Autor:  Matze Fenn 17.11.2013, letztes Update: 09.05.2022
Wertung: 7.0

Assassins Creed 4: Black Flag im Test

Assassin's Creed 4: Black Flag - Screenshot
Assassin's Creed 4: Black Flag - Screenshot

Pirat’s Creed: Black Flag wäre wohl eher passend für den neuen Ableger der AC-Serie. Aber dann wäre es kein Assassin’s Creed mehr – und wer weiß, ob es unter anderem Namen auch so gut laufen würde. Natürlich spielen die Assassinen wieder eine Rolle, allerdings ist das Piraten-Feeling vorherrschend. Ob der der 4. Ableger der Reihe in der Karibik überzeugen kann? Was Ubisoft im Blick auf die neuen Konsolen geboten hat und ob die viele Schifffahrerei wirklich gut für den Titel ist? Wir haben gespielt und waren überrascht – der Titel entwickelt sich entgegen unserer Erwartungen.

Arrrrrr ihr Landratten

Willkommen in der wunderschönen Karibik. Mein Name: Edward Kenway. Ich bin Pirat, Freibeuter, Schrecken der Meere. Wie ich zu dem wurde, was ich bin – die Erklärung gibt euch das neue Assassin’s Creed 4: Black Flag.

Edward als Freibeuter – nicht als Assassine? Ja ihr habt richtig gehört. Unser neuer Held, der Vater von Haythem und somit Großvater von Connor, kämpft und tötet für Freiheit und Geld. Natürlich – ohne Geld geht bei Piraten gar nichts. Im Fall der Karibik zählen nur Reales. Als Edward auf seinen vermeintlich ersten Assassinen trifft tötet er ihn, ohne zu ahnen, was da noch alles auf ihn zukommen sollte. Doch als Edward sich entschließt, die Sache weiter zu verfolgen um vielleicht an ein bisschen Geld zu kommen, rutscht er unverhofft mitten in den Konflikt der Templer gegen die Assassinen – will aber damit eigentlich gar nichts zu tun haben. Aber auch unter den Piraten wandeln seltsame Gestalten und manche Freunde haben noch eine zweite, weitaus dunklere Seite.

Und so kommt Edward, auch wenn er sein Piratendasein niemals aufgibt, nicht drum herum, sich mit dem Thema zu befassen.

Die sieben Weltmeere

Edward ist aber hauptsächlich als Pirat auf den Meeren unterwegs. Es sind zwar keine sieben Weltmeere, allerdings ist die Karte, die ihr besegeln könnt, riesig. Es gibt zahlreiche kleine Inseln, die allerhand Geheimnisse, Schatzkarten oder Schätze bergen. Aber es gibt auch die größeren Inseln auf denen sich die Hauptstädte der Karibik, was Wirtschaft und Piratentum betrifft, befinden. Zwar kann man die Städte nicht mit denen aus dem dritten Teil vergleichen, allerdings müssen diese auch nicht so groß sein. Wichtig ist die Atmosphäre und das jede Stadt ihren eigenen Charakter hat. Das hat man wirklich gut umgesetzt – bestes Beispiel dafür ist Nassau, die Piraten-Hochburg. Auch die Stand- und Hafenabschnitte machen einfach was her und lassen, inklusive der Wetterveränderungen die ja in der Karibik schnell und heftig einhergehen, den Spieler sehr tief in die karibische Atmosphäre eintauchen.

Auf den kleineren Inseln hingegen findet man oft Schiffwracks, Palmen und Tiere – begehen müsst ihr sie nur, wenn ein Schatz zu heben ist, ihr Geheimnisse aufdecken wollt und seltene Gegenstände sammeln wollt oder eben jagen wollt. Letzteres bekommt in Black Flag einen wesentlich höheren Stellenwert. Denn während man im dritten Teil noch jagen ging um die Sachen dann gewinnbringend zu verkaufen, könnt ihr nun aus den verschiedenen Häuten und Fellen Gegenstände herstellen, welche noch sehr nützlich werden könnten, wie z.B. einen größeren Munitionsbeutel oder mehr Platz für Schlafpfeile sowie mehr Holster für eure Waffen oder Schwerter. Das Jagd-System ist also sinnvoll überarbeitet worden – das sind genau die Punkte, an denen Entwickler bei einem bereits sehr guten Spiel ansetzen müssen.

