Ausbruch aus Apple-Ökosystem – Ein Versuch mit WP8 (Teil 3 – Synchronisation)

mz, den 9. April 2013
Windows Phone 8 - Logo
Windows Phone 8 – Logo

Es wird ernst: Nach der Vorstellung der verwendeten Hardware (Nokia Lumia 820) und dem Betriebssystem Windows Phone 8 geht es im heutigen dritten Teil des Selbstversuchs an die Synchronisation mit dem Mac. Ob und wie diese funktioniert, lest ihr im folgenden.

Für die stationäre Synchronisation von Windows Phones mit dem Mac steht im Mac App Store die App „Windows Phone“ bereit. Diese erinnert an die Oberfläche, die iTunes bis vor kurzem auch für die Synchronisation mit iOS-Geräten bot und ist daher nicht allzu gewöhnungsbedürftig.

Man schließt das Gerät über USB an den Mac an und öffnet die App. In meinem Fall erkannte die Software das Lumia 820 nicht immer sofort, manchmal musste ich 10-30 Sekunden warten. Ab und zu erreichte mich auch der Hinweis, dass das Smartphone zwar angeschlossen sei, aber nicht mit der Software benutzt werden kann. Dies liegt allerdings am benutzten USB-Hub. Wenn man dem Lumia einen Anschluss direkt am Rechner reserviert, läuft alles prima.

Nach der Verbindung landen wir zunächst auf dem Startbildschirm. Hier sehen wir die Informationen zum Gerät wie Name, Modell und Akkustand. In den Geräteeinstellungen lassen sich Name und einige andere Dinge neu einstellen, über den anderen Button gelangt man in den „App-Marketplace“.
Hier läuft einiges anders als bei iOS-basierten Geräten. Man erreicht das App-Angebot von Windows Phone, das ebenfalls im Live-Portal untergebracht ist. Es handelt sich also um einen iCloud-ähnlichen Dienst von Microsoft.

Apps installieren

Eine App installiert man dabei ganz einfach: Man sieht sich im Angebot um und klickt bei interessanten Anwendungen auf „installieren“. Wer mit der gleichen Live-ID angemeldet ist wie auf seinem Smartphone, muss unter Umständen noch einmal die Benutzung von Ortungsdiensten oder ähnlichem bestätigen, danach wird die entsprechende App auf dem Gerät installiert – und zwar ohne Zwischenspeicherung auf dem Computer, ohne Kabelverbindung oder sonstiges. Die Zuordnung der ID und das im Portal ausgewählte Smartphone reicht aus, damit die App unmittelbar übertragen wird – eine WLAN-Verbindung vorausgesetzt.

Ob man eine App bereits gekauft hat, merkt das System sich. Diese Systematik gefällt mir sehr gut, weil man viel Speicherplatz sparen kann und das Gerät weder mit dem Computer, noch mit demselben kabellosen Netzwerk verbunden sein muss. Software-Updates werden übrigens in der Mac-App sowie im Telefon angezeigt und auch dort on-the-fly installiert.

Medien synchronisieren

Die jeweiligen Kategorien wie „Musik“ oder „Fotos und Videos“ werden aus den auf dem Mac gespeicherten Bibliotheken gespeist. Das bedeutet, dass ebenso wie bei iOS-Geräten die Songs oder Bilder genauso in Alben oder Wiedergabelisten synchronisiert werden können, wie sie in den iLife-Apps geordnet sind. Den Unterschied machen hier die Klingeltöne, denn nach wie vor sind alle Systeme außer iOS standardmäßig in der Lage, jede beliebige MP3-Datei als Klingelton zu verwenden – auch Windows Phone 8. So besteht die Liste der „Ruftöne“ also aus allen in iTunes gespeicherten Audiodateien.

Gerät durchsuchen

Hier bietet sich ein Dateiexplorer an, der – geordnet nach Foto/Video- und Audioinhalten alle auf dem Gerät befindlichen Dateien anzeigen oder kopieren/löschen kann. Wie im Finder markiert man also einfach eine oder mehrere Dateien und kann diese so per Drag&Drop bewegen. Bilder werden den Ordnern entsprechend angezeigt, in die sie aufgeteilt sind.

Bei der Übertragung meiner vom iPhone importieren und bearbeiteten Fotos gab es einige Probleme, so dass viele Ordner mit Datumsangaben erstellt wurden, die deutlich vor dem Aufnahmezeitpunkt der enthaltenen Fotos liegen. Warum das so ist, konnte ich bisher nicht herausfinden.

