Test: FIFA 13 für PlayStation 3

Sven Aumiller, den 18. Oktober 2012
FIFA 13 Transfersystem im Karrieremodus
FIFA 13 Transfersystem im Karrieremodus

Es ist wieder soweit – Electronic Arts veröffentlicht FIFA 13 und eröffnet damit den Kleinkampf gegen Konami aufs Neue. Noch vor dem Release am 27. September hat man mit der Demo zur Simulation ein Zeichen gesetzt und das PSN (bzw. XBL) über Stunden hinweg komplett ausfallen lassen durch abertausende von Downloads – etwas, was die Demo zu PES 2013 nicht schaffen konnte. Doch wie stark ist das neue FIFA denn nun wirklich? Die Demo legt die Latte ja bereits sehr hoch. Wir haben uns die Version der Playstation 3 besorgt und für euch getestet, hauptsächlich im alteingesessenen Karrieremodus. Mehr dazu in unserem Review.

Du bist Jogi Löw…?

Auf den ersten Blick hat sich nichts großartig getan. Das Design gleicht dem von FIFA 12 wie selten zuvor, auch die Modi sehen gleich aus.
Aber was ist das? Eine kleine Änderung nimmt man doch schon im Menü wahr – die Kategorie „Int. Management“ ist neu. Und ja, man ahnt es schon. Nach über 10 Jahren hat EA endlich eine der größten Bitten ihrer Fans erhört und ermöglicht ein Nationalteam zu coachen! Wer nun denkt, er gewinnt mit Deutschland direkt die WM, irrt. Das zu trainierende Team wird einem zugewiesen, errechnet durch dein Geschick als Manager und Trainer in den Monaten zuvor. Wenn dir deine Teamauswahl überhaupt nicht gefällt, musst du das Angebot natürlich nicht annehmen – ich habe meine ersten beiden Angebote, die Teams von Korea und Rumänien zu trainieren abgelehnt und im dritten Anlauf den Vertrag der englischen „Three Lions“ angenommen.

Der Modus selbst ist sehr gut gemacht. Man kann sogar seinen eigenen Kader zusammenstellen, was sich allerdings bei Teams wie Korea schwieriger gestaltet, da man eher wenige gute, koreanische Fußballer kennt. Ansonsten sind die Nationalspiele immer wieder, wie im realen Fußball auch, zwischen die regulären Saisonspiele eingeschoben. Vom Gameplay her ändert sich nichts gegenüber der regulären Saison.

Bei seinen Transfers kann man nun ein Gegenangebot stellen, was ebenfalls eine sinnvolle Neuerung ist.

Auf den Platz!

Genug über die Formalien, jetzt wird gekickt! Und zwar realistischer als je zuvor, wie EA jedes Jahr auf die Packung druckt. Bevor man allerdings auf den Platz darf, muss man die Ladezeit überbrücken. Das in FIFA 12 implementierte Eins-Gegen-Eins, Keeper gegen Stürmer, wurde durch sogenannte Skillspiele ersetzt. In diesen kann man seine Pässe, Flanken, Dribblings und Elfmeter trainieren. Diese Spielerei bringt im wirklichen Spiel allerdings herzlich wenig – auf dem Platz stehen schließlich „richtige“ Spieler und keine Pappmännchen, die deine Flanken abfangen. Auch wenn der Name Skillspiele deshalb wohl ein wenig flunkert, ein lustiges Gimmick bleibt der Kick in der Ladezeit allemal.

Tatsächlich hat sich im Gameplay selbst Einiges geändert. Die Bälle „kleben“ längst nicht mehr so stark am Fuß wie früher, und Pässe anzunehmen und in die richtige Richtung zu bringen wird mit steigendem Schwierigkeitsgrad komplizierter. Wer wie ich von FIFA 12 umgestiegen ist, wird anfangs seine Probleme haben, die Bälle richtig ankommen zu lassen.

Das Schussgefühl ist deutlich realistischer geworden, man muss Richtung und Intensität des Schusses wirklich mit einbeziehen, um ein Tor zu machen. Ansonsten ist das Gameplay eben das, was es schon immer ist – ein simples Gekicke gegen KI und echte Gegner. Grundlegendes hat man auch dieses Jahr nicht verändert.

