Adscale im Test: AdSense-Konkurrent für Bannerwerbung und Sonderformate

Alexander Trust, den 20. Juni 2012

Wir nutzen nun schon bald ein Jahr die Services von AdScale, einem Konkurrenz-Produkt von Google Adsense. Als Webseitenbetreiber und auch als Blogger versucht man möglichst viel aus seinen Werbeplätzen herauszuholen. Nach all dieser Zeit fand ich, ist es an der Zeit, den Service zu bewerten. Entsprechend folgt an dieser Stelle mein Testbericht zu AdScale.

Adscale als Advertiser

Vorab möchte ich ein paar Worte zu AdScale aus der Sicht des Werbetreibenden verlieren, weil wir auch über einige Monate hinweg gezielt Werbung auf AdScale gemacht haben. Primär nutzen wir die Plattform jedoch als Publisher.

Als Werbender habe ich bei AdScale durchaus ein reiches Portfolio an unterschiedlichen Websites zur Vefügung stehen, die sich über Filter grob nach Geschlecht, Einkommen und Themenschwerpunkten einordnen lassen. Grundsätzlich kann ich als Advertiser aber auch jede einzelne Seite ansteuern, wenngleich der Weg dorthin nicht der einfachste ist.

Seit letztem Monat gibt es sogar Möglichkeiten des Live-Biddings für Werbeplätze. Grundsätzlich stehen neben klassischen Banner-Formen (Rectangle, SkyScraper, etc.) auch andere zur Verfügung, dazu zählen Layovers, Pop-unders und Videos, sowie einige weitere. Da man den Preis selbst bestimmen kann, und bei Adscale, das in München beheimatet ist, vor allem sehr viele deutschsprachige Websites versammelt sieht, kann man als Werbetreibender in Deutschland (Österreich und der Schweiz) durchaus mal einen Blick auf das Angebot werfen, zumal man den Preis für seine Anzeigen selbst bestimmen kann und einige Möglichkeiten, die Auslieferung der Anzeigen in verschiedenen Intervallen.

Nicht so praktisch, und damit finde ich die Überleitung zur Perspektive des Publishers, finde ich, dass AdScale einem als Publisher sogar die „eigenen“ Werbeanzeigen zur Freischaltung vorlegt. Das halte ich für äußerst unpraktisch, zumal es die Möglichkeit gibt, Anzeigen anhand einer Budgetgrenze oder global direkt freischalten zu lassen. Vielleicht kommt es so im AdScale-Netzwerk durchaus zu Situationen in denen Advertiser für ihre Banner auf der eigenen Webseite zahlen? Denkbar wäre es jedenfalls.

Adscale als Publisher

Als Webseitenbetreiber oder Blogger muss man AdScale tatsächlich individuell testen. Das haben wir über die Zeit auch getan, und natürlich haben wir dabei die Postionen der Banner getauscht und andere als die üblichen Werbeformate getestet. Wovon wir keinen Gebrauch gemacht haben war die „exklusive“ Vermarktung über AdScale. Denn die wird einem als Publisher prinzipiell ebenfalls angeboten. Dann würde AdScale das Management der Werbeplätze für einen übernehmen. Eventuell käme dann mehr Ertrag unter dem Strich heraus? Das weiß ich nicht, und darüber lässt sich nur spekulieren, wenn man nicht ansonsten beide Situationen erlebt hat.

Man richtet also seine Webseiten ein, verpasst ihnen eine Beschreibung, sucht Kategorien für die Seite aus, gibt das potenzielle Einkommen seiner Leser an, welche Geschlechterverteilung man unterstellt oder anhand von Umfragen vielleicht sogar rausbekommen hat. Man gibt die Platzierung (oben, links unten, zentral, etc.) an und kann Preise für CPC und TKP angeben. In der Folge erhält man dann Benachrichtigungen darüber, dass neue Banner für die eigene Webseite vorhanden sind. Diese kann man, wenn man so wie wir auf die automatische Freischaltung verzichtete, dann von Hand freischalten. Für eine, keine oder alle Webseiten, bzw. Anzeigenplätze, die man anbietet und auf die Anzeige passen.

