Autor:  Matze Fenn 26.03.2014, letztes Update: 07.06.2022

Diablo 3 Reaper of Souls: Interview mit Game Designer

Diablo 3 - Logo
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Travis Day ist Game Designer für Diablo 3 und war vor allem an der Entwicklung von Loot 2.0 und Reaper of Souls beteiligt. Beim Pre-Release-Event in München konnten wir mit ihm sprechen. Wenn von „Items“ die Rede ist, sind übrigens immer legendäre Items gemeint.

 IchSpiele:
Warum sind legendäre Items nun accountgebunden, trotz der Tatsache, dass das Auktionshaus vor ein paar Tagen geschlossen wurde? Denn jetzt gibt es überhaupt keine Wirtschaft im Spiel, man kann nicht mit anderen Spielern handeln, man kann nicht mal früher gefundene Items an Freunde verschenken.
 Travis Day:
Eine Sache, die wir vor Reaper of Souls behandeln wollten, war das Auktionshaus und der Handel mit Items. Eins unserer größten Probleme war, dass Spieler jedes Item, das sie wollten, aus dem Auktionshaus kaufen konnten und somit der Besitz von Items keinen richtigen Wert mehr hatte. Wenn du tolle Ausrüstung hattest, die du selbst hart erarbeiten musstest, hast du dich nicht von dem Typen neben dir unterschieden, der die gleichen Items aus dem Auktionshaus gekauft oder seine Kreditkarte gezückt hatte. Wir wollten also den Fokus vom Itemkauf weglenken und zurück auf das Finden von coolen Items konzentrieren. Wichtig dabei war, dass wir Items an Spieler binden wollten, damit wir erstens viel großzügiger mit der Droprate sein können und zweitens viel bessere und verrücktere Stats auf die Items tun können. Es ging also darum, dass wir richtig abgedrehtes Zeug ins Spiel packen und das Auktionshaus überflüssig machen wollten, indem wir viel mehr Items droppen lassen. Wir wollen, dass die Items wirklich ansprechend sind und deine Spielweise sowie deine Interaktion mit der Umgebung beeinflussen. Wenn ein Item droppt, soll es ein greifbares Erlebnis für dich sein und du sollst das Gefühl haben, dass du es dir verdient hast. So konnten wir es uns erlauben, einige Items unglaublich mächtig zu machen, doch dafür musst du auch Zeit und Mühe investieren und kannst dir die Items nicht einfach von jemand anderem kaufen.
Legendäre Items, die beim Spielen in der Gruppe droppen, können jetzt nur noch mit den Mitgliedern dieser Gruppe innerhalb von zwei Stunden getauscht werden. Wird also das Gruppenspiel nun mehr gefördert als das Solospiel?
Ja, wir haben den Fokus in letzter Zeit mehr und mehr aufs Gruppenspiel gerichtet. Mitglieder einer Gruppe können Items untereinander tauschen, haben einen Stärkungsbuff und einen Erfahrungsbuff. Wir denken, dass das Spiel sehr unterhaltsam ist, wenn man mit Freunden spielt, und haben viele Änderungen vorgenommen, um den Spielspaß in der Gruppe noch zu erhöhen.
Aber es gibt auch viele Leute, die lieber allein spielen. Was ist mit denen? Sagen wir, man ist allein unterwegs und findet ein Item, das man nicht braucht. Man kann es aber auch keinem Freund geben…
Ja, ich spiele auch selbst sehr oft allein und genieße die Unbeschwertheit dabei. Ich kann selbst bestimmen, wie schnell ich vorankommen will und kann auch mal AFK gehen. Das Finden von unbrauchbaren Items hat ebenfalls seinen Nutzen. Wir haben eine neue Handwerkerin in Reaper of Souls, und zwar die Mystikerin. Bei ihr kann man Items verzaubern, und um die Materialien dafür zu bekommen, muss man legendäre Items entzaubern. Wenn du also ein Item findest, das du nicht benutzen kannst, kannst du es immer noch in seine Bestandteile zerlegen und damit wiederum das Item verzaubern, welches du benutzt.
Warum haben Sie die neue Klasse „Kreuzfahrer“ genannt, und nicht einfach „Paladin“? Denn genau das ist er doch eigentlich.
(lacht) Die Kreuzfahrer sind definitiv dem Paladin-Orden untergeordnet. Zur Frage, warum er Kreuzfahrer genannt wird…weil er eben ein Kreuzfahrer ist. (grinst) Er ist nicht ganz das Gleiche wie der Paladin aus Diablo 2. Wenn wir ihn „Paladin“ genannt hätten, hätten die Leute gefragt, warum er nicht exakt der Paladin aus Diablo 2 ist. Wir wollten, dass der Kreuzfahrer seine Wurzeln beim Paladin hat, den die Leute schon kennen, er sollte aber auch seine eigene Identität haben und ein eigener, starker Charakter sein. Wir wollten sozusagen einen Ritter in einer Rüstung, die vom Kampf gezeichnet ist, er sollte aber auch in die düstere Atmosphäre des Addons passen. Deshalb haben wir Kreuzfahrer statt Paladine.
