Autor:  Matze Fenn 15.12.2013, letztes Update: 12.05.2022
Wertung: 7.8

Gran Turismo 6 im Test

Gran Turismo 6: Mercedes SLS AMG GT3
Gran Turismo 6: Mercedes SLS AMG GT3

Sonys Vorzeige-Racing-Serie vom Studio Polyphony Digital meldet sich mit Gran Turismo 6 zurück – und zwar „nur“ auf der PS3. Es hat doch Einige überrascht, dass der neueste Ableger nicht gleich für PS4 erschienen ist. Doch Sony will die Tradition der zwei „Gran Turismos“ pro PlayStation-Generation fortsetzen und sich damit nochmal ordentlich von der PS3-Ära verabschieden. Mit „The Real Driving Simulator“ untertitelt, ist die GT-Serie seit jeher für ihren Realismus und hohen Detailgrad von Autos und Strecken bekannt. Kann Gran Turismo 6 den bereits sehr guten Vorgänger überbieten?

Fahr dich reich!

Zuallererst: Gran Turismo 6 ist eine Rennsimulation und kein Arcade-Racer wie etwa Need for Speed. Es gibt deshalb auch keine Rewind-Funktion, mit der man nach einem Fehler das Renngeschehen einfach zurückspulen kann. Alles soll so realistisch wie möglich sein, also kann ein kleiner Fehler, je nach Auto, Strecke und Konkurrenten, schon das Aus bedeuten. Im Karrieremodus ist es das oberste Ziel, den ersten Platz zu belegen, weil man nur dann die maximale Anzahl an Sternen sowie Credits gewinnen kann. Bei jedem Rennen kann man maximal drei Sterne gewinnen und das sollte man auch immer tun, denn bei einer bestimmten Anzahl an Sternen bekommt man immer wieder Gratis-Autos. Mit den Credits können Autos gekauft sowie getuned werden. Zwischendurch gibt es bestimmte Herausforderungen, Minigames sowie Fahrprüfungen, deren Abschluss die nächste Rennliga freischaltet.

Ab und zu werdet ihr zu speziellen Events eingeladen wie das Goodwood Festival of Speed, bei dem ihr eine Reihe an klassischen und exotischen Rennwagen mit Bestzeit durch die enge Bergauf-Strecke fahren müsst.

Karriere machen

Der Karrieremodus ist auch der Kern des Spiels, mit dem ihr viele Stunden verbringen werdet. Am Anfang habt ihr nur einen Kleinwagen, doch mit der Zeit erhaltet ihr durch fleißiges Sammeln von Sternen und Credits immer bessere Autos und könnt diese auch immer besser tunen. Sehr vorteilhaft ist, dass der gesamte Fuhrpark von Anfang an käuflich erwerbbar ist und nicht etwa Teile davon erst freigeschaltet werden müssen. So könnt ihr gleich durch das Angebot von hunderten mehr oder weniger exotischen Automarken und Tuning-Werkstätten aus aller Welt blättern und schon einmal eure Favoriten ausfindig machen, um auf diese zu sparen. Porsche ist leider nicht dabei, doch das liegt an einem noch laufenden Vertrag zwischen Porsche und EA, der Porsches nur in EA-Titeln zulässt. Polyphony Digital nutzt aber ein Schlupfloch aus, indem es einfach umgebaute Porsches vom Hersteller Ruf Automobile ins Spiel eingebaut hat.

Mehr Karren

Gegenüber Gran Turismo 5 wurden mehr als 120 Autos hinzugefügt, wodurch der Fuhrpark auf insgesamt stolze 1200 Autos und mehr angewachsen ist. Darunter finden sich Fahrzeuge aller Wagen- und Rennklassen, sogar Go-Karts. Ebenfalls wurde das Physikmodell verbessert, bei dem nun das Profil sowie die Abnutzung der Reifen, die Radaufhängung und die Aerodynamik berücksichtigt werden. Es gibt außerdem keine Unterscheidung mehr zwischen Standard- und Premiumautos und somit keine Beschränkungen mehr beim Leistungs-Tuning und äußerlichen Modifikationen. Das Interface und die Menüs wurden generalüberholt und bieten nun schnellen Zugriff auf alle Funktionen, wodurch es sich nun leichter navigieren lässt.

Mehr Strecken

100 Rennstrecken an 37 Orten der Welt wollen in GT6 befahren werden. GT-typisch ist ein Teil davon von Polyphony entworfen, der Rest entspricht zahlreichen realen Rennstrecken. Und diese realen Rennstrecken sind in keinem Rennspiel so detailliert dargestellt wie in GT6. Neu dabei sind unter anderem Mt. Panorama, Silverstone, Brands Hatch und der Willow Springs Raceway. Nach wie vor gibt es den legendären Nürburgring in seiner vollen Länge, bei dem eine Runde schon einmal um die zwölf Minuten dauern kann.

