Test: Erfolgreiche Websites, die 2te Auflage von Galileo Computing

Alexander Trust, den 15. Januar 2013
Erfolgreiche Websites
Erfolgreiche Websites

Unsere Redaktion bekam auf eigenen Wunsch ein äußerst umfangreiches Buch zum Thema Online- und Website-Marketing von Esther Düweke und Stefan Rabsch von Galileo Press zugesandt. Die 2te Auflage dieses vor allem an Einsteiger gerichteten Einführungswerks kann vor allem inhaltlich überzeugen: Erfolgreiche Websites im Test.

Wenn man die Zielgruppe dieses Buches berücksichtigt, die vom Website-Marketing und von Online-Werbung noch nicht allzu viel gehört hat, dann bieten vor allem die ersten Kapitel eine gute Einführung über die Möglichkeiten, die sich einem bieten. Website-Marketing kann übrigens auch offline geschehen, oder intramedial im Radio, Fernsehen, usf. Neben der Begriffsklärung, was es eigentlich mit SEO, SEM, SMO und Co. zu tun hat, bietet das Buch von Düweke und Rabsch äußerst viele Anlaufstellen auf am Ende mehr als 850 Seiten.
Irgendwie müssen Verlage ja den Preis für das Wissen rechtfertigen, das in diesen Ratgebern steht. Das trifft auf dieses Buch nur teilweise zu. Denn immerhin liest man nicht auch noch die 127ste Einführung in die Geschichte des Internet. Entsprechend ist das Preis-Leistungsverhältnis relativ ordentlich.

„Welches sind tatsächlich die meistaufgerufenen Seiten, und welche Seiten werden von den Nutzern ignoriert? Erst daraus können Sie Schlüsse darüber ziehen, welche Inhalte Nutzer besonders ansprechen, und können diese weiter in den Vordergrund stellen.“
Erfolgreiche Websites, Seite 45

Falsche Schlussfolgerungen

Dafür aber wird man manchmal mit Wiederholungen konfrontiert. Für sich genommen wäre das nicht schlimm, wenn nicht auch falsche Schlussfolgerungen wiederholt würden. Grundsätzlich ist „Erfolgreiche Websites: SEO, SEM, Online-Marketing, Usability“ ein mehr als ordentliches Buch. Doch wenn man Sätze wie den an dieser Stelle zitierten liest, muss man leider die Leser auf die Gefahren hinweisen, die aus dieser viel zu voreiligen Schlussfolgerung entstehen können. Zu behaupten, wenn Inhalte oft aufgerufen werden, wären sie auch die ansprechendsten auf der eigenen Website ist ein Fehlschluss. Manche Inhalte sind innerhalb einer Webseite bspw. schlecht verlinkt. Oder die generelle Navigation und Menüführung sorgen dafür, dass man manche Texte oder Informationen nur schlecht findet. Deshalb sind sie nicht zwangsläufig diejenigen, die beim Leser schlechter ankommen. Fängt man nun allerdings an, und verfolgt diesen Ratschlag von Düweke und Rabsch, optimiert man am Ende vielleicht sogar die „falschen“ Texte und erzielt unterm Strich nicht das optimale Ergebnis; Statistiken sind nicht in jedem Fall eindeutig.
Dass ein Text auf der eigenen Webseite sehr viele Besucher erhält, kann mit purem Zufall zusammenhängen. Jedenfalls wenn sich die Betreiber einer Seite zuvor keine Gedanken um Optimierung gemacht haben. Dann wirkt es eher zufällig, wenn Google einen Text vielleicht auf Seite 1 listet, dieser deshalb viel mehr Besucher kriegt als ein anderer, der unter ferner Liefen bei Google geführt wird, und eigentlich aber die interessanteren Informationen liefern würde. Man sollte also in jedem Fall versuchen zu verstehen „warum“ ein Text häufiger besucht wird als andere. Erst dann kann man probieren, Aussagen über das tatsächliche Interesse bei den Lesern zu machen.

Struktur und Kapitel

Jedes Kapitel in „Erfolgreiche Websites“ wird mit einer Übersicht über die bevorstehenden Inhalte eingeleitet und endet mit einer knappen Zusammenfassung, die die wichtigsten Thesen zusammenstellt. Danach folgt auch oft noch eine Checkliste, um die Themen für die eigene Anwendung zu kanalisieren.
Schaut man sich den Buchblock an, erkennt man Kapitelmarken an den Rändern der Seiten. Manche Kapitel fallen umfangreicher aus als andere. Zu den drei größten Themen gehört unter anderem die Suchmaschinenwerbung (SEM, Kap. 11). In dem Kapitel geht es vor allem um die effektive Bedienung von AdWords. Kapitel 12 ist nur etwas weniger umfangreich, beschäftigt sich mit der Suchmaschinenoptimierung (SEO). Kapitel 15 schließlich thematisiert die Usability der eigenen Webseite und ist ähnlich umfangreich.
Leser erfahren im Buch der beiden Autoren auch eine Menge über deutlich „randständigere“ Themen, oder solche, die zunächst so erscheinen. Man findet darin Hinweise auf Agenturen, mit denen man zusammenarbeiten könnte, man bekommt Inspiration für die Anwendung von Banner-Werbung für den eigenen Web-Auftritt (Kap. 2), und vieles mehr.

Da dies ein Review ist, und ich der Meinung bin, man sollte dem Leser einen Einblick geben, was ihn erwartet, verfahre ich nicht, wie viele Redakteure bei diversen Medien, die sich damit begnügen, das Inhaltsverzeichnis vorzubeten, oder es zu paraphrasieren.