Der Kreuzfahrer scheint als eine reine Tank-Klasse designt zu sein. Ich nehme also an, dass er nicht die Schadenswerte von Barbaren und Mönchen erreichen kann. Oder?
Ich glaube nicht, dass das unbedingt stimmt. Wie man an seinem Artwork sehen kann, ist er ein schwer gepanzerter Kämpfer. Er kann definitiv auf jede Art und Weise gespielt werden, z. B. als Nahkämpfer, der immer mitten im Geschehen ist und alles niedermetzelt. Er kann auch aus der Distanz gespielt werden, wobei er dann heilige Blitze und andere Magie aus dem Himmel niederprasseln lässt und seine Feinde läutert. Es gab einen Punkt in der Beta, wo die Spieler uns fragten: „Kann es sein, dass ihr versucht, ihn overpowered zu machen? Er ist nämlich viel zu gut!“ (lacht) Ich glaube also nicht, dass er zu wenig Schaden austeilt.
Aber dann wäre er wirklich overpowered, nicht wahr?
(lacht) Ein bisschen, ja. Eine Zeit lang war er definitiv zu gut.
Wird der Kreuzfahrer die Tank-Skillungen von Barbaren und Mönchen obsolet machen, weil er einfach besser ist?
Nein, auf keinen Fall. Es gibt verschiedene Wege, wie man jede der Klassen spielen kann. Es geht mehr darum, was zu deiner Spielweise passt. Der Kreuzfahrer ist eher eine große, langsame Barriere, die die Gegner zum Stillstand bringt, während der Mönch viel agiler ist und die Gegner desorientiert und blendet sowie zu Gruppen zusammenziehen kann. Ich denke, dass die Klassen genug unterschiedliche Spielweisen bieten, dass sie jeweils auf ihre eigene Art Spaß machen.
Viele Spieler beschwerten sich, dass Diablo 3 zu comicartig war. Wird Reaper of Souls düsterer sein?
Reaper of Souls hat auf jeden Fall eine düsterere Atmosphäre, es ist eine Hommage an die gotische Architektur und bringt ein beklemmendes Gefühl mit sich. Man kann das gut an dem neuen Endboss und dem neuen Akt sehen. Wenn man sich seinen Weg durch Westmark bahnt, ist alles sehr düster und Leichen bedecken die Straßen. Es ist die Rückkehr zur düsteren Stimmung, die die Spieler erwarten.
Wie in Diablo 2?
(zögernd) Ja, schon. (grinst)
Wird es in absehbarer Zeit PvP mit Rängen geben?
Wir haben zurzeit nicht vor, neue PvP-Features anzukündigen. Wenn die Entwicklung an Diablo 3 voranschreitet, wird wahrscheinlich darüber diskutiert werden. Es ist aber nichts, worüber ich gerade reden kann.
Spielen Sie Diablo 3 in Ihrer Freizeit? Haben Sie überhaupt Lust, es auch noch in ihrer Freizeit zu spielen, wenn Sie doch ständig daran arbeiten?
Ja, klar! Ich habe drei verschiedene Kreuzfahrer in unseren internen Alphas und Betas auf 70 gelevelt. Ich habe auch meinen Barbaren und meinen Hexendoktor auf 70 gelevelt, ich spiele echt viel. (grinst) Ich glaube, dass mein Barbar damals, bevor es überhaupt Paragonlevel gab, schon 500 Stunden Spielzeit hatte.
Wird es endlich wieder ein Kuhlevel geben?
(lacht) Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, wenn man in Rifts oder in den Abenteuer-Modus geht. Aber das lasse ich euch selbst herausfinden.
Ich habe gelesen, dass Sie früher mehrere Jahre an World of Warcraft entwickelt hatten, aber dann zu Diablo 3 wechselten. Warum?
Ich liebe Diablo. Ich bin mit Diablo 1 und Diablo 2 aufgewachsen und habe viele tolle Erinnerungen an diese Spiele. Ich hatte sechs oder sieben Jahre an Word of Warcraft gearbeitet, bis ich schließlich hörte, dass Diablo 3 in Entwicklung war. Ich dachte mir: „Wow, ich würde wirklich gerne an Diablo 3 arbeiten!“ (grinst), gerade, weil ich Diablo 1 und 2 so mochte und exzessiv gespielt hatte. Ich wollte dabei mithelfen, Diablo 3 so gut wie möglich machen.
Hatten Sie damals vielleicht auch genug von World of Warcraft?
Nein, ich hatte nur eine größere Leidenschaft für Diablo, weil ich so viele schöne Erinnerungen an damals hatte, als ich jünger war. Blizzard ist ein sehr offenes Unternehmen, jeder darf an dem Spiel arbeiten, für das er am meisten Leidenschaft verspürt. Und ich hatte eine große Leidenschaft für Diablo (grinst), also habe ich gefragt: „Hey, kann ich an dem Spiel mitarbeiten? Braucht ihr noch Leute?“ Und die sagten: „Eigentlich brauchen wir keine Leute mehr, aber ja, du kannst mitarbeiten.“ (grinst) Also bin ich komplett zu denen umgezogen und da sagten sie: „Ja, schon gut jetzt, du kannst an Bord bleiben und uns helfen, das Addon zu entwickeln.“

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