Es gibt Rennen bei verschiedenen Witterungsbedingungen und Tageszeiten, manche haben einen Tag- und Nachtwechsel. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans z. B. wird sogar der Sonnenauf- und Untergang simuliert und der Nachthimmel samt Sternen entspricht angeblich dem echten Nachthimmel, wie er 2013 über Le Mans zu sehen war. Wie bei den Vorgängern könnt ihr solche Rennen wirklich 24 Stunden lang fahren, in Echtzeit!

Gegen „echte“ Kontrahenten

Der Multiplayer-Modus wurde mit dem Day One-Patch nachgeliefert, leider gibt es bei diesem (noch) keine Quick Match-Funktion, obwohl diese anscheinend geplant war. Stattdessen könnt ihr Lobbys erstellen und vorhandenen Lobbys von Spielern aus aller Welt beitreten. Hier gibt es eine Menge Einstellungsmöglichkeiten und Parameter, die man aber nicht sehen kann, bevor man einer Lobby beitritt. Somit kann die Suche nach der passenden Lobby schon einmal etwas nervig werden, wenn Spieler z. B. Restriktionen für genau die Art von Fahrzeugen eingestellt haben, welche man eigentlich benutzen wollte. Findet man schließlich ein passendes Rennen, sind aber alle Probleme vergessen und es macht Spaß, gegen bis zu 15 „echte“ Kontrahenten pro Strecke zu fahren.

Edle Optik, wuchtiger Sound

Äußerlich sehen die Autos äußerst detailliert und originalgetreu aus. Schaltet man auf die Lenkrad-Ansicht im Inneren eines Autos um, sieht man das Original-Armaturenbrett mit Zeigern und Anzeigen, die natürlich auch aktuelle Werte im Rennen wiedergeben. Schaut man sich ein Replay an, denkt man manchmal, dass das auch eine TV-Übertragung eines echten Rennens sein könnte – so gut sehen die Wagen sowie deren Interaktion mit der Strecke aus. Die Strecken an sich sehen schön aus, das Drumherum wie Bäume, Zuschauer und Gebäude leidet aber unter schwachen Texturen. Mitten in einem Rennen gilt eure Aufmerksamkeit aber sowieso anderen Dingen, da fällt das nicht weiter auf.

Viele Reviews und Menschen im Internet jammern über die angeblich schlechten Motorensounds, wie Staubsauger oder Rasenmäher sollen die Autos klingen. Wir wissen nicht, was diese Leute an den Ohren haben oder woher diese überhaupt wissen wollen, wie die über 1200 teilweise äußerst seltenen Fahrzeuge in der Realität klingen, die Motoren hören sich jedenfalls super an. Jedes Gefährt unterscheidet sich mit seinen Motorengeräuschen deutlich von den anderen, und die Geräusche ändern sich auch noch, je nach eingebauten Tuning-Teilen.

Die Musikuntermalung bietet von allem etwas, von Drum’n’Bass und Electro bis Rock und Nu Metal ist alles dabei. Wegen den breit gefächerten Genres wird nicht jeder mit allen Tracks zufrieden sein und manch einer hätte vielleicht lieber mehr von seinem Lieblingsgenre – Geschmäcker sind eben verschieden. Wer will, kann aber auch eigene Musik von der Festplatte der PS3 im Spiel verwenden. Wir finden die Songauswahl jedenfalls sehr gut, gerade weil sie so vielseitig ist.

Fazit

Hinsichtlich des Gameplays, des großen Fuhrparks und der Detailverliebtheit der Autos kommt keine Rennsimulation auf den „alten“ Konsolen an Gran Turismo 6 ran. Vergleiche mit Forza 5 sind Blödsinn, denn Forza 5 ist ein Next-Gen-Titel, GT6 erscheint dagegen noch für PS3 – und Forza 5 kann sich trotzdem in einigen Bereichen noch eine Scheibe abschneiden. GT6 hat auch mich als Rennspielmuffel in seinen Bann gezogen, denn die Rennen sind sehr motivierend und verlangen einem alles ab. Der kleinste Fehler kann das Scheitern bedeuten, umso befriedigender ist es, wenn man es als Erster durch die Ziellinie schafft und das vorherige Herumschrauben am Wagen das gewünschte Ergebnis gebracht hat. Die Fahrzeuge reagieren präzise auf Eingaben und fahren sich spürbar anders, wenn man auch nur ein klein wenig Feintuning vorgenommen hat. Als kleiner Spaß könnt ihr sogar mit dem originalen Lunar Rover aus den Weltraummissionen von Apollo 15 bis 17auf der Mondoberfläche gegen die Zeit fahren. Ein kleiner Negativpunkt: Es gibt Mikrotransaktionen, mit denen man Ingame-Währung kaufen kann, diese sind aber völlig optional und werden einem nicht einmal angeboten, wenn man nicht explizit auf den Menüpunkt „Store“ geht. Nichtsdestotrotz, wer auch nur ein bisschen was für Autos übrig hat, kommt bei GT6 voll auf seine Kosten.

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