Geschichtlicher Hintergrund

Tatsächlich kommen auch wieder viele Personen in Black Flag vor, welche real existiert haben. Das hat die Geschichte schon im dritten Teil gut aufgepeppt und schafft das auch im vierten, es ist immer interessant diesen Leuten zu begegnen. Leute wie der Pirat James Kidd laufen euch während der ganzen Geschichte immer wieder über den Weg. Zur Story dir ihr durchlauft – gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Ich würde es fast „unspektakulär“ nennen. Durchaus ganz nett, aber das hat man in einem Assassin’s Creed schon wesentlich besser gesehen – bei „Pirat’s Creed“ mag das wohl noch nicht ganz klappen. Zumal man diesmal eher eben als Pirat den Templern gegenübersteht. Die Assassinen kommen nur noch beiläufig vor, das ist sehr Schade, so entfernt man sich doch schon sehr von seinen Wurzeln.

Und auch der Missionsaufbau ist eher belanglos. In 12 Sequenzen kommt es ca. 12 mal vor, dass ihr bestimmte Leute unentdeckt verfolgen müsst (was mich früher schon immer tierisch genervt hat) um die Zielperson dann auszuschalten. Kreativität sieht anders aus. Dabei wird allerdings mehr Wert auf ein leises Vorgehen gelegt, was doch dann wieder mehr Spaß macht. Natürlich könnt ihr auch gewaltsam vordringen, auch das ist in manchen Missionen möglich, allerdings erhalten wir in einigen Erinnerungen dann die Meldung, dass wir entdeckt wurden und somit desynchronisiert wurden. Wobei euer Held das aber wirklich gut macht: Er ist schnell, wendig und lautlos, eben alles was man aus Assassin’s Creed so kennt. Er schleicht sich durchs Gebüsch um die nächste Wache auszuschalten, hüpft in den nächsten Heuhaufen, pfeift und schaltet die nächste Wache aus. Oder er springt über Dächer um seine Zielperson zu finden und von oben zu eliminieren. Probleme habt ihr mit eurem Helden keine. Außer…ja, es gibt doch ein kleines Problem. Edward kann über riesige Abgründe springen, aber oftmals steht er vor einer Kante und kann diese einfach nicht runter oder auch rauf springen, obwohl der Höhenunterschied maximal 10 cm beträgt – ein wenig komisch fanden wir das schon und das zeigt, dass die Steuerung noch immer verbesserungswürdig ist. Ebenso wenig überarbeitet sind die Kletterpassagen, welche noch immer wie über Schienen laufen – Abstürze gibt es so gut wie gar keine, selbst wenn man mit einer Hand 10 Minuten an einem Felsvorsprung hängt – so sind sie eben, die Assassinen und die Piraten. Und auch das Kampfsystem hat man nur minimal überarbeitet. Was aber schon früher kaum eine Herausforderung war, hat man jetzt nochmal vereinfacht. Ihr kennt die großen Gegner mit der Axt? Kein Problem mehr, dank „Verteidigung durchbrechen“, spätestens mit dieser Option werden alle Gegner zu einfachem Zeitvertreib.

Ansonsten ist euer Held – ja eben ein Held. Er besitzt Charisma, ist Freibeuter, kämpft für Geld für die Templer um dann doch irgendwann für die Assassinen zu kämpfen. Dass er allerdings das Credo der Assassinen völlig missversteht, erkennt er erst gegen Ende des Spiels und bleibt über die gesamte Zeit eigentlich durch und durch der egoistische Pirat auf der Suche nach Geld, wie er eben im Buche steht. Auf der anderen Seite wird er getrieben von Liebe und Sorgen um seine Frau, der er ein sorgenfreies Leben schenken will.

