, um den dritten Teil des Rollenspiels Ultima zu veröffentlichen. Sicherlich ist Origin mit ebendiesem Rollenspiel und vor allem Weltraumspielen wie Wing Commander oder Privateer verbunden. Anfang der 90er wurde das Entwicklerstudio dann von EA übernommen, und so wie viele Studios, die einst von EA aufgekauft wurden, irgendwann (Mitte der 2000er) auch wieder geschlossen. Zumindest wurde der Name zu diesem Zeitpunkt beerdigt und neben Entlassungen einiger Mitarbeitet hat EA sicherlich auch andere Mitarbeiter behalten.

Ein ursprünglich positiv belegter Begriff wie Origin ist in den letzten Wochen und Monaten also in die Kritik geraten, und nun versucht EA trotzdem mit aller Macht dieses Online-Netzwerk zu etablieren, koste es, was es wolle. Persönlich bin ich der Auffassung, dass EA sich damit keinen Gefallen tut, zumal man Origin nicht als Innovation, sondern eher als Politikum betrachten muss. Die Entscheidung für Origin hat sicherlich keine hehren Gründe gehabt.

Aktuell sieht sich der Publisher zudem einer Sammelklage in den USA ausgesetzt von verprellten PlayStation-3-Besitzern, die auf ein Versprechen des Publisher reingefallen waren, man täte bei der PS3-Version des Shooters Battlefield 3 auch eine Version von Battlefield 1943 zusätzlich auf die Blu-ray packen. Über Twitter nahm EA kurz vor der Veröffentlichung das Versprechen zurück und ist damit nach Auffassung der Anwälte und Kläger zu spät und vor allem nicht umfassend genug an die Öffentlichkeit gegangen.


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