Ausbruch aus Apple-Ökosystem – Ein Versuch mit WP8 (Teil 4 – Apps und Store)

mz, den 17. April 2013
Windows Phone 8 - Logo
Windows Phone 8 – Logo

Einen wichtigen Teil des täglichen Umgangs mit dem Smartphone macht die Auswahl an verfügbaren Apps aus. Dabei spielen wiederum Qualität, Verfügbarkeit und die Einfachheit der Installation eine wichtige Rolle. Wie das im Windows-Phone-Umfeld funktioniert, lest Ihr im heutigen Teil der Serie über den Ausbruch aus dem Apple-Ökosystem.

Zuallererst einmal: Das Lumia 920 hat die Redaktion nun endlich erreicht und ermöglicht es mir, mit zwei Geräten simultan zu testen. So konnte ich nun ausprobieren, wie das Live-Portal mit zwei Smartphones umgeht, die unter derselben ID angemeldet sind. Dazu unten mehr.

Apps finden und kaufen

Wie schon in Teil 3 angemerkt, gestaltet sich die Suche nach Apps unter Windows Phone recht komfortabel. Unter windowsphone.com/de-de/store befindet sich der Überblick über alle Apps. Das Design orientiert sich an den Kacheln, die man von Microsofts Betriebssystemen kennt, die Funktionen dagegen erinnern sehr an den Apple App Store.

Die Apps lassen sich nach Anmeldung mit der passenden Live-ID einfach über den Browser installieren – vorausgesetzt, auf dem Windows Phone ist „Mein Handy finden“ aktiviert. Andernfalls bekommt man nur einen Link per E-Mail zugeschickt, der den Download der App direkt vom Telefon aus erlaubt.

Die Bezahlung gestaltet sich einfach: Wer eine kostenpflichtige App laden möchte, findet die Möglichkeiten per Kreditkarte, PayPal oder über das Microsoft-Konto zu bezahlen, das man über Geschenkkarten (ähnlich wie bei iTunes) aufladen kann. Die Preise sind dabei mit 0,99€, 1,29€, 1,49€ etwas feiner abgestuft als bei Apple. Gerade PayPal ist aus meiner Sicht ein deutlicher Vorteil gegenüber der Bezahlung im Apple App Store. Zudem gibt es oft die Möglichkeit, eine App erst einmal zu testen, bevor man sie kauft.
Wenn man eine App bereits besitzt, sie aber neu installieren möchte, zeigt der Windows Phone Store dies an. Über das Drop-Down-Menü rechts oben kann dann das jeweils andere Gerät ausgewählt werden, sofern man mehrere besitzt. Im Screenshot ist das von Nokia gestellte Lumia 920 (Name „Windows Phone“) ausgewählt. Ganz unten in der Liste befindet sich das Lumia 820 („Judas“), auf dem ich so die App ebenfalls installieren könnte.

Eine Liste aller gekauften Apps gibt es ebenfalls, sodass man dort schnell Zugriff auf die bereits geladenen Inhalte hat.

All das funktioniert hervorragend mit dem Mac. Das liegt ganz einfach daran, dass es sich um ein browserbasiertes Einkaufssystem handelt. Da der Zwischenschritt über eine Software wegfällt und man sich einfach nur mit dem Live-Konto anmelden muss, das auf dem Telefon eingerichtet ist, ist praktisch jeder Computer mit Internetzugang geeignet. Einzig auf eine lokale Kopie der Apps muss man verzichten. Die Notwendigkeit iOS-Apps auf dem Desktop zu speichern, erschließt sich mir bei meinem iPhone allerdings nur bedingt. Man kann die Apps installieren, wenn keine Internetverbindung besteht, aber so dringend war es bei mir in bald sechs Jahren iPhone-Besitz noch nie.

