Das neue iPad: Rechenleistung für Retina-Display benötigt

Stefan Keller, den 20. März 2012

Das neue iPad ist seit Freitag im Handel erhältlich und bringt zusammen mit dem Retina-Display, einer Diktierfunktion und der hierzulande nicht nutzbaren LTE-Unterstützung einen überarbeiteten Prozessor mit sich. Er heißt Apple A5X und hat nun vier Grafikkerne – die aber unterm Strich genauso schnell sind, wie jene vom A5 im iPad 2. Dies zeigt ein Benchmark, den Insanely Great Mac durchgeführt hat.

Eigentlich ist die Rechnung ja ganz einfach: Viermal so viele Pixel und viermal so viel Rechenleistung ergibt dieselbe Performance. Dies ist zwar nur im Worst-Case gegeben (Flächen lassen sich beispielsweise performanter berechnen), aber eben jener Fall ist vor allem für Spiele eher die Regel.

Dass sich Theorie und Praxis hin und wieder doch auf Augenhöhe begegnen, zeigt Insanely Great Mac. In einem Video, das auf YouTube zu sehen ist, werden die Ergebnisse der durchgeführten Benchmarks festgehalten. Dabei wird nicht nur das neue iPad mit dem iPad 2, sondern auch mit dem ersten iPad verglichen. Dieses hatte den Apple A4-Prozessor, der nur mit einem Kern auskommen musste.

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Der erste Test, der gelaufen ist, stammt von GLBench. Dieser wurde „Offscreen“ durchgeführt, das bedeutet, dass nur gerechnet, aber nichts angezeigt wird. In beiden Disziplinen, Egypt 2.1 und Pro 2.1, fällt das Ergebnis so aus, dass das neue iPad eine nicht ganz doppelt so hohe Punktzahl erreicht wie das iPad 2, das Ur-iPad wird hingegen weit abgeschlagen im Regen stehen gelassen.

Im zweiten Testlauf wurden die Render-Ergebnisse live angezeigt, die Disziplinen waren dieselben. Es zeigt sich aber, dass das Retina-Display so ziemlich die gesamte Mehr-Leistung des neuen Grafikprozessors für sich beansprucht. Ein paar mehr Bilder wurden nach Abschluss des Tests doch berechnet, aber diese haben allenfalls symbolischen Charakter.

Keine große Überraschung bietet der Benchmark der CPU-Performance: Der allgemeine Rechenchip ist der gleiche wie im Vorgängermodell, entsprechend fällt das Ergebnis relativ gleich aus. Interessant ist, dass das iPad 2 laut Graph sogar noch minimal schneller rechnen kann, wobei dies auf verschiedene Ursachen zurückführbar ist. Insgesamt ist der Apple A5(X) bei allgemeinen Berechnungen nicht ganz doppelt so schnell wie der A4 im iPad 1.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim SunSpider-Test ab. Es handelt sich hierbei um einen Benchmark, der von den WebKit-Entwicklern zusammengestellt wurde, um die Performance der JavaScript-Engine zu messen. iPad 2 und das neue iPad liegen beinahe gleich auf (iPad „3“ ist minimal schneller), während die erste Generation fast doppelt so lange brauchte, um alle Tests abzuschließen.

Am Ende kann man also festhalten, dass das neue iPad im Tablet-Betrieb „nur“ durch sein Retina-Display punktet. Der Grafik-Prozessor ist stark genug, um die vom iPad 2 gewohnte Bildqualität in doppelter Auflösung abzubilden, für mehr reicht es aber nicht. Anders würde es sicherlich dann aussehen, wenn man die Ausgabe per HDMI auf einen HD-Fernseher leitet – dieser hat weniger Pixel als das Retina-Display, entsprechend könnte der Grafikchip hier seine Stärken ausspielen. Der Hauptprozessor an sich kann ansonsten als gleich charakterisiert werden, lediglich der Arbeitsspeicher wurde verdoppelt. Ob grafisch aufwendige Apps wie Spiele zumindest an dieser Stelle einen zusätzlichen Nutzen haben oder die Texturgrößen auch den RAM für sich benötigen, wird die Zukunft zeigen. Zumindest aber beim Surfen soll sich der zusätzliche Speicher positiv auf das Nutzererlebnis auswirken, wie ersten Stimmen aus sozialen Netzwerken entnommen werden kann.


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