Ad-Targeting, des einen Freud, des andern Leid

Man kann sich dann die Anzeige in einer Vorschau anzeigen lassen und entscheiden, ob man sie ausliefern möchte oder nicht. Negativ ist mir persönlich aufgefallen, dass es Kampagnen von Advertisern gibt, die ein „Ad-Targeting“ vornehmen, also anhand von Cookies die Performance von Banner X messen und eventuell auf einer Seite andere Banner ausliefern. Auch kann ich mir vorstellen, werden über das Ad-Targeting wohl über JSON geographisch unterschiedliche Banner ausgeliefert.

In diesem Fall hat man als Publisher keine Chance sich anzusehen, welche Anzeige ausgeliefert wird. Das ist in vielen Fällen und mit sehr viel Gottvertrauen oder sagen wir besser Naivität noch verschmerzbar. Es wird – und da kann AdScale nicht unbedingt etwas dafür – durchaus Schindluder mit solchen Funktionen getrieben, aller Orten übrigens, auch bei AdSense und weiteren Anbietern, und man kommt nicht immer sofort darauf, dass da etwas nicht ganz nach den Regularien abläuft.

Nicht jeder Leser wird wissen, was Blackhat-SEOs sind, oder was es mit Cookie-Dropping auf sich hat. Ich möchte diese Begriffe zumindest jetzt nicht viel intensiver beleuchten, wohl aber anmerken, dass es bei uns ein Mal, in der Zeit, in der wir AdScale-Banner mit Ad-Targeting ausgeliefert haben, vorgekommen ist, dass zusätzlich zu den normalen Bannern im Hintergrund weitere Banner geladen wurden, über einen fremden Adserver. Da man – und das ist ein riesengroßer Usability-Nachteil von AdScale – keine eindeutige Zuordnung zwischen Bannern und Buchung, oder Banner und Uhrzeit etc. vornehmen kann, fiel es uns extrem schwer herauszufinden, welcher Banner der Schuldige war. Wir haben uns dann einfach von allen Ad-Targeting-Kampagnen getrennt und in der Zukunft nie wieder welche angenommen. Bei Adscale tragen Banner in der Statistik nämlich nicht dieselben Bezeichnungen wie in der Buchungsübersicht. In den Statistiken bekommt man es manchmal mit Bezeichnungen wie „728×90-Banner“ oder ähnliches zu tun, und hat natürlich im System dann direkt ein Dutzend solcher Banner von unterschiedlichen Advertisern. Die voneinander zu unterscheiden ist unmöglich. Abhilfe würde z. B. ein weiterer Link in den Statistiken schaffen, mit dem man direkt zur Auswahl des Banner gelänge und dort dann eine Anzeige ein- oder ausschalten könnte.

Aufgefallen ist uns das Problem erst, als zwischendrin mal die Lautsprecher oder Kopfhörer aus allen Wolken fielen und plötzlich Audio von irgendwoher kam. An der Oberfläche harmlose Banner haben – unsichtbar – im Hintergrund weitere Banner geladen, die durchaus auch Cookies auf den Rechnern von Nutzern ablegen konnten. Auf diese Weise hat man, obwohl man nur einen Banner bezahlt hat, gleich mehrere ausgeliefert, ohne dass ein Advertiser quasi für sein Geld bekam, was er wollte, nämlich die Sichtbarkeit seiner Marke zu erhöhen. Vielleicht war am Ende aber auch nur das Banner, welches wir letztlich ausgemacht haben, nur auf einem laienhaft programmierten Adserver untergebracht, der „aus Versehen“ irgendwelche weiteren Banner im Hintergrund ausgeliefert hat. Das werden wir wohl nie erfahren.

