Apple stellt das „neue“ iPad mit Retina-Display vor

Alexander Trust, den 7. März 2012
iPad 3
iPad 3

Am heutigen Abend haben Tim Cook und Phil Schiller das „neue“ iPad der Öffentlichkeit präsentiert. Die gute Nachricht: Es wird schon nächste Woche in Deutschland zu kaufen sein. Es heißt aber nicht iPad 2S oder iPad 3, sondern schlicht „das neue iPad“ und bietet unter anderem das erwartete Retina-Display und LTE als neuen Standard in der Mobilfunk-Übertragung.

Tim Cook leitete die Präsentation des neuen iPad-Modells am Abend in San Francisco damit ein, dass er das Apple-Tablet als das Vorzeigekind der Post-PC-Ära charakterisierte. Das Gerät habe irgendwie jeden überrascht, so Cook, und es habe ein tolles „Momentum“, bzw. eine prima (Eigen-)Dynamik entwickelt. Alleine im letzten Quartal sollen 15,4 Millionen Einheiten verkauft worden sein. Dies sei mehr, als irgendein PC-Hersteller im selben Zeitraum an Computern verkauft habe. Hewlett Packard soll laut Cook im selben Quartal „nur“ 15,1 Millionen Computer umgesetzt haben.

Das Tablet für Alle und Alles

Cook wurde nicht müde, die Vorzüge des Tablets zu beschreiben und zitierte Aussagen einzelner Benutzer aus seinem Umfeld oder solchen, die man zu ihrer Nutzung des Apple-Tablets befragt hatte. Die Quintessenz: Das iPad seit „großartig“, um damit im Internet zu surfen, E-Mails zu schreiben, E-Books zu lesen, zu spielen (sogar im Vergleich zu Konsolen) – laut Engadgets Tim Stevens soll bei diesem Vergleich von Cook den „Hardcore Gamern“ im Saal im Yerba Buena Center for the Arts ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen sein. Diesen Zuspruch charakterisierte Tim Cook als „außergewöhnlich“ für ein Device, das erst seit 2 Jahren auf dem Markt sei.

Aktuell seien über 200.000 Apps, die speziell für Apples Tablets entwickelt wurden, im App Store verfügbar. Viele dieser Apps würde man auf Geräten der Konkurrenz nicht finden, und obgleich im letzten Jahr über 100 neue Tablets auf den Markt gekommen sein sollen, gäbe es nirgendwo einen solchen Wettbewerb wie beim iPad, der zu immer besseren, und immer mehr Apps führte. Um den Anwesenden das vor Augen zu führen, präsentierte Tim Cook zum Beispiel eine Twitter-App auf dem iPad und auf einem Samsung-Tablet. Erstere würde prima vom größeren Bildschirm Gebrauch machen. Diese Angepasstheit der Apps an den großen Bildschirm nennt Cook auch als Grund, warum das iPad gegenüber der Konkurrenz so viel besser abschneide („This is a key reason why momentum on iPad continues to build and the competitive tablets aren’t​ gaining traction.“).

The new iPad

Nach dem Vorgepänkel stellte Cook das neue iPad vor („The new iPad“). Zur Präsentation in Aktion kam Phil Schiller auf die Bühne. Dieser stellte sogleich das neue Retina-Display ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Schiller machte darauf aufmerksam, dass keiner der Konkurrenten bis dato diese Display-Technologie übertroffen hätte. Außerdem wies er darauf hin, dass es schwer sei, die volle „Pracht“ zu präsentieren, immerhin habe das Bild auf der Leinwand hinter ihm eine geringere Auflösung als das iPad selbst; er probierte es trotzdem. Wie auch bei der Präsentation des Retina-Displays am iPhone wurde eine virtuelle Lupe über App-Icons geführt, über Textpassagen in iBooks, über Inhalte aus Internet-Webseiten. Überall erkannte man trotz der Vergrößerung, dass die Inhalte für das Auge klar erkennbar bleiben. Das Retina-Display des neuen iPads bietet eine Auflösung von 2048 x 1536 Pixeln an. Das entspricht 3,1 Millionen Pixeln über den ganzen Bildschirm. Dies sei die größte Anzahl an Pixeln, die ein „Mobile Device“ je angeboten hätte, so Schiller.

