Elgato Thunderbolt SSD: Hands on und Kurz-Benchmark auf der CeBIT

Stefan Keller, den 8. März 2012
Elgato Thunderbolt SSD
Elgato Thunderbolt SSD

Diese Woche hat Elgato eine SSD-Festplatte für den Thunderbolt-Anschluss für einen stolzen Preis angekündigt. Während die Auslieferung in diesen Tagen anläuft, hat der ansonsten für EyeTV-Produkte bekannte Hersteller uns auf der CeBIT den Massenspeicher näher gebracht.

Am Dienstag hat Elgato kurzfristig die SSD-Festplatte mit Thunderbolt-Anschluss angekündigt. Sie ist in den Größen 120 und 240 GB verfügbar, der Preis liegt bei knapp 400 bzw. 650 Euro. Besonders betonte Elgato, dass der Massenspeicher ohne Lüfter auskommt und deshalb einen geräuschlosen Betrieb ermöglicht.

Auf der CeBIT im Planet Reseller (Halle 15) haben wir uns ein Bild von der TB-SSD machen können. Im System wird sie als Thunderbolt-Festplatte erkannt, aber wie ein normaler Datenträger behandelt. Apropos normal: Natürlich ist die SSD auch als Boot-Medium verwendbar.

Das Test-System auf dem Messestand von Elgato ist ein MacBook Air, das mit OS X Lion ausgestattet ist. Das verwendete SSD-Modell ist das kleinere mit 120 GB, von denen noch gut 21 GB frei sind. Zum Testen wurde QuickBench 4.0 verwendet, gefahren wurde der „Extended Test“ mit Dateigrößen zwischen 20 und 100 MB. Die beiden Optionen, die sich in der Regel positiv auf den Ausgang der Messung auswirken, „Asynchronous I/O“ und „Allow Cache Effects“, wurden deaktiviert. Bereits nach wenigen Durchgängen hat sich ein Durchschnittswert von 270 bis 272 MB/s lesend und etwa 250 MB/s schreibend eingependelt. Als Vergleich durfte unter anderem eine Firewire-800-Festplatte herhalten, die im gleichen Benchmark auf ca 80 MB/s kam.

Von technischer Seite gibt es einige spannende Details im Bezug auf Elgatos Thunderbolt SSD: Im Gehäuse, das im Ganzen aus Metall besteht, werkelt (momentan) eine SSD von SanDisk aus der Ultra-Serie. Eine nicht komplett unwichtige Information für Interessenten ist, dass OS X den TRIM-Befehl nicht von sich aus aktiviert. Dies müsste etwa mit dem TRIM Enabler nachgeholt werden, um die Performance so lange wie möglich zu erhalten. Flash-Speicher kann nur dann beschrieben werden, wenn keine anderen Daten darauf gespeichert sind. Dateisysteme kennen i.d.R. nur Magnetspeicher, wo Überschreiben kein Problem ist. Beim Löschen wird daher ein Block als „wieder verfügbar“ gekennzeichnet, nicht jedoch geleert. Der TRIM-Befehl soll genau diese Informationslücke schließen, damit freier Speicher bei Gelegenheit geleert werden kann und dies nicht erst im Vorfeld zu einem gewollten Schreibvorgang geschehen muss.

Das Laufwerk ist absichtlich nach dem SATA-II-Standard gebaut, obwohl der eingebaute Controller SATA-III-Laufwerke unterstützen würde. Dies liegt an einer Vielzahl von Herausforderungen, die bei der Entwicklung gemeistert werden mussten, beispielsweise Stromverbrauch, Wärmeabgabe und das Verhältnis von Performance zum Preis. Das Metall-Gehäuse erfüllt zwei Zwecke: Es sieht edel aus und dient der Wärmeleitung. Speziell letzteres war nach dem Benchmark-Maraton dringend notwendig, unter Dauer-Feuer wird die SSD relativ heiß. Ein weiterer Punkt ist der Stromverbrauch, der per Thunderbolt-Spezifikation auf 10 W limitiert ist. Da Mobilität eines der Design-Ziele bei der Entwicklung war, wurde auf ein externes Netzteil verzichtet, weshalb der Strom aus der Schnittstelle ausreichen muss. Ein Wechsel zwischen Bus- und Selbstversorgung ist für die Thunderbolt-Schnittstelle nebenbei bemerkt auch nicht vorgesehen (was bei Firewire gängige Praxis ist). Der Strom ist übrigens auch der Grund, warum es nur einen Thunderbolt-Port am Gehäuse der TB-SSD gibt. Da für ggf. später in der Kette kommende Geräte nur noch wenig bis kein Strom mehr zur Verfügung steht, muss die SSD-Platte am Ende der Thunderbolt-Kette stehen.

Ein Wechsel des verwendeten Datenträgers ist nicht vorgesehen und in vielen Fällen auch nicht einfach. Einmal mehr erschwert das Verlassen auf die Stromversorgung des Thunderbolt-Anschluss die Auswahl geeigneter Laufwerke – problematisch ist laut Hersteller zudem, dass zur Evaluierung wirklich geeigneter Geräte umfangreiche Tests notwendig sind, ein einfacher Funktionstest häufig positiv ausfällt, es aber Situationen gibt, in denen der Dienst quittiert wird; eine stabile Konfiguration wird nur mit der mitgelieferten SSD garantiert.

Für Interessierte ist zudem wichtig zu wissen, dass kein Thunderbolt-Kabel im Karton liegt, die Anschaffung des Laufwerks dürfte die meisten Anwender also noch einmal knapp 50 Euro mehr kosten. Dies liegt unter anderem daran, dass Apples TB-auf-TB-Kabel momentan das einzige ist, das gekauft werden kann. Mit einer Länge von 2 Metern ist es als Anschlusskabel für eine mobile Festplatte jedoch recht lang. Gravierender noch ist, dass Apple das Kabel nur an Endkunden verkauft. Lars Felber, Product Marketing Manager bei Elgato, erwähnte im Gespräch, dass man sich auch an einem eigenen Kabel versucht, dieses Ziel aufgrund der Komplexität aber bislang noch nicht mit einem kaufbaren Produkt erreicht wurde. Im Kabel sind an beiden Anschlussenden Chips verbaut, sogar eine Firmware wird eingesetzt, die aktualisiert werden kann.

Als Zielgruppe nennt Elgato alle, die auf Geschwindigkeit angewiesen und einen Massenspeicher entweder als Backup-Möglichkeit oder zum Auslagern benötigen. Besonders professionelle Fotografen, die mit großen Datenmengen im RAW-Format hantieren, sollen an einem solchen Laufwerk interessiert gewesen sein.

Die beiden Varianten der Elgato Thunderbolt SSD Festplatten sind ab sofort im Handel erhältlich. Unter anderem kann man sie im Elgato-Online-Shop beziehen, sie soll demnächst auch bei Apple und Amazon (ohne Marketplace) zu haben sein.


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