Hisst die Segel

Einen Großteil eurer Zeit werdet ihr auf See verbringen. Und habt schier unendliche Möglichkeiten mit eurem Schiff, der Jackdaw. Auf See könnt ihr auch die Schlacht der Engländer gegen die Spanier miterleben – schade, da hätte man durchaus noch mehr rausholen können und den Konflikt ebenfalls aufs Festland holen können. So aber segelt ihr durch ein wirklich großes Gebiet, in dem jede Menge Beute rumschippert. Zu Anfang holt ihr euch die kleineren Schiffe, die ihr bekämpfen und dann entern oder gleich versenken könnt. Entert ihr das Schiff könnt ihr alle geladenen Rohstoffe (welche wichtig sind zum Aufrüsten der Jackdaw) kapert, könnt vielleicht noch 1-2 Männer in eure Reihen holen und euer Schiff reparieren oder euren Bekanntheitsgrad senken sowie das Schiff in eure Flotte aufnehmen. Versenkt ihr das Schiff, bekommt ihr nur die Hälfte der Rohstoffe und habt sonst keine Optionen mehr. Es lohnt sich also zu entern, was zu Anfang durchaus spannend ist, sich aber schnell abnutzt und zu einer lästigen Pflichtaufgabe verkommt. Das könnt ihr zwar auch eurer Mannschaft überlassen, allerdings ist die Gefahr groß, dass ihr viele eurer Männer dabei verliert und es eine ganze Weile dauert. Die kleineren Schiffe haben natürlich weniger geladen und später braucht ihr Unmengen an Rohstoffen wie Metall oder Holz um euer Schiff weiter zu verbessern, sodass sich nur noch größere Schiffe lohnen, welche dann natürlich auch stärker bewaffnet sind. Also heißt es immer schön weiter Aufrüsten um wieder mehr Rohstoffe zu gewinnen. Dabei könnt ihr euer Schiff resistenter gegen Angriffe machen, könnt aber auch stetig den Mörser, welcher sehr effektiv ist, verbessern, eure Standartkugeln noch stärker machen oder euren Rammbock zu einer großen Gefahr für andere Schiffe machen. Aber nicht nur Kämpfe sind wichtig, auch der Wetterumschwung kann, natürlich auch in Konflikten, eine große Gefahr für euer Schiff darstellen oder ihr könnt untergegangene Schiffwracks mit einer Tauchglocke nach Schätzen durchforsten. Auch die Maritimen-Missionen sind wieder mit an Bord, bieten aber ebenfalls nicht allzu viel Abwechslung.

Mit eurem Schiff könnt ihr dann sämtliche Inseln und Hafen anfahren und dort vor Anker gehen, doch nicht nur das, auch kleinere Inseln können stets besucht werden. Unter den Häfen ist auch früher oder später euer eigenes Piraten-Nest dabei, in welchem ihr heimisch seid und eine eigene kleine Kolonie aufbaut. Auch diese kann mit genügend Rohstoffen immer weiter verbessert und vergrößert werden.

Ihr seht also, eine Kaperfahrt lohnt sich – und bringt auch im Kampf massig Spaß. Wäre so ein Schiffskampf nicht auch mal was für den Multiplayer?

Zurück in die Gegenwart

Nicht nur damals brodelte der Konflikt zwischen Assassinen und Templer, auch in der Gegenwart bekommt das Ganze wieder eine kleine Nebenrolle. Allerdings dieses Mal aus der Egoperspektive. Und nicht mehr so ausgeschmückt wie in den letzten AC-Teilen in denen Desmond gegen Abstergo, die Templer, angetreten ist. Nein, noch schlimmer, diesmal arbeitet man verdeckt für Abstergo, der Sinn erschließt sich mir noch nicht, allerdings mochte ich die letzten Gegenwart-Teile aus AC 3 oder früheren Teilen. Der jetzige ist der bisher schlechteste Teil, mit dem ich fast gar nichts anzufangen weiß. Hier hätten dann doch die geforderten zwei oder drei Jahre Entwicklungszeit vielleicht etwas mehr gebracht. Ihr arbeitet eben verdeckt für Abstergo um in Desmonds Erinnerungen nach brauchbare Teile für ein Videospiel? Das ist, wenn man vorherige Teile nimmt, fast schon aberwitzig und einfach unglaubwürdig und nicht verhältnismäßig. Schade, hier hätte ich mir mehr erwünscht – aber es passt zum Werdegang der Serie und zu dem, dass man auch von Assassinen mittlerweile mehr Abstand genommen hat.

Rückschritt? Stagnation! Fortschritt?