Usability und Performance

Bislang habe ich im Review schon zwei Mal ein paar Umständlichkeiten erwähnt, es gibt durchaus weitere. Gut ist, dass AdScale mittlerweile die Preise im System auf „netto“ umgestellt hat, sodass man als Publisher mit den Beträgen rechnen kann. Ansonsten ist die Bedienbarkeit des AdScale-Systems insgesamt überarbeitungsfähig. Die Auswahl von Bannern muss teils in recht vielen Schritten geschehen. Es gibt zwar eine Übersichtsliste, in der man Banner gesammelt annehmen oder ablehnen kann. Doch dort gibt es keine Bannervorschau, entsprechend muss man, wenn man beispielsweise entscheiden will, ob ein CPC-Banner auf die eigene Webseite passt, oder man es ansprechend findet, erst noch klicken und muss dann in der Einzelansicht „noch einmal“ klicken, für den Fall dass es sich um rotierende Banner handelt. Als wäre das noch nicht genug, ist die Performance des AdScale-Systems im „Backend“ teils äußerst träge. Man muss sich mitunter Sekunden gedulden, ehe die Datenbank die Anfrage bearbeitet hat, bevor man mit seinen Aktionen fortfahren kann.

Ganz anders dagegen ist die Performance der Adserver selbst, bzw. des Systems zum Ausliefern der Werbung. In der ganzen Zeit habe ich nur ein einziges Mal ein paar Probleme mit der Performance des AdScale-Netzwerks miterlebt, die waren zwar nur temporärer Natur, traten aber an einem Wochenende auf, in einer Zeit, in der man den Support nicht erreichen konnte. Entsprechend mussten wir die AdScale-Werbung zeitnah entfernen, weil sonst unsere Webseiten darunter gelitten hätten.

Ertrag

Kommen wir zu dem wohl wichtigsten Punkt, der die meisten Leser interessieren dürfte. Kann man mit AdScale reich werden? ;) Wir konnten es nicht. Wir haben mit unseren Webseiten, von denen wir insgesamt drei bei AdScale angemeldet hatten, aktuell sind es nur noch zwei, nur bedingt gute Ergebnisse erzielen. Bei den klassischen Bannern wie Rectangle oder Skyscraper, die wir derzeit im Einsatz haben, zeigt sich, dass es nur wenig Möglichkeiten auf der Adscale-Plattform gibt, die „unter unseren Voraussetzungen“, also mit unseren Themenschwerpunkten und unserer Zielgruppe besonders viel Geld einbringen.

CPC mau

Was wir gemacht haben war, anfangs, also das erste halbe Jahr, ausschließlich auf AdScale zu setzen. Wir haben in dieser Zeit TKP und CPC-Banner gemischt eingesetzt, mussten aber schnell feststellen, dass die Performance von den Rotationsbannern im Adscale-Netzwerk eher mau ausfällt. Wir haben versucht dies zu optimieren, indem wir mehr und mehr Hand anlegten und nur noch CPC-Banner freischalteten, von denen wir „glaubten“, dass unsere Leser besser darauf anspringen würden. Das klappte aber nicht so recht. Oder immer nur von Zeit zu Zeit. Denn in der Summe bietet AdSense deutlich mehr Werbekunden und unter dem Strich so auch mehr Vielfalt an Bannern, für die sich User interessieren könnten.

TKP zu wenig

Gleichzeitig mit der Reduktion der CPC-Banner ging auch die Abdeckung der Seiteneinblendungen zurück. Wir versuchten dies zunächst dadurch abzufangen, dass wir immer günstigere und günstigere TKP-Banner anzeigten, doch selbst wenn wir relativ niedrigpreisige Banner auswählten, hatten wir Situationen, in denen AdScale leider nur 75 bi 80% unserer Seitenaufrufe auch abdecken konnte. Entsprechend nutzten wir die Funktionalität einen sogenannten „Backfill“ auszuliefern. Man kann bei AdScale entscheiden, dass, für den Fall dass keine Banner zum Ausliefern mehr vorhanden sind, ein anderer Code ausgeliefert wird. Damit experimentierten wir ebenfalls.

In der letzten Phase haben wir dann vor kurzem AdScale beinahe komplett gecancelt und stattdessen erstmal wieder auf Adsense gesetzt. Einen kompletten Monat haben wir die Adsense-Zahlen ausgewertet und am Ende AdScale wieder eingefügt, allerdings heute nur noch für TKP-Banner, die „über“ der AdSense-Performance liegen. Leider, muss man sagen, gibt es davon bei AdScale nur recht wenige. Die Zahlen für Juni werden nicht komplett aussagekräftig sein. Über den Daumen gepeilt kann AdScale aber wohl nur rund 5% an TKP-Bannern beisteuern, die zu einem vergleichbaren Preis ausgeliefert werden, den unsere AdSense-Banner erzielen.