Die Auswahl an Apps

Windows Phone ist längst kein kleines Kind mehr. Zwar gibt es noch immer deutlich weniger Apps als in Apples App Store, aber es sind dennoch bereits über 120.000. Die allermeisten der beliebtesten Apps unter iOS sind ebenfalls für WP verfügbar. Eine Aufzählung fällt schwer.
Es gibt eine beachtliche Auswahl an RSS-Clients und Kamera-Apps, Top-Apps wie Whatsapp, eBay, DB Navigator, Facebook, Skype, Twitter, YouTube, Google+, Wikipedia, TV Spielfilm, Runtastic, ADAC, alle sind sie auch unter Windows Phone vertreten. Wer interessiert ist, sollte einfach selber einmal einen Blick wagen. Das gleiche gilt für Spiele: Angry Birds, Temple Run, Fruit Ninja, alle sind auch auf den Lumias verfügbar und zuletzt haben bspw. Gameloft und EA immer mehr Action und Rennspiele für High-end-WP-Geräte angeboten.

Es bleibt anzumerken, dass viele dieser Apps nicht die offiziellen Apps sind, oder die offiziellen nur selten die besten. Die Facebook-App zum Beispiel leidet unter der einen oder anderen Krankheit, die den Nutzer bei der Bedienung mit der Zeit leicht aggressiv werden lässt. Es gibt im Store aber gerade für so beliebte Soziale Netzwerke wie Facebook andere Lösungen. Apps von Drittentwicklern, etwa „Facebook Touch“ oder „Facebook*“ imitieren die mobile Website beziehungsweise die iPhone-App und lassen sich deutlich einfacher bedienen. Hier empfiehlt es sich, auf die Rezensionen zu achten.

Einbindung ins System: Die Designfrage

Alles ist relativ, aber mir persönlich ist dieser schwarze Rand schon auf dem Homescreen nicht erklärlich. Aus irgendeinem Grund hat man sich bei Microsoft entschieden, immer einen ca. 2-3mm breiten Rand ungenutzt stehen zu lassen. An der Oberkante des Homescreens mit den Live-Kacheln sehen wir unter der Statusleiste, die sich im übrigen teilweise zurückzieht, wenn sie nicht benutzt wird, gar mehr als einen halben Zentimeter ungenutzten Platzes. Möglicherweise erfordert das mehr Intelligenz, aber mir fällt schlicht keine ästhetische Begründung für so etwas ein.
Diese Designsprache setzt sich dann nicht nur in der überdimensionierten und damit einer ordentlichen Übersicht entbehrenden App-Liste fort, sondern auch innerhalb der Apps.

Es scheint für Windows-Phone-Entwickler einfach zu sein, Apps im Systemdesign zu entwerfen. Zugegeben: Es sieht wirklich schön aus. Aber es wird an vielen Stellen einfach zu viel Platz verschwendet. Das ist mein Hauptkritikpunkt am ganzen System. Nachfolgend findet ihr ein paar Screenshots aus der Facebook- der Twitter- und der Foursquare-App, um zu zeigen, was ich meine:

Offenbar gibt es also eine Art Standard-Interface, das zwar für viel Kontinuität in der Designsprache des Systems sorgt, allerdings schlicht keine derart großen und hochauflösenden Displays benötigt wie das des Nokia Lumia 920. Die riesigen Überschriften der Kategorien, die absichtlich in den nicht sichtbaren Bereich des Bildschirms reichen, sowie die großen Symbole verhindern die Ausnutzung des brillanten Displays, und aus meiner Sicht damit die Zufriedenheit im Umgang mit dem Gerät. Von der zweifelhaften Farbensprache der an Kinderspielzeug erinnernden Foursquare-App einmal ganz abgesehen. Und eben dieses Phänomen zieht sich durch eine ganze Menge anderer Apps.

Dies war unser Beitrag zum Thema Apps und dem App Store bei Windows Phone. Wenn Euch in unserer Reihe etwas gefehlt hat, Ihr gänzlich anderer Meinung seid, oder noch etwas anderes wissen wollt, freuen wir uns wie immer über Kommentare!

Weitere Teile der Reihe Ausbruch aus Apple-Ökosystem


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