Test: Steelseries Stratus, ein MFI-Controller aus dem Miniatur-Wunderland

Alexander Trust, den 26. Oktober 2014
Steelseries Stratus
Steelseries Stratus, Bild: Alexander Trust

Wir haben das Steelseries Stratus BT-Gamepad getestet. Es handelt sich dabei um einen MFI-Controller, der ab iOS 7 aufwärts mit einer speziellen Schnittstelle in Apples Betriebssystem für iPhone, iPod touch und iPad kommuniziert. An kompatiblen Spielen mangelt es nicht.

Der erste Eindruck des Steelseries Stratus fällt eher ernüchternd aus. Als Mann habe ich vergleichsweise kleine Hände, doch trotzdem kommt sich der Controller darin verloren vor. Er wirkt im Wortsinn, wie ein Spielzeug und nicht wie ein Gamepad. Doch zu einem Test gehört, dass man sich vom ersten Eindruck nicht ablenken lässt, und die inneren Werte zur Bewertung hinzuzieht.

Wenn man den Steelseries Stratus Controller auf Herz und Nieren testen möchte, dann muss man sich Spiele suchen, die mit einem MFI-Controller kompatibel sind. Davon gibt es, erfreulicherweise, mehr als man denkt. Doch der Teufel liegt, wie so oft, im Detail. Tatsächlich unterstützen relativ viele moderne Spiele die Steuerung mittels Controller. Allerdings haben die Entwickler nicht in jedem Fall die Unterstützung für ihre Anwendung optimiert.

Nicht alle Spiele sind optimiert

Gamelofts Dungeon Hunter 4 beispielsweise hat die Steuerung nicht bis zu Ende gedacht, sodass man an manchen Stellen trotzdem noch mit dem Finger aufs Display tippen muss, um wieder zurück ins Spielgeschehen zu kommen. Während man vorher relativ simpel per Tastendruck in das Menü gelangte.

Nicht ganz sauber funktioniert der MFI-Controller ebenfalls mit Namcos Ridge Racer Slipstream, allerdings vorwiegend wirklich in den Menüs. Die Steuerung im Spiel ist allerdings trotzdem sehr „witzig“, um nicht zu sagen aberwitzig. Wenn man mit dem Analogstick den Rennwagen in der Kurve bewegt, hat man das Gefühl, er würde sich um einen Mittelpunkt kreisrund verschieben. Das wirkt äußerst comichaft und hat weniger mit dem Steelseries Stratus zu tun als vielmehr mit der naiven Programmierung.

Bessere Integration lässt Potential erahnen

Asphalt 8 von Gameloft bekommt in puncto Micky-Maus-Lenkung genauso viele Punkte wie Namcos Ridge Racer Slipstream, doch die App unterstützt den Controller immerhin vollständig. Die Navigation durch die Menüs klappt prima, das Nitro liegt auf einer Schultertaste, das Driften erzielt man mittels Bremsen in einer Kurve. Im Spiel selbst sind bei der Benutzung des Gamepads keine störenden On-Screen-Display-Elemente sichtbar.

Gibt es eigentlich Apps, die MFI-Controller voll ausnutzen? Durchaus gibt es die. Rockstar Games‘ GTA San Andreas gehört dazu. Doch gerade das Open-World-Game ist es gewesen, das im Test die erste Schwachstelle des Steelseries Stratus aufdeckt: die Druckgenauigkeit der Schultertasten. Sie lässt zu wünschen übrig. Was nicht verwundert, wenn man sich das mechanische System vor Augen führt und dabei gleichzeitig das Bild der ungenauen Verarbeitung zur Hand nimmt.

Die Schultertaste R2, die man auf dem Foto sehen kann, dient in GTA: San Andreas zum Gasgeben, auf Fahr- und Motorrädern oder in Autos. Dass man sehr viel Druck ausüben muss, um konstant Gas zu geben, wird vor allem auf dem Fahrrad deutlich. Denn dort gibt es verschiedene Animationen der Spielfigur, die zeigen, ob man normal oder intensiv in die Pedale tritt. Wer zu wenig Druck auf die R2-Taste ausübt, wird erleben, dass man sogar kurz stehen bleibt.

Analogsticks des Steelseries Stratus sind gut

Selbst wenn man es ihnen auf den ersten Blick nicht ansehen mag, sind die Analogsticks des Steelseries Stratus wirklich gut. Sie haben einen ordentlichen Druckpunkt, bieten einen Widerstand, der, wenn die Apps es unterstützen, auch graduelle Richtungsänderungen erlauben. Rockstars San Andreas kann man wieder als Beispiel nennen. Je nachdem, wie deutlich man den linken Analogstick in eine Richtung neigt, bewegt sich die Spielfigur entweder spazierend oder laufend. Mit dem rechten Analogstick steuert man hingegen die Blickrichtung. Doch auch diese ändert sich graduell (langsamer oder schneller), je nachdem, wie stark man den Stick neigt. So soll es sein.

Stratus zu klein: dauerhaftes Spielen nicht möglich

Nicht der Akku ist es, der ein Paar Stunden Spielzeit ermöglichen würde, sondern der Controller selbst, der die dauerhafte Nutzung unmöglich macht. Jedenfalls in vielen Situationen. Denn die Ergonomie dieses wirklich winzig geratenen Gamepads lässt zu wünschen übrig. Kleinkinder würden mit dem MFI-Zubehör prima umgehen können, aber schon bei Teenagern dürften die Hände nicht mehr klein genug sein, um das Gerät ordentlich über einen längeren Zeitraum zu bedienen. Um den Vergleich besser ins Verhältnis zu setzen, habe ich das Stratus-Gamepad neben Nintendos offiziellen Controllern für das SNES und NES fotografiert.

Es gibt mehrere hundert Games und Apps im App Store, die das Zubehör unterstützen. Prominente Beispiele sind wohl auch 2K Drive, Across Age 2, Anomaly 2, Bastion, Call of Duty Strike Team und viele andere mehr. Dabei gehören die Spiele ganz unterschiedlichen Genres an. Der Support für MFI-Controller ist darin mal besser, mal schlechter realisiert worden.

Fazit

Das Spieleangebot ist groß genug, dass sich der Kauf eines MFI-Controllers lohnt. Der Steelseries Stratus aber lohnt sich nicht. Der Hersteller möchte mit dem Stratus XL noch ein Gamepad herausbringen, das denjenigen von Xbox und PlayStation ähnelt. Dies wäre zu begrüßen. Denn grundsätzlich ist die Verarbeitung okay, aber die Ergonomie nicht gut – der Controller ist viel zu klein, um ihn für längere Zeit benutzen zu wollen. Dazu kommt der vergleichsweise hohe Preis. Knapp 70 Euro muss man für das Produkt aktuell bezahlen. Angeboten wird der Controller in zwei Farbvarianten (Weiß und Schwarz).


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Testergebnis

URS: 4,8 von 10
4,8