Crysis 2 – Zeichnet das beste Spiel aus!

Frederic Schneider, den 25. April 2012

Aus der CDU / CSU gibt es Unmut, dass Crysis 2 als Bestes Deutsches Computerspiel nominiert wurde. Der Ego-Shooter sei eben ein Killerspiel. Eine Kritik, die bei unserem Kommentator Frederic Schneider auf großes Unverständnis stößt.

1,99 Milliarden Euro – so viel Geld haben die Deutschen im vergangenen Jahr für Computer- und Videospiele ausgegeben. Die Anschaffung von Hardware noch nicht eingerechnet. Die Spielebranche boomt – weiterhin! Doch ob dieses ökonomischen Erfolges: die gesellschaftliche Akzeptanz stagniert fortwährend. Skeptiker und Kritiker malen weiterhin das durch sie selbst erzeugte Bild von „Killerspielen“, welche unseren Kindern erheblich schaden würden. Das vermeintlich Negative rückt in den Vordergrund, die eigentliche Geschichte und der technologische Hintergrund einer Spiele-Produktion spielt in einer, zumal politischen Debatte selten eine Rolle.

Wolfgang Börnsen, medienpolitischer Sprecher der CDU / CSU, hat nunmehr vehement kritisiert, beim Deutschen Computerspielpreis stünde der Ego-Shooter „Crysis 2“ als Nominierter zur Wahl. Nicht zuletzt dürfte ihn das empören, da das Werk des Frankfurter Studios Crytek auch gute Chancen hat, morgen ausgezeichnet zu werden. Ihn stört, dass ein „Killerspiel“ die Chance hat, als „Bestes Deutsches Computerspiel“ zu gelten.

Dies vermag aus gleich zweierlei Gründen einiger Kritik. Einerseits ist es der Ton, welcher von Wolfgang Börnsen angeschlagen wird: Nicht nur, dass er die Nominierung von „Crysis 2“ ablehnt – er will auch, dass so etwas zukünftig ausgeschlossen wird. Die unabhängige Jury müsse womöglich ausgetauscht werden. In der Jury des Preises sitzen nicht nur Politiker, auch „Leute vom Fach“ wie Jugendschützer, Journalisten, Wissenschaftler oder Vertreter der Spielebranche sitzen mit am Tisch. Börnsens Kritik folgend, will er sich die Jury so basteln, dass ihm am Ende das Ergebnis passt. Von einer unabhängigen Jury dürfte das Publikum jedoch gewiss etwas anderes erwarten. Im Gegenteil: Die bisherige Jurybesetzung ist sehr klug gewählt.

Als zweites muss man Wolfgang Börnsen vorwerfen, dass er an der Realität vorbei kritisiert. Als bestes Computerspiel ist eigentlich die Produktion zu verstehen, welche auf dem Markt die größte Akzeptanz hat, inhaltlich und technologisch glänzen kann. „Crysis 2“ und das Frankfurter Entwicklerstudio Crytek haben international große Anerkennung erworben. Für den IT-Standort Deutschland ist ein Studio wie Crytek ein Segen, zeigt es doch, dass gute Entwicklungen nicht alleine aus China, den USA oder osteuropäischen Staaten kommen, sondern so etwas auch hierzulande möglich ist.

Mittel Akzeptanz zu pflegen

Der Deutsche Computerspielpreis ist eine Chance, Computer- und Videospielen eine deutliche gesellschaftliche Akzeptanz zu ermöglichen und den Produzenten solcher Werke einen Kulturstatus zu verleihen. Insofern handelte der Deutsche Bundestag einst sehr weise. Die Erklärung von Wolfgang Börnsen ist folglich ein großer Rückschritt. Es ist zu hoffen, dass er sich nicht durchsetzen wird. Sicherlich ist am bisherigen Preis einiges optimierbar, so könnte eine Kategorie rein für pädagogisch wertvolle Spiele geschaffen werden – auch, um den Kritikern entgegen zu kommen. Doch am Ende sollte immer noch das Spiel ausgezeichnet werden, das in der jeweiligen Kategorie aus sachlichen Gründen das beste ist, nicht das, was Herrn Börnsen ideologisch passt.

Der Autor ist Mitglied der CDU und im Verein „cnetz“ engagiert, der auf die heutige Presseerklärung von Wolfgang Börnsen mit Unverständnis reagierte.


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