Review: Pebble Smartwatch

Frank Henssler, den 28. März 2013
Pebble App
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Sie ist endlich da! Nach monatelangem Warten und einigen Verzögerungen ist die Pebble Smartwatch endlich angekommen. Wir nehmen Sie in unserem Test für Euch unter die Lupe.

Die ersten Reaktionen im Umfeld waren immer die gleichen: „Hat deine Uhr gerade vibriert?“ Es bedurfte einiger Erklärungen, um klar zu machen, dass ich nicht vollkommen übergeschnappt war. Spätestens als ich die zu Demonstrationszwecken versendete SMS direkt von der Uhr ablas, ohne das iPhone aus der Hosentasche zu nehmen, waren die meisten vom Mehrwert überzeugt. Doch dies ist nicht alles, was die Pebble kann.

Nach wie vor ist die Pebble Smartwatch das erfolgreichste Projekt der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Mit über 10 Mio. US$ von mehr als 68.000 Unterstützern wurden die Erwartungen der Erfinder, die ursprünglich 100.000 US$ einnehmen wollten, weit übertroffen. Dieses Ergebnis führte zum Teil auch zu Verzögerungen, da man in anderen Dimensionen denken musste. Weiterhin wurden im Laufe der Zeit neue Funktionen hinzugefügt. Das warf wiederum den Zeitplan nach hinten. Es dauerte ein halbes Jahr, bis die ersten Geräte versandt wurden. Diese sind nun in den Farben Schwarz, Grau, Weiß, Rot und Orange verfügbar. Doch auch wer nun bestellt, darf seine Pebble frühestens gegen Ende des Frühlings erwarten. Genauere Auskunft über den Produktions- und Lieferstatus ist auf der eigens eingerichteten Webseite ispebbleshipping.com einzusehen.

Die Hardware

Die Pebble kommt in einem schlichten Karton daher, der die Uhr und ein Ladekabel enthält. Dies stellt einen der wenigen Kritikpunkte dar. Es handelt sich um ein Kabel mit einem proprietären Magnetanschluss. Der ursprünglich geplante Micro-USB-Anschluss ist der Wasserdichtigkeit der Uhr zum Opfer gefallen. Ob und wann einzelne Kabel erhältlich sein werden, ist im Moment nicht absehbar. Die Wasserdichtigkeit ist mit 5 ATM angegeben, was bedeutet, dass sich die Uhr zum Duschen und Schwimmen eignet. Das Gehäuse der Pebble ist sauber verarbeitet und trotz des verwendeten Plastiks fühlt es sich durchaus hochwertig an. Das Design ist schlicht, zeitlos und somit lässt sich die Uhr, je nach gewählter Farbe, sogar zum Anzug auftragen. Das standardmäßige Gummiarmband lässt sich, dank der Normbreite von 22mm, gegen ein beliebiges Armband austauschen. Das verbaute E-Paper Display hat eine Auflösung von 144*168 Pixel und ist sowohl bei Sonnenschein, als auch bei Dunkelheit Dank einer leicht bläulich schimmernden Hintergrundbeleuchtung sehr gut ablesbar. Es genügt ein Tastendruck, um die Hintergrundbeleuchtung zu aktivieren, alternativ kann die Pebble geschüttelt werden und der Beschleunigungssensor schaltet die Beleuchtung ein. Des Weiteren ist ein Umgebungslichtsensor verbaut, der verhindert, dass sich die Hintergrundbeleuchtung unnötig einschaltet.

Die Software

Die Software besteht aus zwei Teilen. Zum einen der iOS-App, zum anderen der Software auf der Uhr selbst. Über erstere werden Software-Updates runtergeladen und installiert, neue Zifferblätter und zukünftig sogar kleine Apps geladen. Mit der Pebble-eigenen Software kann zwischen den einzelnen Zifferblättern umgeschaltet werden, die Musik-App des iPhones gesteuert (Play, Pause, vorheriger und nächster Titel), Alarme eingestellt und die allgemeinen Einstellungen bearbeitet werden. Die momentane Auswahl an Zifferblättern und Apps ist noch eingeschränkt, dies soll sich allerdings ab Mitte April ändern. Dann veröffentlicht Pebble das SDK und die Entwicklergemeinde kann ihre Ideen umsetzen.

