Right to be forgotten: 50 Wikipedia-Links aus Google gelöscht

Alexander Trust, den 7. August 2014
Wikimedia Foundation
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Aktuell sind aufgrund der jüngsten EU-Rechtsprechung (Right to be forgotten) bereits 50 Links zu Inhalten von Wikipedia aus Google entfernt worden, allerdings immer nur jeweils im Kontext einer speziellen Suche.

Einzig weil Google der Wikimedia Foundation und anderen Betroffenen entsprechende Informationsmails zugesandt hat, lässt sich feststellen, dass mehr als 50 Wikipedia-Links nicht mehr in der Suchmaschine zu finden sind, wenn man auf bestimmte Weise nach ihnen sucht.

Bis Mitte Juli hat Google bereits mehr als 91.000 Anträge zur Löschung von Suchergebnisse erhalten. Davon betroffen wären 328.000 Links. Google hat von den bisher bearbeiteten mehr als 50% der URLs gelöscht. Zu denjenigen gehören 50 Links auf Wikipedia-Inhalte.

Wikipedia archiviert Löschanträge

Die Wikimedia Foundation informierte darüber in einem Blogbeitrag. Google hätte die Organisation informiert. Der Chronistenpflicht möchte man nachkommen, indem man diese Benachrichtigungen auf einer speziellen Seite sammelt. Dort liegen sie in Bild-Form vor. Neugierige können sicherlich den Großteil der in Google nicht mehr auffindbaren Seiten durch Eingabe der Adresse von Hand in ihre Browserzeile aufrufen, nur bei manchen URLs könnte es bereits zu spät sein, weil die Inhalte in der Wikipedia ebenfalls gelöscht wurden. Die Zusammenhänge sind im einzelnen nicht bekannt. Womöglich lag in diesen Fällen ein Problem mit dem Urheberrecht vor.

Lassen Kriminelle Einträge löschen?

Betroffen scheinen derzeit die Unterseiten von Wikipedia aus Großbritannien, Italien und den Niederlanden. In Google wird man zum Beispiel nicht mehr den Verweis auf Gerry Hutch finden, wenn man nach einer speziellen Phrase sucht. In der englischsprachigen Version von Wikipedia wird Hutch als „ehemaliger, irischer Krimineller“ beschrieben. Geboren ist er 1963 und wurde als Hauptverdächtiger in zwei Raubüberfällen angesehen. So zumindest heißt es auf Wikipedia. Fraglich ist nun, aus welchem Grund die Beiträge nicht mehr gefunden werden sollen. Man ist sehr leicht geneigt zu sagen, es sei der Kriminelle, der die Löschung beantragt hat. Doch wer in Google „Gerry Hutch“ eingibt, der findet noch immer den entsprechenden Wikipedia-Beitrag. Tatsächlich findet man den Wikipedia-Eintrag nicht mehr, wenn man nach „Felix McKenna“ sucht. Dies geht aus der Diskussion zum Beitrag hervor. McKenna war Leiter der Organisation zum Kampf gegen Geldwäsche der irischen Regierung. Er ist trotz Rentenalters im letzten Jahr zu dem privaten Sicherheitsunternehmen „Global Risk Solutions“ gewechselt.

Nomen est omen

Google ist zum Versand der Informationsmeldungen nicht verpflichtet, tut dies aber wohl in jedem Fall. Entsprechend wurden in der jüngsten Vergangenheit bereits viele Berichte von Medien veröffentlicht, deren Inhalte „nicht mehr“ über Google zu finden sind. Die TAZ mit einem Bericht über Verstrickungen von NPD, Burschenschaften und rechtsextreme Szene in Hamburg ist nur eines der „Opfer“. Auch dort war es der Name eines Betroffenen, der nicht mit diesem Inhalt in Verbindung gebracht werden wollte.

Ganz so endgültig, wie in vielen Fällen berichtet wird, ist das Prozedere jedoch nicht. Denn Google muss den Einzelfall betrachten auf ein bestimmtes Suchwort oder eine Suchphrase hin. Die allermeisten gelöschten Treffer sind Namensnennungen, meist eine Kombination aus Vor- und Nachname. Die eigentlichen Inhalte sind in vielen anderen Fällen weiterhin in Google gelistet. Die Entscheidung des EuGH, die als „Right to be forgotten“ bezeichnet wird, ist durchaus differenzierter zu betrachten.


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