Schiller erläuterte den Retina-Effekt noch im Detail. Das iPhone 4 konnte man bis zu 10 Zoll (25,4cm) ans Auge heran halten, ohne dabei die Pixel auseinanderhalten zu können. Beim neuen iPad werden es 15 Zoll (38,1cm) sein. Doch auch bei näherer Betrachtung soll es dem Retina-Bereich nahe kommen. Schiller verspracht außerdem eine deutlich bessere Farbsättigung als beim Vorgängermodell (+44%).

Technik

Im iPad selbst ist (leider) kein A6-Prozessor verbaut, sondern eine A5X-CPU. Diese bietet eine 2-Kern-Recheneinheit. Doch die Grafikeinheit des neuen iPad wird von einer 4-Kern-GPU gespeist (und bewegt sich damit auf dem Level der PS Vita). Man könnte also wegen der CPU auch von einem iPad 2S sprechen, allerdings würde das Retina-Display am Ende die Bezeichnung iPad 3 durchaus rechtfertigen.

Die von Apple präsentierten Informationen lassen sich ad-hoc sicherlich nicht überprüfen, doch laut Phil Schiller sei bereits der A5-Prozessor zweimal so schnell wie ein Tegra 3 und der neue A5X soll sogar viermal so viel Leistung anbieten.

Neue Kamera

Die iSight-Kamera im Gerät bietet einen Sensor mit 5-Megapixel, der hintergrundbeleuchtet ist, eine Linse mit 5 Elementen, einen IR-Filter und ein ISP-Feature, das in den A5X-Chip integriert ist. Das kommt in etwa dem gleich, was man beim iPhone 4S findet und ermöglicht somit scharfe Aufnahmen selbst im Nahbereich und zudem eine sehr geringe Auslöser-Zeit. Es gibt zudem automatische Belichtung und einen Auto-Fokus. Während Schiller von diesen Features sprach, wurden auf der Leinwand hinter ihm diverse Fotos gezeigt, die die Bildqualität der Kamera des neuen iPad demonstrieren sollten.

Weiterhin wird man mit der Kamera des neuen iPad in der Lage sein, Videoaufnahmen in einer Auflösung von 1080p anzufertigen. Über die Software wird zudem eine Bildstabilisierung der bewegten Bilder erreicht.

Siri

Auf dem Keyboard des neuen iPad findet man künftig auch das vom iPhone 4S bekannte Lautsprecher-Symbol. Es gibt also eine Siri-Anbindung. Zum Start soll das Gerät neben US- und Britisch-Englisch, auch den Dialekt in Australien, und Französisch, Deutsch und Japanisch verstehen. Über den Umfang des jeweiligen Verstehens wurden keine Aussagen gemacht. Immerhin sind die englischen Sprachfassungen jeweils die elaborierteren, mit denen man noch mehr Aufgaben über Sprachbefehle erledigen lassen kann.

LTE

Im Vorfeld war darüber speukliert worden, ob auch die neue LTE-Übertragungstechnik Einzug ins iPad halten würde. Diese Spekulation hat nun ein Ende, und LTE wird vom neuen iPad unterstützt werden. Zudem wird auch bei bisherigen Übertragunsmöglichkeiten noch mehr rausgeholt als beim Vorgänger. Während das iPad 2 bis zu 7,2 MBit/s mit HSPA anbietet, wird das neue z. B. auch den HSPA+-Standard unterstützen, der theoretische 21 MBit/s leisten soll, außerdem DC-HSDPA mit 42 MBit/s. Der neue LTE-Standard soll „theoretisch“ sogar 72 Mbit/s an Übertragungsgeschwindigkeit erlauben.

