Bericht: Apple hat größere Probleme als seine Quartalszahlen

Stefan Keller, den 5. Februar 2013
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Hört man sich in Börsen- und Analystenkreisen um, ist Apple bereits am Ende und die letzten Quartalszahlen belegen das – trotz Rekordergebnis – angeblich. Dabei hat Apple ganz andere Probleme, über die in der Presse aber nicht viel geschrieben wird. Adam Engst von TidBITS tut es dennoch.

Ein langer Bericht in englischer Sprache, verfasst von Adam C. Engst bei TidBITS, beschreibt, was in den Medien eher selten steht und woran Apple tatsächlich krankt. Dabei ist etwa die erste Hälfte des Textes eher die Vorgeschichte, warum Engst überhaupt über das Thema schreibt. In diversen Interviews wurde er gefragt, ob er es genauso sieht, dass Apple seinen Höhenflug hinter sich hat, die Quartalszahlen sprechen ja schließlich für sich.

Quartalszahlen überbewertet

Diesen Punkt teilt Engst nicht. Stattdessen hat er erklärt, woran Apple tatsächlich leidet. So neigt man in Cupertino beispielsweise dazu, unfertige Software zu veröffentlichen. Beispielsweise habe iOS 6 viel zu viele Fehler, die den Datenverbrauch via UMTS in die Höhe treiben und die Batterie schneller als nötig leert. Derlei Probleme seien mit iOS 6 erstmalig aufgetreten. Erst vier Monate nach Veröffentlichung wurden sie in Form von iOS 6.1 behoben, heißt es.

Software immer instabiler

Außerdem stehe Mac OS X 10.6 Snow Leopard für das stabilste Apple-Betriebssystem. Die ‚Verbesserungen‘ in Lion und der jährliche Veröffentlichungszyklus habe dem System nicht gut getan. Wie er aus Apple-Kreisen erfahren haben will, haben einige langjährige Entwickler von OS X dem Unternehmen den Rücken gekehrt, weil sie das Gefühl hatten, unfertige Software veröffentlichen zu müssen.

„App Store-Gate“

Weiterhin bekleckere sich Apple beim App Store nicht mit Ruhm. Dass Apple aus teils skurrilen Gründen Anwendungen für die Veröffentlichung ablehnt, ist nichts Neues. Ein Programmierer, der aber nicht genannt werden wollte, konnte eine Anekdote erzählen, als Apple notwendige Dateien aus dem Programmpaket gelöscht hat. Die App lief daraufhin natürlich nicht mehr und der Ärger der Anwender blieb am Entwickler hängen.

Weiterhin sei es mit dem App Store nicht möglich, die Steuernummer des Unternehmens zu ändern. Wenn ein Programmierer seinen Job wechselt, muss er sich einen neuen Account einrichten und die App erneut hochladen. Problematisch wird das nicht nur, weil auf diese Weise Anwender keine Updates mehr erhalten und die Bewertungen flöten gehen, sondern auch, weil Anwender bei kostenpflichtigen Apps selbige erneut kaufen müssen.

Ein letzter Punkt sind bezahlte Upgrades, die Apple nicht zulässt. Ein Entwickler, der ein App-Update verkaufen möchte, muss die App als neue App einreichen. Aus Programmierer-Sicht ist das eine schlechte Situation: Irgendwann ist die Nachfrage an der eigenen App gesättigt und es fließt kein neues Geld mehr nach.

Engst kommentiert die gesamte Situation damit, dass Apple während seiner letzten, äußerst erfolgreichen Jahre den Blick auf solche „Real-World-Problems“ verloren hat. Man versuche eher eine hohe Hardware-Qualität zu erreichen als sich um die Software zu kümmern. Dies soll nicht bedeuten, dass Apple in der nächsten Zeit pleite gehen wird, erst recht nicht gemessen an den Quartalszahlen, aber langfristig könnten solche Probleme durchaus negativ für das Unternehmen sein, ist seine abschließende Meinung.


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