Die iTunes-ähnliche Bedienung hat hier aber zur Folge, dass nicht einfach eine Datei auf das Gerät übertragen werden kann. Ein Testfoto kann in der Mac App nur auf den Gerätenamen gezogen werden und landet dann in einem neuen Ordner mit dem Namen „Andere Bilder“ in der Foto-App. Eine PDF-Datei wurde angeblich übertragen, war aber danach im Lumia nicht auffindbar.
Eine Word-Datei im .doc-Format landete zielsicher in der Office-App, die eine der großen Stärken des Betriebssystems ist. Hier wurde sie sofort erkannt und korrekt formatiert dargestellt. Bearbeitet werden können allerdings nur .docx-Dateien. Der Test mit einer .rtf-Datei schlug fehl: Sie konnte erst gar nicht auf das Windows Phone übertragen werden. Dateien in nativen Apple-Formaten wie .pages (ja, ich benutze fast ausschließlich Pages zum Schreiben meiner Texte) oder .keynote gehören selbstredend auch nicht zur Liste der unterstützten Formate.

Unten in der Speicheranzeige lässt sich übrigens zwischen Telefon-, SD- und Gesamtspeicheransicht wechseln.

Die Cloud

iCloud? Nein!
Die Cloud-Synchronisation ist für mich das ganz große andere Thema. Ich synchronisiere mehrere Macs (zuhause und im Büro), iPads (zuhause und im Büro) sowie iPhones (von meiner Frau und mir) über iCloud und den CalDav/CardDav-Server im Büro. Das bedeutet: Kontakte, Kalender, Mailaccounts sind auf allen Geräten immer auf demselben Stand. Und an der Stelle kommt für mich das große Problem: Windows Phone unterstützt weder iCloud (nicht überraschend) noch die beiden Serverprotokolle, auf die die Apple-Dienste setzen, wenn man einen Mac Server betreibt.
Außerdem nutze ich DropBox über mehrere Geräte und diverse andere Plattformen wie Droplr, die allerdings heute keine Erwähnung finden können, weil man relativ problemlos ohne sie auskommt.

Bezugnehmend auf einen der Kommentare im letzten Teil: Natürlich ist es toll, dass Microsoft Exchange nativ unterstützt wird. Es handelt sich ja um Windows. Wer darauf angewiesen ist, muss sich keine Sorgen machen, denn man ist hier quasi beim Hersteller sehr gut aufgehoben. Aber denkt dran: Es geht hier um den Ausbruch aus dem Apple-Ökosystem, und ich benutze dafür nun einmal alle Apple-Dienste.

Zusammengefasst: iCloud-Serverabgleich ist aktuell, vermutlich aber auch in Zukunft, nicht in Windows Phone 8 integriert. CalDav und CardDav sollen noch in diesem Jahr nachgerüstet werden, vielleicht bietet sich dann auch irgendeine Art Workaround, um an iCloud-Daten zu kommen.

Live und Google als Alternativen
Wer also aus dem Apple-Umfeld kommt, muss – wenn er oder sie nicht ohnehin schon Google-Dienste nutzt, dahin oder zu Windows Live umsteigen. Entsprechende iCloud-Kalender sollten im besten Fall einzeln vom Mac aus ins .ics-Format exportiert und dann im Live- oder Google-Account importiert werden. Ein vollständiger Umstieg ist notwendig, beides funktioniert aber recht einfach. Gleiches gilt entsprechend für die Kontakte, die im .vcf-Format für Google und Live lesbar sind und dann auch unter Windows Phone benutzt werden können. Unter Live.com kann ebenfalls ein Abonnement für Kalender im .ics-Format angelegt werden. Diese werden dann über den Live-Account auf dem Windows Phone angezeigt.

Im Übrigen werden durch die tiefe Integration von Facebook und Twitter auch dort hinterlegte Events wie Geburtstage, aber auch Kontakte bei entsprechender Konfiguration angezeigt. Dazu aber später mehr.

SkyDrive?
Mit SkyDrive bietet Microsoft eine Cloud-Lösung für Dateien an, die prinzipiell wie Dropbox funktioniert. Als Nutzer eines Windows Phones erhält man 7GB kostenlos. Im Telefon werden dann über die entsprechende App die Dateien verwaltet. Man kann zum Beispiel auch Fotostream-ähnlich einstellen, dass jedes neu geschossene Foto automatisch dort hochgeladen wird – inklusive reduzierbarer Größe bei Mobilfunk-Zugriff.

Keine Dropbox?
Doch! Auch Dropbox ist für Windows Phone verfügbar. Es gibt keine offizielle App, aber mehrere Versuche von Drittanbietern, DropBox aufs Windows Phone zu holen. Mit BoxFiles klappt das beispielsweise ganz gut, allerdings gelten auch hier die Beschränkungen der Dateiformate und nur Bilder können hochgeladen werden. Die bezahlte Version von BoxFiles entfernt dann die Werbung und unterstützt DropBox und SkyDrive gleichermaßen.

Soviel zu den unterstützten Cloud-Diensten und der Mac-Synchronisation. Wenn euch Dienste gefehlt haben, meldet euch gerne in den Kommentaren. In der kommenden Woche geht es dann um den Marketplace und die verfügbaren Apps, wieder im Vergleich mit dem Apple App Store.

Weitere Teile der Reihe Ausbruch aus Apple-Ökosystem


Ähnliche Nachrichten