Fast wie das Samsung Galaxy S4 – aber ohne Allüren

jr, den 19. März 2013
Blu Life One
Blu Life One

Gestern wurde ein interessantes Interview mit Sammy Ohev-Zion veröffentlicht, dem CEO von Blu Products aus Florida. Das Unternehmen gilt als eines der am schnellsten wachsenden Smartphone-Hersteller der Welt und wartet mit einem vielseitigen und preiswerten Produkt-Portfolio auf. Aber kann Blu Products Samsung, Apple & Co. Konkurrenz machen?

Aber der Reihe nach. Ohev-Zion zeigt zunächst das Konzept von Blu Products auf: Kostenreduktion. Die großen Player auf dem Markt hätten alle die gleichen oder ähnlichen Herstellungskosten für die Komponenten ihrer Geräte zu zahlen. Jedoch müsse der Kunde noch die Kosten für Samsungs neunstelliges Marketing-Budget, HTCs Personanabteilung und Sonys neuen Wolkenkratzer in New York City mitbezahlen. Seine Frage klingt demnach logisch: „Was ist, wenn man das gleiche High-end-Smartphone von einem Hersteller ohne diesen überflüssigen Ballast bekommen könnte? Wie teuer wäre es?“

Billigheimer?

Natürlich hat er die passende Antwort parat: $299 kostet das Blu Life One. Dieses Smartphone ist das derzeit konkurrenzfähigste Gerät, das Blu Products momentan zu bieten hat bzw. ab April anbieten kann. Ausgestattet mit einem 5-Zoll-Display, einer 13-MP-Kamera (5 MP Frontkamera), 16 GB Speicher (erweiterbar) und einem 2000-mAh-Akku scheinen die Grundvoraussetzungen für ein vielversprechendes Smartphone gegeben zu sein. Das Gerät ist das Topmodell eines Trios bestehend aus Geräten mit Namen wie „Life View“ ($299, 5,7-Zoll-Display, 16 GB ROM, 2600-mAh-Akku) „Life Play“ ($229, 4,7-Zoll-Display, 4 GB ROM, 1800-mAh-Akku) und dem bereits erwähnten „Life One“. Die Dual-Sim-Smartphones werden in den USA unlocked über Amazon verkauft. Alle Geräte verfügen über Quad-Core-Prozessoren und Android 4.2.

Ohev-Zion ist sich scheinbar darüber im Klaren, dass diese Art des Wettbewerbs kein Image à la Apple oder Samsung kreieren kann. Er verschweigt, dass Entwicklung und Support ihren Anteil am Verkaufspreis haben, und Apple und Samsung ihre Geräte nicht zum Selbstkostenpreis herausgeben können. Vielmehr sei er sich sicher, dass der Verbraucher in erster Linie ein gutes Telefon haben wolle, aber kein teures. So stehen die Geräte aus Miami vor allem bei Lateinamerikanern hoch im Kurs, weshalb ein Drittel der 300 Angestellten in Mittel- und Südamerika arbeitet. Dieser Markt passe sich nur langsam an neue Technologien an, aber Blu Products sei an diese Gegebenheiten angepasst.

Ein Konkurrent für das Samsung Galaxy S4?

Das Galaxy S4 wird in den USA vermutlich um die $600 kosten, wenn es Ende April im Laden liegen wird. Dafür bekommen die Käufer eine innovative Gestensteuerung, ein 4,99-Zoll-Display mit erstaunlichen 441 ppi, je nach Markt einen Quad- (1,9 GHz-Taktrate) oder Octa-Core-Prozessor (1,6 GHz-Taktrate), 2 GB RAM, einen großen 2600-mAh-Akku, eine Kamera mit 13 MP (2 MP Front), flexible Speichergrößen von 16 bis 64 GB und das neuste Android-Betriebssystem.

Dieses Gerät bekommt weltweit eine riesige Aufmerksamkeit. Das liegt zum einen an der Hardware, aber auch an dem Werbeetat von Samsung. So veröffentlichte das Unternehmen u. a. eine virale „Unpacked“-Werbekampagne, die stark mit den Erwartungen vorab spielte. Blu Products wird wahrscheinlich nur unmerklich am Thron von Samsungs Galaxy S4 und Apples iPhone 5 kratzen können. Zu gut funktioniert noch deren Strategie, dass für gute Hardware hohe Preise zu zahlen sind. Dabei kostet ein iPhone 5 in der Produktion nur $197 und hat damit eine Roherstragsmarge von 72%. Deshalb wird das Life One eher einem anderen Gerät Konkurrenz machen, das man getrost als Nischenprodukt einordnen kann.

Nexus 4S – ein Vorbild

Sammy Ohev-Zion arbeitete 17 Jahre für Samsung und Motorola. Dann kam 2009 die Weltfinanzkrise und mit ihr neue Chancen. Ohev-Zion gründete Blu Products. Zu dieser Zeit war es einfacher denn je an Technologie und Produktionskapazitäten zu gelangen. Vorher wäre dies lediglich der Spielplatz von riesigen Konzernen gewesen, erklärt Ohev-Zion. Das Unternehmen vertreibt fortan seine Geräte kostengünstig über Amazon, Newegg, Best Buy und andere Plattformen im Netz.

Sieht man sich den Erfolg des Google Nexus 4 an, so sollte man das Konzept von Blu Products weiterhin verfolgen. Das Nexus 4, das von LG gefertigt wird, ist seit November 2012 auf dem Markt und war binnen weniger Minuten ausverkauft. Das Quad-Core-Gerät bietet ein 4,7-Zoll-Display mit 320 ppi, eine 8-MP-Kamera (1,3 MP Front), 2 GB RAM und 8 oder 16 GB internen Speicher – zu einem Preis von $299 bzw. $349. Dafür bekommt man ein ausgereiftes Android-Referenzgerät mit solider Hardware. Blu Products kann das scheinbar auch. Mal sehen, ob wir noch etwas von diesem Unternehmen hören werden.

Via The Verge, engl.


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