Die Möglichkeiten auf der jetzigen Konsolengeneration scheinen erschöpft zu sein. Anders lässt sich die Stagnation in Sachen Grafik nicht erklären. Auch ein Jahr nach AC 3 hat man öfter mit plötzlich auftauchenden Gegner in etwas weiterer Entfernung zu kämpfen, welche in Missionen, wo man auf dahinterliegende Wachen zuläuft und leise eliminieren muss, mehr als störend sind. Das Wasser mag toll aussehen, aber es ist eben nur ein Teil des Spiels. Gelegentliches Kantenflimmern stört da gar nicht so groß, ist aber trotzdem vorhanden. Allerdings keine so großen Mängel, die man nicht mit der Next-Gen beheben könnte. Die Engine weiß aber, vor allem auf See in großen Stürmen, voll zu überzeugen und es sieht einfach unglaublich echt aus – und so fühlt es sich auch an, nicht zu verachten, dass hier alles flüssig läuft. Und auch die Mimik der einzelnen Protagonisten sehen unglaublich scharf und gut aus. Beim Rundgang über die Insel fällt allerdings auf: Alles in allem stagniert AC einfach – das Niveau ist das gleiche wie in AC3. Letztes Jahr noch exzellent, dieses Jahr sehr gut und zufriedenstellend – also seht dies bitte nicht als Meckern oder Kritik an.

Perfekt ist hingegen wieder der Soundtrack, der genau für das Spiel konzipiert wurde. Einfach klasse und wirklich immer passend.

Und es gibt ja auch noch die Next-Gen-Version, bei der sicher noch eine Schippe draufgelegt wird.

Multiplayer an Bord, Käpt’n!

Anders als in Call of Duty und Battlefield liebt man AC wegen des Singleplayers, der Multiplayer ist eine nette Dreingabe, mehr nicht. Alles Maps wurden natürlich grundlegend erneuert und dem karibischen Flair angepasst. Bei den Spielmodi hingegen hat sich nichts geändert. Dabei macht es noch immer Spaß und bringt viel Spannung auf zu Jagen und doch auch der Gejagte zu sein. Und natürlich ist das Hochleveln in einem Spiel noch schöner, wenn man eine große Auswahl an Ausrüstungsgegenständen hat, die man nach und nach freischalten kann. Im Fall von Black Flag mehr Fähigkeiten und Ausrüstungsgegenstände als je zuvor. Nicht nur der Wolfsrudel-Modus ist in verbesserter Art und Weiße wieder mit an Bord, auch alle anderen Modi sind natürlich wieder dabei. Ob Team-Deathmatch, Capture the Flag oder eine Art von Infiziert, bei dem man erst jagen und dann überleben muss ist mit dabei. Jeder AC-Fan sollte hier eigentlich etwas finden. Wenn nicht? Auch kein Problem – im Game-Lab kann man die Modi nach seinen Vorstellungen verändern und verschiedene Parameter ändern. Von Belohnungen bei Kills bis hin zur Aktivierung oder Deaktivierung von bestimmten Hilfen wie dem Kompass oder bestimmten Fähigkeiten. Danke für diese Freiheit, selbst im Multiplayer, der schnell mal etwas Öde wird. Das sorgt doch für Langzeitmotivation.

Alle Mann an Deck?

Viele warten natürlich auf die Next-Gen-Version. Ob sich das noch so viel nimmt wird man sehen, natürlich wird einiges noch besser aussehen und die Auflösung soll ja auch nochmal ein Stück nach oben gehen. Ich kann allerdings keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Denn mit Assassin’s Creed, wie man es kennt, hat das Spiel teilweise nur noch wenig zu tun. Es ist mehr eine Geschichte über Piraten. Und wem die Schifffahrerei im dritten Teil nicht gefallen hat, bei dem ist fraglich, ob sie jetzt mehr überzeugen kann, wobei man hier den größten Schritt gemacht hat und diesen Teil des Spiels enorm ausgebaut und verbessert hat. Black Flag ist das etwas andere Assassin’s Creed, allerdings macht es enorm Spaß durch die Karibik zu segeln. Es stellt sich nur die Frage: Wollt ihr auf der Current-Gen an Bord gehen oder wartet ihr lieber bis das Next-Gen-Schiff kommt?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zurück zum Testarchiv
Was sagst Du dazu?
Zugehörige Spiele

Aktuelle Nachrichten

Werbung