Sound und Aussehen

Das sind wohl die Punkte, die auch in diesem Jahr wieder FIFA 13 einmalig machen. Das Spiel hört sich klasse an, speziell die Stadionsounds beschallen auf einer ordentlichen Stereoanlage fantastisch. Der Soundtrack ist in seiner Auswahl ebenfalls gut. Wiedermal kommt die Musik aus verschiedensten Ländern. Die deutsche Wahl fiel dieses Jahr übrigens auf „Kraftklub“.

Grafisch macht man keine Quantensprünge, doch ein Stück weit sieht FIFA 13 wieder besser als der Vorgänger aus. Kleinigkeiten, wie das man bei einer Auswechslung die Rückennummern auf der Tafel sehen kann, belegen die Liebe zur Detailverbesserung.

Neues Spiel, alte Macken

„Perfekt“ ist das neue Werk von EA allerdings längst nicht. Die Kommentare von Frank Buschmann und seinem Co-Moderator habe ich bereits nach 3 Spielen ausgestellt. Es gibt ein paar neue Floskeln, die vom „Schlag den Raab“-Kommentator eingesprochen wurden, allerdings immer noch nicht zum Spielgeschehen passen. Mein Tipp – in den Einstellungen die Lautstärke der Herren auf 0 drehen und die bereits erwähnten Stadionsounds auf voller Lautstärke genießen. Das bringt sowieso ein schöneres Spielgefühl.

Das Balancing ist darüber hinaus nicht gelungen. Ich bin bei weitem kein guter FIFA-Spieler und schiebe das natürlich leidenschaftlich gerne auf die Technik, doch was EA bei der Umstellung des Schwierigkeitsgrads angestellt hat, ist kompletter Murks und nicht Schuld des Spielers, wie ich selbst lernen durfte. Wie könnte es sonst sein, dass ich auf „Profi“ ein Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen mit 1:2 verliere, meine PS3 neustarte, auf „Halbprofi“ umstelle und 0:11 gewinne? Da sind die Unterschiede deutlich zu groß.

Ultimate-Team-Reibach

Im Modus Ultimate Team, den man 2012 implementierte, ist ein Punkt weiterhin fragwürdig. Liebes Entwicklerteam von EA, wie könnt ihr ein Spiel für 40-60 Euro in den Handel bringen, und dann noch zusätzlich Geld für virtuelle Währung verlangen als hättet ihr FIFA 13 für das F2P-Geschäft herausgebracht? Natürlich kann man sich die Coins erspielen, doch für Leute mit weniger Zeit ist das bei weitem nicht die Ideallösung. Nur Pro-Gamer zocken wirklich den ganzen Tag, die übrigen verbringen mindestens genauso viel Zeit mit Schule, Studium oder Beruf und Familie und Freunden. Hier herrscht meiner Meinung nach dringender Handlungsbedarf in Richtung einer kostengünstigeren Lösung.

Ansturm unterschätzt

Als letzter Minuspunkt sei noch erwähnt, dass EA die Reichweite ihrer Simulation offenbar immer noch nicht einschätzen kann, oder gegenüber den Spielern einfach nur zynisch sein mag. Bereits am ersten Tag waren die Server komplett überlastet und unerreichbar für Multiplayer-Spieler. Auch jetzt, knapp drei Wochen nach dem Release (Stand: 18. Oktober 2012) ist es schwer, ein Spiel zu Ende zu bringen, ohne eine Fehlermeldung unter der Partie zu erhalten, man hätte die Verbindung zu EA Online unterbrochen.

Fazit

Wenn man FIFA 13 kauft, bekommt man auch, was man möchte – eine gute Fußballsimulation, die jede Menge Stunden, sowohl im Multiplayer als auch in der Karriere, viel Spaß macht. Für eine Simulation, die sich mittlerweile seit 10 Jahren erfolgreich verkauft, sind einige Macken allerdings weiterhin zu groß. Doch man merkt, dass EA sich immer näher in die Richtung der „perfekten“ Simulation bewegen möchte. Bis dahin ist allerdings noch ein weiter Weg zu gehen.


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Testergebnis

URS: 7,8 von 10
7,8