Springer-Presse schießt jetzt gegen Apple und Google

Alexander Trust, den 9. Oktober 2014
Google Voice Search
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Nachdem vorher alles rosarot war im „kritischen Journalismus“ der Axel Springer Verlags, kam es, wie es kommen musste. Die letzten Meldungen über Apple und Google waren nicht mehr ganz so freundlich gestimmt, nachdem erst Apple keine Testmuster mehr schicken wollte und dann Google genau das tat, was Springer verlangte.

Springer schießt gegen Apple

Wir erinnern uns: Apple hat der Computer BILD die Lizenz entzogen – keine Testmuster mehr, keine Einladungen zu Special Events, wie beispielsweise dem kommenden am 16. Oktober. Springer war über „Bendgate“ gestolpert. Das wollte man nicht auf sich sitzen lassen. Prompt sucht man nach dem Haar in der Suppe beim iPhone-Hersteller aus Cupertino und tickerte vorgestern über „hairgate“. Tatsächlich hat ein Twitter-Nutzer sich ein Haar ausgerupft, als er das iPhone 6 nach einem Gespräch vom Ohr nahm. Das reicht im Boulevard für Seite 1.

Springer schießt gegen Google

Das Leistungsschutzrecht wollten Springer und Co. gerne haben. Sie haben es bekommen und gründeten die VG Media, damit alle 170+ Online-Erzeugnisse gemeinsam den Autoren nix abgeben müssen und aber den Verlagen die Tantieme einfordern helfen. Doch dann tat Google etwas Ungeheuerliches, man kündigte an, sich dem Willen Springers zu beugen und dem Leistungsschutzrecht genüge zu tun.

Das sieht vor, dass man ungefragt einen Link setzen darf und den Titel einer Meldung dazu nutzen könnte. Genauso verfährt Google dann ab heute mit den Meldungen der 170 Mitglieder der VG Media. Wer mehr möchte, der muss fragen, und wohl auch zahlen. Doch – so vollständig muss man sein – Google sieht nicht ein, für etwas zu bezahlen, das es an jeder Ecke kostenlos haben kann.
Ursprung des Ganzen scheint jedoch eine Klage der VG Media, die Google es verbieten will, mehr als den Titel ungefragt zu nutzen. Bis dahin hatte der Suchmaschinenbetreiber in seinem Aggregator Google News allerdings auch kleine Bildchen und Auszüge aus den Meldungen verwertet. Damit ist jetzt Schluss. Springer wollte genau das, und sprach dann aber von Erpressung, als Google sich dem Willen beugte.

Heute dann hieß es auf Seite 1 der BILD-Zeitung „Nützliche Hilfe – oder Skandal? Google kennt Ihre offenen Rechnungen“. Allein mittels der Überschrift unterstellt Springer Etwas, das nicht in jedem Fall zutrifft. Tatsächlich hat Google ein neues Feature für seinen Service Google Now angekündigt, das auf eine Funktion aufsetzt, die allerdings schon etwas älter ist und lediglich Nutzern von GMail zugute kommt. Natürlich kann man dem Feature kritisch gegenüber stehen, das wie folgt funktioniert: Man kann mittels Sprache in der Google (Now) App fragen, ob man noch offene Rechnungen hat. Die zeigt einem die Beträge und Rechnungssteller dann an, d. h. wenn der Algorithmus richtig funktioniert. Denn Google versucht Fakten anzuzeigen, die eventuell überhaupt nicht der Realität entsprechen. Das liegt daran, dass Google die eigenen E-Mails auf Textbausteine hin untersucht, die per Algorithmus ausgewertet werden als zu einer Rechnung zugehörigen E-Mail. Wer eine Menge Viagra-SPAM erhält, in dem Geldbeträge aufgelistet sind, und darin die Aufforderung findet sie zu bezahlen, der sollte sich demnach nicht wundern, dass Google versucht ihn daran zu erinnern.

Springer behauptet durch die Allaussage in der Überschrift jedoch, dass Google die offenen Rechnungen „aller Nutzer“ kennt. De facto versucht Google nur E-Mails von GMail-Nutzern auf diese Daten hin zu analysieren.

In beiden Fällen – Google und Apple – hat Springer vor den jeweiligen Vorkommnissen deutlich positiver berichtet. Nun muss man sich darauf einstellen, dass der Kuschelkurs vorbei ist.


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