Autor:  Matze Fenn 07.09.2013, letztes Update: 25.04.2022
Wertung: 6.5

Killer is Dead im Test

PlayStation 3 und Controller
PlayStation 3 und Controller

Es ist der neueste Streich vom japanischen Studio Grasshopper Manufacture mit dem berüchtigten Chefdesigner Goichi Suda, besser bekannt als Suda51. Zu seinen im Westen bekanntesten Werken gehören Lollipop Chainsaw, Shadows of the Damned, No More Heroes und Killer7. Wer damit schon nichts anfangen konnte, kann hier gleich aufhören zu lesen, denn seinen einzigartigen Stil setzt Suda51 auch mit Killer Is Dead fort.

Was geht denn hier ab?

Dieses Spiel zu beschreiben, ist schon eine Herausforderung an sich. Story-mäßig geht es um den Killer Mondo Zappa, der in der nahen Zukunft für eine Agentur für Auftragsmorde arbeitet. Vor (fast) jeder Mission gibt es eine ausführliche Zwischensequenz, in der ein Kunde den Tod einer kriminellen Person (Person heißt nicht unbedingt Mensch) oder eines anderen Killers fordert und als Belohnung Geld anbietet. Der Auftrag wird akzeptiert und ihr begebt euch als Mondo Zappa zum Aufenthaltsort der Zielperson. Bevor ihr aber zu ihr gelangt, müsst ihr euch erst durch viele Räume mit Wellen an Gegnern schnetzeln und ein paar leichte Rätsel lösen, dann ist der Weg frei und ihr könnt euch der Zielperson in einem Bosskampf stellen.

Button Mashing mit Mondo

Mondo ist ein Killer mit Stil. Anzug und Krawatte gehören immer zum Erscheinungsbild, als Waffe schwingt er mit der rechten Hand ein Katana. Der linke Arm ist bionisch, also künstlich. Mit dessen Hand kann er kräftig zuschlagen, oder ihn wahlweise in z. B. eine Schusswaffe oder einen großen Bohrer umfunktionieren. Euer wichtigstes Werkzeug ist aber das Katana, das nur über eine Taste gesteuert wird. Dann noch eine Taste zum Zuschlagen mit dem Cyborg-Arm, und eine zum Parieren/Ausweichen. Das heißt, ihr werdet die Katana-Taste hämmern, dass sich der Controller biegt, allzu komplizierte Combos gibt es nicht. Dazwischen immer wieder Ausweichen und Parieren, um ja nicht von den Gegner getroffen zu werden, und von neuem schnetzeln. Wenn ihr kurz vor einem gegnerischem Angriff ausweicht, kommt ihr in einen Zeitlupenmodus, in dem ihr – wieder durch Hämmern der Taste – den Gegner für eine kurze Zeit ordentlich verdreschen könnt, ohne Gegenwehr.

Und trotz der wenigen verschiedenen Moves sieht das Ergebnis von dem Gehämmere sehr beeindruckend aus. Einfach ist das Spiel dabei keinesfalls, es ist ein hektisches Abwechseln zwischen Schwert-Moves, Parier-und Ausweichmanövern. Je länger ihr euch beim Metzeln nicht von Gegnern treffen lasst, desto höher steigt euer Combo-Counter – und damit auch die Geschwindigkeit und Härte eurer Angriffe. Kurz bevor dann ein Gegner stirbt, könnt ihr einen von vier Finishing-Moves ausführen und je nach Wahl des Moves bestimmte Kristalle erhalten. Kristalle in verschiedenen Farben droppen von jedem getöteten Feind. Grüne Kristalle erweitern den Lebensbalken, rote erweitern den Blutbalken und gelbe werden als Zahlungsmittel für neue Fähigkeiten verwendet. Blutbalken? Ja, Blut gewinnt man bei jedem Kill und wird hauptsächlich als „Munition“ für die Schussfunktion des linken Armes benötigt. Bei härteren Gegnern braucht man es außerdem als Ressource für den Exekutions-Move, ohne den man diese nicht besiegen kann.

Gegen wen kämpft man überhaupt?

Das Spiel klärt diese Frage auch nicht wirklich. Sicher ist nur, dass die Gegner „Wires“ genannt werden und scheinbar Cyborg-Samurais in verschiedenen abgedrehten Variationen darstellen sollen. Manche Gegner kann man jedoch nur als „Monster“ bezeichnen.

Das Highlight sind aber die Bosskämpfe, in denen ihr das eigentliche Ziel eures Auftrags exekutieren müsst. Diese Bosse könnten unterschiedlicher und durchgeknallter nicht sein (eine Frau mit riesigem Spinnenkörper, eine wütende Dampflok, ein Samurai auf einem Tiger), und haben meist mehrere Phasen, in denen ihr eure Taktik ändern müsst. Ist ein Boss am Ende seiner Kräfte, könnt ihr ihm schließlich feierlich den Kopf abschlagen, was Mondo immer mit „Killer is dead“ kommentiert.

