Samsung Galaxy Note 4 deutlich schlechter bei Grafik und Games als iPhone 6 Plus

Alexander Trust, den 5. Oktober 2014
iPhone 6 und iPhone 6 Plus
iPhone 6 und iPhone 6 Plus

Das Android-Smartphone Samsung Galaxy Note 4 schneidet bei der Grafik-Leistung und Spielen deutlich schlechter ab als Apples iPhone 6 Plus. Neue Benchmarks zeigen, dass Samsung nur auf dem Papier Vorteile hat durch ein Display mit höherer Auflösung, einen Prozessor mit mehr Kernen und höherer Taktrate, die sich in der Praxis aber absolut nicht bestätigen.

Spezifikationen ungleich Leistung

Samsungs Galaxy Note 4 wird in einer Variante angetrieben von Samsungs eigenem Exynos 5 Prozessor, mit 1,9 GHz Taktfrequenz und 8 Kernen, von denen jedoch immer nur 4 gleichzeitig aktiv sind. Deshalb ist die Werbung Samsungs für „Octa Core“ mehr ein Marketing-Trick. Darüber hinaus ist in dem Smartphone eine GPU des Typs Mali-T760 verbaut. Sowohl bei der CPU als auch bei der GPU nutzt Samsung Standard-Chip-Designs aus der ARM-Technologie Apples iPhone 6 Plus verfügt über Apples A8 CPU, die lediglich 2 Kerne bietet und nur mit 1,4 GHz betrieben wird. Das Note 4 bietet ferner eine Auflösung von 2560×1440 Pixeln und 3 GB RAM, während Apples iPhone 6 Plus bei einer Auflösung von 1920×1080 nur 1 GB RAM nutzt.

Tatsächlich kann das Galaxy Note 4 in der Praxis aber bei grafikintensiven Arbeiten mit Fotos und Videos oder 3D-Grafiken, die in Spielen genutzt werden, nicht mit dem iPhone 6 Plus mithalten, wie eine Reihe von Benchmarks zeigt. Beide Geräte sind wegen ihrer Ausmaße mit einer Displaydiagonale von über 5 Zoll in dergleichen Geräteklasse zu verorten.

Design-Fehler bei Samsung CPU?

Aktuelle Benchmarks aus dem GFXBench für OpenGL ES 3.0 und OpenGL ES 2.0 zeigen, dass Apples iPhone 6 und iPhone 6 Plus in jedem Fall vor Samsungs Galaxy Note 4 landen und entsprechend auch vor dem Galaxy S5, das bei den Grafik-Benchmarks selbst bereits nicht mit dem iPhone 5s konkurrieren konnte.

Samsung hat für den Markt in Nordamerika und Europa beim Note 3 ein Modell mit Qualcomm-CPU angeboten. Das wird beim Note 4 genauso sein. Allerdings konnte die CPU von der Stange lediglich etwas mehr Leistung erzielen als Samsungs eigene Exynos-Lösung, nicht aber schneller sein als Apples iPhone 5s. Es ist davon auszugehen, dass dies beim Note 4 nicht anders sein wird. Nun arbeiten sowohl Apple als auch Samsung (beim Exynos) das Chip-Design selbst aus. Während Samsung sich entschied immer mehr CPU-Kerne zu integrieren, hat das der Leistungsfähigkeit des Aggregats keine entscheidenden Verbesserungen gebracht.

Der „Kampf der Spezifikationen“, wie Daniel Eran Dilger es ausdrückt, begann 2010, als noch unter Steve Jobs das iPhone 4 mit Retina-Display vorgestellt wurde. Samsung hatte zu dieser Zeit nur wenig Erfahrung mit besonders großen Displays und hoher Auflösung. Die Koreaner haben aber mindestens jedes Jahr, wenn nicht sogar häufiger, sowohl bei der Bauweise als auch bei der Auflösung eine Schippe draufgesetzt. Das Prozessor-Design konnte mit dieser Geschwindigkeit jedoch nicht mithalten. Bei Apple wurde nur alle 2 Jahre die Auflösung der Smartphones erhöht.

„Samsung has pushed screen technology ahead of its own processor capabilities, resulting in extremely poor performance in high definition.“
Daniel Eran Dilger

Rein theoretisch könnten Samsungs CPUs mehr Leistung bieten, müssten sie nicht zusätzliche Pixel bedienen, die in der Praxis für den Nutzer kaum qualitativen Nutzen zeigen.

Warum produziert Samsung eigene Chips?

Obwohl Samsung eigene Chips produziert, vertraut der Hersteller auf Design von der Stange mit der Mali GPU und dem „big.LITTLE“-CPU-Design, das 4 Kerne mit mehr Leistung betreibt und 4 weitere Kerne nur im Standby einsetzt. Andere Hersteller wie Apple oder Qualcomm (Snapdragon) betreiben eigenes Chip-Design, das sich nicht (mehr) an den Standards der ARM-Technologie orientiert. Im Ergebnis sind die Chips von Samsung nur wenig optimiert.

Es stellt sich die Frage, warum Samsung überhaupt eigene Chips produziert. Der Hersteller hat gewisses Know-how gesammelt, als man jahrelang mit Apple zusammengearbeitet hat. Doch Apple begann vor mehr als 5 Jahren mit der Arbeit am Apple A4, der im iPhone 4 und dem ersten iPad zum Einsatz kam, ein eigenes Chip-Design zu implementieren und seitdem hat man die Hersteller von Chips für mobile Geräte in puncto Leistung hinter sich gelassen. Samsung hätte es Apple gleichtun können, hat aber nicht so viele Anstrengungen unternommen. Tatsächlich verkauft man die eigenen Exynos Chips nur sehr begrenzt in einigen wenigen Märkten und setzt im Rest der Welt auf Chips aus dem Hause Qualcomm.

Samsung kann Metal API nicht kopieren

Samsung kann softwareseitig in vielerlei Hinsicht ebenfalls keine Option anbieten, die die Grafikleistung optimiert, wie es Apple mit der neuen Metal API seit iOS 8 tut. Entsprechende Optimierung vorausgesetzt, wird der beinahe doppelte Leistungsvorsprung sogar noch vergrößert.

Vor allem tut Samsung sich keinen Gefallen damit, dass man selbst innerhalb einer einzigen Produktserie oder auch benachbarter Produkt-Typen nicht auf vergleichbare Hardware setzt. Das Galaxy Note 3 und 4 werden jeweils mit 2 verschiedenen CPU und GPU ausgeliefert (Exynos und Snapdragon). Nimmt man die aktuelle S-Reihe noch hinzu, kommt sogar noch eine weitere Grafikeinheit dazu (ARM Mali, PowerVR und Adreno).


Ähnliche Nachrichten

Zugehörige Produkte