Wenn SEOs Journalisten werden, oder die 5 W-Fragen

Alexander Trust, den 22. Mai 2012
Screenshot: SajoNara Weblog
Screenshot: SajoNara Weblog

Aaron Friedman, Autor bei Search Engine Land hat neben anderen Informationen in einer neuen Kolumne auch eine Methode eines Bekannten vorgetragen, die er für eine der effektivsten hält, Dinge zusammenzufassen. Mit seinem TL;DR (Too Long; Didn’t Read) hofiert er allerdings eine Idee, die bei Nachrichten mit der Beantwortung der 5 W-Fragen an der Tagesordnung ist.

Ich bin selbst Blogger, und ich schreibe gerne. Aber ich schweife manchmal genauso gerne ab, weil mir die Gedanken kommen und ich sie runter schreibe. Dabei Gerät die Struktur des eigenen Textes in den Hintergrund, und dabei vergisst man den Leser irgendwann. Nicht den Leser, der immer vorbei kommt, die Eigenarten kennt, regelmäßig kommentiert und den man mit Glück sogar noch persönlich kennt. Ich meine den Leser, der über eine Suchmaschine auf das eigene Blog kommt, nach einem Thema forscht und sich informieren möchte.

Bloggen im Gros zu ausschweifend?

Bloggen kann „auch“ eine journalistische Tätigkeit sein. Doch wenn man Blogs „im Gros“ sprachlich (und inhaltlich) analysiert, wie ich es während meines Studiums getan habe, dann gibt es trotz inhaltlichen Anspruchs und/oder dem Versuch, mit dem Bloggen Geld zu verdienen, dann gibt es trotz dieser Prämisse sehr viele Blogger, die ins Schwafeln geraten, und damit meine ich nicht die mit dem Katzen-Content oder solche mit dem Ansinnen, ein virtuelles Tagebuch zu führen. Genau daran musste ich denken, als ich heute auf Search Engine Land eine Kolumne von Aaron Friedman las, in der er den Wert von Twitter für das Ranking bei Google noch einmal betonte, und eine Idee eines Freundes namens AJ Kohn hervorhob.

Der Grund ist, dass ich journalistisch „angehaucht“ bin. Während der Schulzeit nahm ich an zwei Projekten mit dem städtischen Remscheider General-Anzeiger und mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung teil. Einige Jahre meldete ich mich für die Berichterstattung von Videospiel-Events an, ging auf Messen, berichtete. Ja, und während meines Studiums analysierte ich in Kursen ebenfalls den Duktus und den Aufbau journalistischer Texte.

Leser erreichen

Nun ist es eine Tradition, die man schon in der Schule – zumindest ich habe das – im Deutsch-Unterricht beigebracht bekommt: Bei Nachrichten-Texten, die informieren wollen, wird man zuerst die 5 W-Fragen beantworten. Danach strukturiert man die Texte vom Wichtigen zum weniger Wichtigen. Das ist aber nicht nur ein Dogma einer Zunft, sondern zugleich sinnvoll für den Leser, und man selbst erreicht auf diese Weise mit seiner Nachricht mehr Leute. Genau an dieser Stelle bin ich scheinbar mit Aaron Friedman einer Meinung.

Denn er hofiert die Idee des Freundes, das TL;DR (Too Long; Didn’t Read) als wohl effektivste Möglichkeit, den Inhalt, den man transportieren will, zusammenzufassen.

„This is probably one of the most effective ways I have ever come across to summarize the main points you are trying to get across in a piece of content.“
Aaron Friedman

An dieser Stelle muss ich einhaken und sagen, dass Friedman als SEO scheinbar sehr leicht zu beeindrucken ist, oder aber eben „nicht“ journalistisch „angehaucht“ ist. Denn was er als effektives Mittel zum Zweck verkauft ist meiner Meinung nach nicht neu, nicht revolutionär. Und doch zeigt dies auch, dass sich „Blogger“ (und SEOs) Gedanken darüber machen, wie sie jemanden erreichen. Anstatt sich aber an der Stelle selbst zu erfinden, könnte man sehr gut auf „journalistische Tugenden“ zurückgreifen, die an vielen Stellen beschrieben werden. Vielleicht würde dann auch die Kluft zwischen emanzipierten Bloggern auf der einen Seite, und Hardliner-Journalisten, die um ihre Jobs fürchten, auf der anderen Seite, etwas kleiner. Aber auch nur vielleicht.


Ähnliche Nachrichten