Fusion Drive von Apple: Was ist das eigentlich?

mz, den 26. Oktober 2012
Fusion Drive
Fusion Drive

Als am vergangenen Dienstag die neuen Modellreihen des iMac und des Mac Mini vorgestellt wurden, erwähnte Phil Schiller eine neue Technologie, die sich als konfigurierbare Option bei der Bestellung der neuen Geräte auswählen lässt. Doch was ist dieses Fusion Drive und wie funktioniert es?

Zunächst einmal die Bestandteile: Fusion Drive besteht hardwareseitig aus einem schnellen SSD-Laufwerk und einer großen, herkömmlichen mechanischen Festplatte. Dazu kommt ein ganzes Stück komplexer Software, die in Mac OS X Mountain Lion integriert ist.

Wir wissen seit der Einführung der SSDs vor einigen Jahre, dass diese sowohl kleiner, haltbarer und weniger störungsanfällig, als auch um ein Vielfaches schneller sind als die üblichen Festplatten, aus denen der Inhalt mittels eines Lesekopfs aus sich drehenden Scheiben ausgelesen wird. SSD-Laufwerke sind aber gleichzeitig noch immer sehr teuer, so dass viele Käufer nicht nur von Mac-Computern bisher zugunsten größerer mechanischer Festplatten darauf verzichten.

SSD + HDD = Ein logisches Laufwerk

Die Innovation „Fusion Drive“, wie Apple sie nun am Dienstag vorgestellt hat, macht aus einem verhältnismäßig kleinen SSD-Laufwerk und einer großen Festplatte ein einziges logisches Laufwerk, so wie es uns im Mac standardmäßig als „Macintosh HD“ angezeigt wird. Diese Idee scheint nicht neu, gibt es doch sogenannte „Hybrid Drives“ schon einige Zeit. Um was handelt es sich also? Sprechen wir von einem RAID-System?

Auf der Homepage des neuen iMac ist eine kurze Beschreibung zum Thema zu finden:

Der neue Fusion Drive.
Den neuen iMac gibt es jetzt mit einer wegweisenden Speicheroption, die Fusion Drive heißt. Sie kombiniert die große Kapazität einer Festplatte mit der hohen Leistung des Flash-Speichers. Fusion Drive verwaltet deine Daten automatisch und intelligent. Häufig benutzte Apps, Dokumente, Fotos und andere Dateien bleiben im schnelleren Flash-Speicher, während weniger oft verwendete Objekte auf die Festplatte bewegt werden. Dein System startet damit schneller und es lernt, wie du arbeitest. So werden Programme zügiger geöffnet und du kannst schneller auf Dateien zugreifen.
Apple Homepage

Fusion Drive ist also weder eine RAID-Lösung, noch kann es als „Caching“ bezeichnet werden. Das Betriebssystem erkennt, welche Daten der Nutzer in der letzten Zeit am meisten verwendet hat. Diese werden vollautomatisch auf die SSD verschoben, so dass der Zugriff schneller erfolgen kann. Das erklärt auch die Ausführungen Phil Schillers mit der beeindruckenden Grafik, wie viel schneller in der Profi-Bildbearbeitungssoftware Aperture der Fotoimport bei Benutzung eines Fusion Drives von statten geht.

Dies setzt zwar selbstredend voraus, dass sich alle erforderlichen Dateien zum Zeitpunkt des Imports auf der SSD im Mac befinden. Gleichzeitig aber ist der Unterschied zu einem reinen Festspeicherlaufwerk so gering, dass sowohl Heimanwender als auch Profinutzer nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld sparen könnten.

Laut Phil Schillers Aussagen auf der Keynote sind im Lieferzustand alle Systemdateien und -programme direkt auf der SSD des Fusion Drive ausgelagert, alles weitere befindet sich auf der internen, großen Festplatte. Im Laufe der Nutzung passt sich der Mac dann an die Gewohnheiten des Nutzers an. Höchstwahrscheinlich wird dies von „Core Storage“ übernommen, dem Laufwerkverwaltungstool, das erst mit OSX X 10.7 Lion eingeführt wurde.
Diese Software verbindet die beiden physisch getrennten Speicher zu einem Laufwerk und schiebt die Dateien so effizient wie möglich von einem auf den anderen Speicher. Hierzu könnte ein spezieller Algorithmus dienen, der sowohl direkte Zugriffe auf Dateien als auch beispielsweise die Zahl und die Häufigkeit neu gespeicherte Versionen oder Suchen mit Spotlight mit einbezieht.

Einen Cache gibt es allerdings dennoch: Eine etwa 4GB große Auslagerung auf der SSD soll vermeiden, dass zufällige Schreibzugriffe das System verlangsamen. Alles weitere allerdings befindet sich nur noch auf einem der beiden Speicher. Selbstverständlich werden Daten, die das System als für die SSD qualifiziert ausmacht, nicht bewegt, sondern kopiert. Dementsprechend kann es auch keinen Datenverlust geben, sollte man während des Prozesses einmal über das Stromkabel stolpern.

Immer mehr Nutzer möchten von der Geschwindigkeit der SSD-Drives profitieren, die Preise bisher aber nicht signifikant gefallen sind. Das gilt sowohl für den mobilen Bereich als auch für Desktop-PCs. Letztere bieten aber deutlich mehr Platz, um ein zweites Laufwerk unterzubringen. Darum gibt es die Hybrid-Lösungen, die für den typischen Apple-Nutzer aber immer noch schwer zu durchschauen sind. Dementsprechend passt Apples Vorstoß unter dem Namen „Fusion Drive“ absolut in den aktuellen Trend des Konzerns: Es liegt hier keine absolute Neuheit vor, aber eine vorhandene Technologie wird vereinfacht und für den normalen Mac-Nutzer so umgesetzt, dass nun jeder damit arbeiten kann.

Apple hat mittlerweile eine FAQ-Seite für Fusion Drive eingerichtet. Hier werden bereits einige wichtige Fragen geklärt, so zum Beispiel, ob man weitere Partitionen zum neuen System hinzufügen kann.


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