Google: Cloud-Speicher ein Datenschutz-Desaster?

Alexander Trust, den 19. April 2012
Google-Screenshot
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Vielleicht schon in der kommenden Woche soll Googles Cloud-Speicher der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Damit konkurriert der Anbieter der Suchmaschine auf einem Feld, das mit Apples iCloud, Box und Dropbox schon einige namhafte Konkurrenz hat, betont Ryan Faas von Cult of Mac.

Gesunde Skepsis

Laut Faas liegt es auf der Hand, dass vor allem in der Business-Welt eine gewisse Grund-Skepsis vorherrscht, wenn es um die Benutzung solcher Cloud-Dienste geht. Denn immerhin würden offizielle Dokumente aus dem Büro an einen fremden Service übergeben. Doch Faas glaubt, dass zum Start eines „Cloud Storage“-Service von Google das Misstrauen gegenüber demselben „besonders“ groß sein könnte.

Unterschied Kunde und gläserner Kunde

Und er versucht dies auch zu begründen. Die allermeisten Anbieter von „Wolken“-Speicher betrachteten ihre Nutzer als Kunden, und böten ihnen einen Service an. Oft geschieht dies in Form eines Freemium-Modells, das einen gewissen Basisspeicher kostenlos zur Verfügung stellt und zusätzlicher Speicher, sowie weitere Features, müssten gegen Geld hinzugekauft werden. Bei Apple wäre iCloud indes eher ein Mitbringsel, das andere Produkte aufwerten soll, wie beispielsweise das Betriebsystem oder die Office- und Foto-Anwendungen.

Googles Modell: Werbung und dessen Rattenschwanz

Google aber wird seinen Cloud-Speicher wohl zu denselben Bedingungen anbieten, wie alle anderen seiner Dienste: komplett kostenlos. Im Gegenzug aber würde man versuchen über Werbung den Dienst zu finanzieren und zu monetarisieren. Vor allem über das Generieren von Nutzer- und Nutzungsdaten, die man an potenzielle Werbekunden verkaufen kann, denkt Ryan Faas.

Dateinamen und -formate auslesen

Der Cult-of-Mac-Autor glaubt zwar nicht, dass Google nun anfängt die Dateien der Cloud-Kunden einzeln zu durchforsten. Doch schon der Dateiname verrät vielleicht genug über den Inhalt einer Datei. Dazu kommt die IP-Adresse der Kunden, die Art des „Device“ (Desktop, Laptop, Tablet, Smartphone, usf.), über das man sich verbindet. Das Tauschverhalten, der Traffic, den Dateien erzeugen, und viele weitere Informationen mehr wird Google, wenn sie dem gleichen Geschäftsmodell folgen wie bei ihren übrigen Services, erhalten und laut Faas auch auswerten.

Zu kurz gedacht?

Er hat mit seiner Analyse einerseits Recht. Doch auf der anderen Seite unterstellt er, dass das unterschiedliche Geschäftsmodell die anderen Anbieter nicht zu einem solchen Verhalten verleitet. Denn es besteht ja kein Bedarf. Das scheint ein wenig vorschnell, um nicht zu sagen naiv. Auch Apple oder Dropbox und andere „könnten“ theoretisch die gleichen Daten auslesen. Ob sie es tun, bzw. ob sie es nicht tun, nur weil es ihrem Geschäftsmodell nicht auf den ersten Blick zuträglich ist, ist sicherlich diskutabel. Persönlich nutze ich viele Apple-Produkte, würde aber nicht „unterschreiben“, dass Apple keine Daten in der Form sammelt, wie Faas annimmt, Google würde es tun.

Datenschutzvereinbarung

Doch ein weiterer Punkt ist besonders bedenkenswert. Faas betont, dass Google zu Beginn des Jahres eine neue Datenschutzrichtlinie eingeführt hat. Nicht jeder wird sie gelesen haben, gemerkt haben es aber viele, als zum Beispiel YouTube dann nur noch funktionierte, wenn man es mit einem neuen oder schon vorhandenen Google-Account zusammenlegte. Überhaupt wurden viele, wenn nicht sogar alle Dienste von Google (Mail, Reader, Feedburner, Analytics, usf.) „zentralisiert“.

So sieht jedenfalls die neue Datenschutzrichtlinie vor, dass Google Daten der einzelnen Services miteinander in Verbindung bringen kann. Es dürfte nicht schwer fallen, sich zu überlegen, was all diese Informationen, wenn man sie auch noch miteinander in Verbindung bringt, für einen gläsernen Menschen aus uns machen. Jedenfalls gegenüber Google (und seinen Advertisern). Und an dieser Stelle möchte ich betonen, dass das wenn überhaupt nur latente Kritik sein kann, weil ich mich schon sehr früh mit diesem weltweiten Glashaus arrangiert habe und aber weder zum Lager der Technikfeinde noch zum Lager der Technokraten mich zähle.


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