Sonderformate

Ich möchte nicht außen vor lassen, dass wir natürlich auch Sonderformate bei Adscale ausprobiert haben. Das Problem ist, dass wir selbst Pop-under oder Layer-Werbung nicht besonders mögen, uns also immer schwer damit getan haben. Trotzdem haben wir nach Möglichkeiten gesucht, diese Werbeformen auszuprobieren. Am Ende hatten wir sie für ein paar Monate in unserer Galerie auf der Videospielseite untergebracht.

Als wir die Werbeform neu einführten, gab es über Twitter bereits erste Unmutsäußerungen von Stammlesern. Wir haben dann die Auslieferung über ein eigenes PHP-Script noch deutlich reduziert. Am Ende bekamen nur solche Leute eine Werbe-Sonderform zu Gesicht, die aus einem Artikel oder News-Beitrag heraus auf eine Galerie gewechselt sind, oder von einer Galerieübersicht auf eine einzelne Galerie. Dies lässt sich über den HTTP-Refferer auslesen und dann steuern. Doch letztlich haben wir auf diese Weise kaum Volumen erzeugt. Für Leute, die ihre Webseite gerne mit Layern oder Pop-under-Werbung ausstatten, bietet AdScale regelmäßig neue Anzeigen mit ordentlichen TKP-Preisen. Allerdings gehören wir eben nicht dazu. Denn wir entschieden uns letztlich gegen diese Werbeform.

Fazit als Publisher

Wir haben AdScale eine Chance gegeben und nicht nur eine kleine, sondern wir haben das Werbenetzwerk sehr lange im Einsatz und viele Dinge ausprobiert. Für unsere Konstellation, mit Webseiten zu den Themen Apple, Android, Internet aber auch Videospiele und Prominente (aus Politik, Sport, Film und Fernsehen), hat Adscale als „primäre“ Werbequelle nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Enttäuschend war, zu sehen, dass AdScale es nicht einmal schafft eine Abdeckung von über 90% zu garantieren, wenn wir mit unseren Nutzerzahlen gewachsen sind, oder zwischendrin auch exorbitant gute Monate hatten. Bei Adsense ist eine Auslastung von 98, 99% gegeben. Aus der Perspektive der Erstvermarktung können wir AdScale nicht empfehlen.

In der Zeit, in der wir das System ausprobiert haben, haben wir sicherlich den einen oder anderen Euro liegen lassen. Das ist nicht AdScale anzukreiden, sondern eher uns selbst, weil wir so lange an der Sache festgehalten haben. Zumindest für „unsere“ oben skizzierte Konstellation erzeugen wir mit AdSense bei vergleichbaren Besucherzahlen locker doppelt so viele Umsätze. Nicht verwunderlich, wenn wir derzeit feststellen, dass nur rund 5 Prozent der TKP-Anzeigen von Adscale mehr oder gleich viel einbringen wie die AdSense-Banner.

D. h. aber nicht, dass Adscale per se nicht durchaus sinnvoll einsetzbar sein kann. Denn im mittleren Segment bis hinunter in den Niedrigpreissektor für TKP-Preise hat AdScale sehr viel zu bieten. Wenn jemand sich für AdScale interessiert, dann sollte er das System vor allem für Restplatz-Vermarktung in Betracht ziehen. Es ist auch mehr als sinnvoll und geldwert verwendbar, wenn man Bannerplätze auf einer Seite anbieten kann oder will, die man „zusätzlich“ zu den eigentlichen Bannern bereitstellt. Dann lässt sich durchaus etwas „hinzuverdienen“. Zumal bei Adsense nicht mehr als drei Banner auf einer Seite gleichzeitig angezeigt werden dürfen. Doch da sind wir dann auch wieder bei unserer Einstellung zur Werbung. Wir möchten zwar Geld verdienen, aber nicht um jeden Preis. Wir beobachten AdScale jedenfalls weiterhin, und vielleicht verändert sich die Situation dort ja auch, sodass sie für uns als primäre Quelle für Werbung interessant wird.


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