Nachrichtenvielfalt?

Die Nachrichten, die auf der Uhr angezeigt werden können, beschränken sich momentan noch auf eingehende SMS- bzw. iMessage- und E-Mail-Nachrichten, Kalender-Alarme und die Anzeige eines eingehenden Anrufes. Genau hier liegt noch ein weiteres Problem. Prinzipiell würde die Pebble alles anzeigen, was in der Mitteilungszentrale von iOS dargestellt wird. Aber es gibt iOS-seitig Beschränkungen, die dies verhindern. Ein wenig mehr Möglichkeiten bietet die Pebble all denjenigen, die ein iPhone mit Jailbreak haben und die kostenlose App BTNotificationEnabler installieren. Diese hebt die Beschränkungen von iOS bezüglich der Benachrichtigungen über Bluetooth auf und erlaubt es alle Meldungen an Pebble zu senden.

Weitere App-Entwickler haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Unter anderem soll in einem der nächsten Updates die Fitness-App Runtastic PRO ihre Daten an die Uhr senden, womit dann alle sportbegeisterten Anwender ihre Daten im Blick haben.

Der Alltagsgebrauch

Die Erstinitialisierung verläuft denkbar einfach. Uhr einschalten, iPhone-App starten und über die iPhone-Einstellungen die Uhr per Bluetooth koppeln. Fertig! Unter Android wird es sicherlich ähnlich funktionieren.

Nach einigen Tagen der intensiven Nutzung pendelte sich die Akkulaufzeit der Uhr bei 5 Tagen ein, was ein fehlendes zweites Ladekabel verschmerzen lässt. Eine signifikante Reduzierung des iPhone-Akkus konnte nicht festgestellt werden. Laut Mitteilung auf der Pebble-Webseite beträgt der zusätzliche Stromverbrauch 5-10%.

Negativ fällt auf, dass immer wieder die Verbindung zwischen Uhr und iPhone bestätigt werden muss. Insbesondere dann, wenn man eine App startet, kommt es dazu. Dies ist recht störend im Arbeitsablauf, da nach der Bestätigung, dass die Kommunikation erwünscht ist, das iPhone wieder in die Pebble-App wechselt. Auch wird immer nur die aktuellste Nachricht angezeigt. Es gibt keine Möglichkeit durch die Nachrichten zu blättern, was, gerade wenn man mehrere Mails empfängt, unpraktisch ist.

Als erste Anlaufstellen bei Fragen und Problemen seien die Foren des Herstellers, sowie das deutschsprachige Forum von German Pebblers empfohlen.

Fazit

Die Pebble-Smartwatch schließt eine Lücke im digitalen Lifestyle, die es vorher gar nicht gab. War es wirklich so schlimm, bei jeder Vibration das Telefon hervorzuholen, um zu schauen, ob es eine wichtige Nachricht war, oder doch wieder nur eine Werbemail? Natürlich nicht! Aber warum sollte man es sich nicht einfacher machen. Nach aktuellem Stand sind die Möglichkeiten noch recht beschränkt und es bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass die angekündigte Unterstützung durch Drittanbieter-Apps umgesetzt wird. Wer nun eine Pebble für 150 USD bestellt, kann sich neben einer Wartezeit von einigen Wochen, auf eine gut verarbeitete Uhr mit einigen netten Funktionen freuen. Ich habe mich zumindest sehr daran gewöhnt, meine Musik über die Uhr zu steuern, die Wichtigkeit einer Mail oder SMS zu werten, bevor ich das iPhone in die Hand nehme.


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