Phil Schiller schwärmte, dass die Performance atemberaubend sei und man die neuen Hochgeschwindigkeitsnetzwerke lieben werde. Das gilt aber vorerst nur in der Breite für die USA, weil hierzulande die Infrastruktur noch gar nicht so weit ist, wenngleich Apple in einer Randnotiz auch „Teile der Welt“ erwähnte, in denen ebenfalls das neue LTE bereits unterstützt würde. Auf der Bühne wurde in einer Demo ein Vergleich zwischen den Geschwindigkeiten von HSPA und 4G LTE angestellt, die Kollegen von Engadget mutmaßten, ob es sich dabei nicht bloß um eine Aufzeichnung gehandelt habe, anstelle einer tatsächlichen Live-Demo. Neben Bilder-Up- und Downloads, die über das AT&T-Netzwerk durchgeführt wurden, zeigte man auch Videos über Vimeo gestreamt, allerdings über das Verizon-LTE-Netzwerk. Darüber hinaus sind als Partner für LTE noch Rogers, Bell und Tellus genannt worden. In den USA haben die Kunden demnach die Qual der Wahl, während wir in Deutschland wohl vorerst in die Röhre gucken. Da die Netzwerkstandards sich in den USA im Bereich von LTE aber unterscheiden, wird es auch unterschiedliche iPads geben. Den Modellen ist aber gemein, dass sie allesamt die 3G-Standards verstehen, und man damit weltweit in den Mobilfunknetzen unterwegs sein wird kann. In der offiziellen Pressemitteilung von Apple Deutschland findet sich zumindest kein Hinweis auf einen deutschen Carrier, der LTE anbieten wird.

Neu am iPad ist auch die Möglichkeit, das Gerät als Personal Hotspot einzurichten, wenn der eigene Carrier diese Funktion denn akzeptiert.

Batterie, Maße, Preise und Verfügbarkeit

Nach wie vor 10 Stunden Batterielaufzeit bietet das neue iPad laut Apple und 9 Stunden im Betrieb mit 4G. Das Gerät ist 9,4mm dick und wiegt 1,4lbs (635gr), ist entsprechend ein wenig schwerer als der Vorgänger.

479 Euro kostet das Gerät in der 16 GB-Ausführung. Die 32 GB-Variante kostet 579 Euro und 679 Euro muss man für die 64GB-Wi-Fi-Version ausgeben. Die 4G-Varianten sind jeweils etwas teurer, beginnend bei 599 Euro (16 GB), 699 Euro (32 GB) und 799 Euro für das 64 GB-Modell mit W-Lan und 4G.

Die Geräte sollen bereits ab dem 16. März zu kaufen sein, wie auch das neue Apple TV. Vorbestellungen sollen bereits jetzt möglich sein und die Verfügbarkeit zum genannten Datum soll in den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Japan, Hongkong, Singapur und Australien sichergestellt sein. Dies sei der größte „Rollout“ von Apple bisher. Nur eine Woche später, nämlich ab dem 23ten März, werden 26 weitere Länder mit dem neuen iPad bedient, darunter auch unsere Nachbarn aus Österreich, Belgien, den Niederlanden oder Polen.

Die Standard-Apps wurden übrigens an das Mehr an Leistung angepasst und auch an die höhere Auflösung, zu iPhoto, iMovie und Co aber mehr in einem weiteren Beitrag.

Der Knopf bleibt

Ein letztes Wort noch zum „neuen iPad“, wie es offiziell genannt wird: Wie man auf den Bildern sehen kann, ist auch der Home-Button trotz vieler Gerüchte im Vorfeld nicht verschwunden. Die einen wird’s sicherlich freuen, andere finden spätestens an dieser Stelle ihr persönliches Haar in der Suppe, wenn sie nicht schon vorher bei den „neuen“ Hardware-Spezifikationen etwas auszusetzen haben.


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