Unnötige Fallstricke

In vielen IT-Büchern wird bereits zu Beginn ein Hinweis auf das Lektorat, bzw. den Lektor oder die Lektorin gegeben. Da ich selbst u. a. Germanistik studiert habe, weiß ich, dass Lektoren nicht in jedem Fall auch Fachwissen mitbringen, sondern nach einem Praktikum oder einer Probephase sich oft in ein Thema einarbeiten müssen, dass sie sich erst erarbeiten müssen. Wer sich mit Technik auskennt, der wird in den seltensten Fällen Lektor, da es Berufsfelder gibt, in denen man mehr Geld verdienen kann mit dem technischen Know-how, das man mitbringt als im Lektorat.
Grundsätzlich gibt es bei Galileo Computing ein „ordentliches“ Lektorat – ich kenne in der IT-Buch-Landschaft deutlich schlimmere Verlage, wenn es um das Lektorat geht. Doch auf 850+ Seiten finden sich selbst in der 2ten Auflage noch Fehler. Ich habe mehr als ein Dutzend davon an den verantwortlichen Lektor per E-Mail mit Korrekturhinweisen geschickt. Die Fehler sind mir aber einerlei, wenn sie das Verständnis nicht beeinträchtigen. Doof wird es z. B. auf Seite 95 in einer Hinweis-Box mit einem Webseiten-Tipp. Der Verweis soll eigentlich auf Wordle.net geschehen, aber das letzte e fehlt. Wenn Nutzer stattdessen Wordl.net aufrufen, wie es im Buch vermerkt wird, werden sie zu einer geparkten Domain mit Werbung geleitet.

Die Autoren wiederholen recht häufig, dass sie sich Mühe gegeben haben, die Inhalte im Buch aktuell zu halten, und man für die 2te Auflage beispielsweise auch Informationen zu Google+ hat einfließen lassen. Die erste Auflage von „Erfolgreiche Websites“ erschien im Jahr 2011. Schon damals muss der Hinweis auf Technorati enthalten gewesen sein, doch schon letztes Jahr war Technorati für die deutschsprachige Blogosphäre total irrelevant. Düweke und Rabsch informieren jedoch über Technorati als Blogsuche, die auch eine Topliste anhand eine Blog-Authority veröffentlicht. Der Service unterstützt aber schon seit mehreren Jahren ausschließlich englischsprachige Blogs und hat seine Dienste im deutschsprachigen Raum eingestellt. Die Autoren sollten dies wissen! Andernfalls müsste man glauben, hier wurde lediglich ein Buch in eine andere Sprache übersetzt, ohne dass die Autoren sich allzu gut mit der Thematik auskennen.

Eingeengte Perspektive

Kommen wir zu einem weiteren Kritikpunkt: Unter anderem auf Seite 161 wird sehr deutlich, welche Perspektive die Autoren einnehmen. Dort wird erörtert, warum es sinnvoll ist, ein Blog zu führen, und man diese Option des Bereichs Social Media trotz vieler Arbeit, die die Pflege eines Blogs benötigt, ausschöpfen soll. Es wird beschrieben, dass Blogs ein Angebot der Kommunikation mit dem Kunden bieten.

„Zunächst einmal nutzen Sie die Möglichkeit, direkt und ohne Umschweife mit Interessenten und Kunden Ihres Angebots zu kommunizieren (…).“
Erfolgreiche Websites, Seite 161

Vor allem, wenn der Blog samt seiner Inhalte selbst das Produkt ist, dann geht diese Perspektive ein wenig daneben. Inhalte-Anbieter, deren Produkte gerade die Blogbeiträge selbst sind, finden sich nicht ganz wieder in dem gezeichneten Bild. Doch viele weitere Hinweise gehen genau von dieser Perspektive aus. Auch Tipps für das Marketing werden vor allem durch die Brille der Produktplatzierung und -Bewerbung gesehen. Es ist aber ein Unterschied, wenn der Blog dazu da ist, um informelle Inhalte mit Kunden zu teilen, oder wenn der Blog das Produkt ist.

Fazit

Das Review könnte durchaus länger ausfallen, um die einzelnen Kapitel näher zu beleuchten. Man kann bei der Lektüre des Testberichts zum Buch „Erfolgreiche Websites“ von Esther Düweke und Stefan Rabsch die Zielgruppe sehr gut ausmachen: Anfänger auf dem Gebiet der Online-Werbung. Je nachdem, ob diese Anfänger ebenfalls Computer-Anfänger sind oder nicht, können die beiden Autoren darauf hoffen, dass die Leser bei der Lektüre ein Auge zudrücken oder einfach überfordert sind, weil einige der im Buch angegebenen Verweise fehlerhaft sind, und Laien für gewöhnlich nicht anhand irgendwelcher URL-Grammatiken Links eigenständig vervollständigen können.

Das Buch bietet zu dem angebotenen Preis eine Menge an Anknüpfunfspunkten, die Fortgeschrittenen zum Teil bekannt vorkommen werden. Doch selbst diese Leser könnten hier und dort noch einiges Neues entdecken.

Die Problematik liegt bei der Lektüre von „Erfolgreiche Websites“ genau in dem Widerspruch, den das Lektorat und/oder die Autoren erzeugen, weil einige Informationen für Anfänger nicht rekonstruierbar sind. Leser, die bereits viel Erfahrung im Web gesammelt haben, können zwar die Fallstricke umgehen, werden aber entsprechend weniger Neues entdecken.

Ich bin durchaus zufrieden mit dem inhaltlichen Umfang des Buches. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Allerdings bedarf das Buch noch einiger Überarbeitung, um der Zielgruppe gerecht zu werden.


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