NVIDIA: Nouveau-Open-Source-Treiber landen im Linux-Kernel

Stefan Keller, den 16. April 2012
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Linux-Anwender können sich freuen: Die Open-Source-Implementierung der NVIDIA-Treiber wurde für stabil erklärt. Linus Torvalds selbst hatte angestoßen, die Treiber nun in das offizielle Kernel-Paket aufzunehmen, ab der Kernel-Version 3.4 soll dies dann geschehen. Die offiziellen Treiber per Reverse Engineering neu zu programmieren, hat die Entwickler beinahe sechs Jahre gekostet.

Während AMD mittlerweile die Open-Source-Gemeinde mit Dokumentationen und Code-Übermittlungen beglückt, tut sich NVIDIA noch immer schwer, wenn es um Open-Source-Treiber geht. Zwar werden viele Betriebssysteme außerhalb von Windows mit Treibern gesegnet, jedoch werden alle nur als Binärpaket angeboten – Probleme nach einem Kernel-Update sind also nicht auszuschließen. Deshalb gibt es einige Versuche, die NVIDIA-Treiber quelloffen nachzubilden. Nach sechs Jahren ist das Nouveau-Paket nun hinreichend stabil, dass Linus Torvalds es in den stable-Zweig des Linux-Kernels verfrachten will.

In der Ankündigung dazu wird in einem etwas länglichem Artikel wiedergegeben, wie es zu der Entwicklung gekommen ist, welchen Problemen man begegnete, welche Chips unterstützt werden und letztendlich, wie sich der Open-Source-Treiber gegenüber dem proprietären von NVIDIA selbst schlägt. Die Entwickler versprechen, dass für beinahe alle NVIDIA-Chips zumindest 2D-Unterstützung gegeben ist, GeForce 3 und 4 bekommen „halbwegs funktionstüchtigen“ OpenGL-Support und ab GeForce 6 sollten keine Probleme mehr zu erwarten sein.

Linux-Anwender waren beim Hardware-Kauf häufig hin- und hergerissen, welche Grafikkarte sie einbauen sollten. Auf der sicheren Seite war man mit Intel-Chips, die aber mit einer eher mauen Performance aufgefallen sind. Für AMD/ATI gab es zwar (zumindest nach der Übernahme von ATI durch AMD) Open-Source-Treiber, doch waren diese alles andere als stabil und auch die Closed-Source-Treiber haben gerne mal für Probleme gesorgt. Währenddessen fielen die NVIDIA-Treiber dadurch auf, dass sie vergleichsweise stressfrei ihren Dienst verrichten – jedenfalls solange man nicht den Kernel aktualisiert. Mit Open-Source-Treibern im Kernel dürfte sich die Situation also maßgeblich entspannen in der Zukunft.

Beim Reverse Engineering wird versucht, zu untersuchen, wie Hard- oder Software auf bestimmte Eingaben reagiert. Aus diesen Erkenntnissen wird dann die Software (in dem Fall ein Treiber) nachgebildet, der die Hardware ansprechen kann. Der Vorteil an der Sache ist, dass man nicht auf die Gnade des Herstellers angewiesen ist und selbst zu Schlussfolgerungen kommen kann, Nachteil ist, dass dieser Weg sehr lange dauert und ausgenutzte „Fehlfunktionen“ in der Regel nicht implementiert werden, was zu Fehlern bei bestimmter Software führen kann.


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