Schwer aber fair

Eine interessante Eigenschaft von Killer Is Dead ist, dass trotz des relativ hohen Schwierigkeitsgrades selten Frust aufkommt. Denn falls ihr sterbt, müsst ihr nicht an einem früheren Checkpoint neu anfangen wie in anderen Spielen. Stattdessen habt ihr nach dem Tod die Wahl, euch von eurer naiven und etwas nervigen Gehilfin Mika wiederbeleben zu lassen. Dabei eilt diese wie aus dem Nichts herbei, hockt sich neben eure Leiche und hämmert mit den Fäusten so lange auf eure Brust, bis euer Herz wieder schlägt und ihr mit vollem Leben wieder aufsteht. Um euch wiederbeleben zu lassen braucht ihr sogenannte „Mika-Tickets“, und diese könnt ihr zwischen den Missionen ganz einfach aus dem Gift Shop kaufen.

Frau + Geschenk = Sex

Der Hauptzweck des Shops ist es aber, Geschenke zu kaufen, die ihr wiederum in Minispielen an diverse Damen verschenken könnt. Diese Minispiele heißen „Gigolo-Missionen“ und sind so anrüchig, wie sie sich anhören. Mondo ist nämlich neben seinem Killer-Dasein auch Frauenheld, und das muss ausgelebt werden. In so einer „Mission“ trefft ihr euch also mit einer hübschen Frau und müsst so lang abwechselnd ihr Gesicht, Brüste, Beine und Hintern begaffen (ohne, dass sie es bemerkt!), bis der Gigolo-Meter aufgefüllt ist. Dann könnt ihr ihr ein Geschenk überreichen. Gefällt ihr das Geschenk, füllt sich eine Herzanzeige. Ihr wiederholt das Prozedere also so lange, bis diese aufgefüllt ist, dann könnt ihr mit der Frau „schlafen“. Die Kamera schwenkt weg und als Belohnung gibt’s entweder eine neue Modifikation für euren Cyborg-Arm, oder gelbe Kristalle. Ja, sowas ist sehr…ungewöhnlich für ein Spiel. Manche würden sagen sexistisch. Aber so sind die Spiele von Suda51 nun mal. Außerdem gibt es noch zahlreiche Nebenmissionen, in denen man an frühere Schauplätze zurückkehrt und einen möglichst hohen Highscore erreichen muss.

Coole Optik

Was einem sofort ins Auge sticht, ist der außergewöhnliche Grafikstil. Cel-Shading kombiniert mit kontrastreichen, starken Farben. Etwas Comic, etwas Anime, eine absichtlich kleine Farbpalette. Die Grafik ist schwer zu beschreiben, das muss man mit eigenen Augen sehen. Diesen Grafikstil kann man wirklich als Kunst bezeichnen.

Der Sound kommt gut rüber, mit einem von Akira Yamaoka komponierten Soundtrack, coolen Effekten und das Wichtigste: die zusätzliche japanische Tonspur. Denn wer Killer Is Dead spielt, ist wahrscheinlich Anime-Fan oder in sonstiger Weise an japanischer Kultur interessiert, da ist die Original-Tonspur mit Untertiteln ein willkommener Leckerbissen.

Fazit

Bei Killer Is Dead werden sich wieder die Geister scheiden. Wer mit japanischen Spielen und/oder Animes sowie dem penetranten Grafikstil nichts anfangen kann, kann sich den Kauf gleich sparen.

Alle anderen werden ihre Freude haben an einem Spiel, das abseits des Mainstreams etwas Neues ausprobieren will. Das Gameplay ist sicherlich nicht neu, ähnliches kennt man aus Devil May Cry und Bayonetta. Doch stilistisch traut sich Suda51 hier Einiges und ist sich bewusst, dass das bei der westlichen Masse nicht ankommen wird. Die Story ist wirr und soll wohl gar nicht verstanden werden, die Charaktere und Gegner sind abgefahren und überzeichnet – das Hauptaugenmerk liegt auf der Präsentation.

Auch die voyeuristischen Minispiele mit willigen Frauen sind typisch japanisch und werden im Westen wohl als unnötiger Sexismus aufgefasst werden.

Wer aber erwachsene Animes gewohnt ist, wird darüber hinwegsehen können und bekommt ein optisch einzigartiges Action-Feuerwerk mit Samurai-Einflüssen serviert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück zum Testarchiv
Was sagst Du dazu?
Zugehörige Spiele

Aktuelle Nachrichten

Werbung