Apple News: Wer finanziert das Ganze?

Alexander Trust, den 8. Juni 2015

Wir könnten über iOS 9, OS X 10.11, Apple Music oder andere Neuigkeiten zuerst berichten, doch wenn wir mal gegen den Strom schwimmen, fällt zunächst die neue „Apple News“-App ins Auge. Die Frage, die man sich stellt, und die Apple bis hierhin nicht beantwortet hat, lautet, wer finanziert das Ganze? Die Antwort dazu findet man

Apple hat eine interessante „News“-App vorgestellt, die sehr an Flipboard erinnert. Nutzer können darin eine Reihe von Nachrichtenquellen auswählen, und/oder entsprechende Themengebiete und erhalten so Nachrichten in einem neuen Format aufbereitet. Auf der Bühne der Keynote zur WWDC 2015 wurde den Zuhörern mitgeteilt, dass beispielsweise die New York Times „jeden Tag“ 33 Artikel zur Verfügung stellen wird.

Monetarisierung, aber wie?

Apple erlaubt jedoch die Anpassung, und so können wohl andere Quellen hinzugefügt werden, wie es bei Flipboard ähnlich funktioniert. Das heißt, selbst Inhalte von Blogs wie Macnotes können der neuen News-App hinzugefügt werden.

Während der Präsentation der neuen App durch Susan Prescott, Vizepräsidentin des Bereichs Produkt-Marketing, sahen die Zuschauer zu keiner Zeit irgendeine Form von Werbung, sondern ausschließlich Inhalte, auch in Form von Fotostrecken oder am Beispiel von ESPN sogar Videos. Selbst als später Craig Federighi wieder auf die Bühne kam, wurde nicht näher darauf eingegangen, wie der Service finanziert wird. Federighi gab zum Beispiel an, dass die New York Times 33 Artikel täglich für Apple News bereitstellt.
Für eine „Institution“ wie die NYT ist das zusätzliche Werbung oder eine Verbreitung der Reichweite, doch für Inhalte-Anbieter, die ums Überleben kämpfen, stellt sich die Frage, ob es überhaupt etwas als Gegenleistung gibt?

Apple News startet zunächst nur in den USA, Großbritannien und Australien. Vielleicht war der Besuch Tim Cooks bei der BILD-Zeitung im Februar also nicht bloß naive Publicity bei der reichweitenstärksten Tageszeitung Deutschlands, sondern vielleicht hat ja Tim Cook schon zu diesem Zeitpunkt die Betreiber der VG Media überzeugen wollen, gratis Inhalte für Apple News bereitstellen zu wollen.

Eigene Webseite anmelden

Apple selbst möchte den Anbietern noch 2015 Tools an die Hand geben, um ihre Inhalte für Apple News vorzubereiten. Schon jetzt kann man als Inhalte-Anbieter unter www.icloud.com/newspublisher/ sein Interesse bekunden. Wer dies tut, kann jedoch vorerst nur den RSS-Feed der eigenen Webseite hinzufügen und muss auf die entsprechenden Tools noch warten.

Werbung als Finanzierung

Doch weil Apple so freundlich war, bereits jetzt die Anmeldung für den Service freizugeben, kann man die AGB des Service durchforsten. Nutzer, die ihren eigenen RSS-Feed an Apple News senden, stimmen zu, dass Apple selbst Werbung schalten „könnte“ – man selbst erhält jedoch keinerlei Entschädigung. Das heißt Apple bietet seinen Nutzern einen Service, an dem es inhaltlich überhaupt nicht partizipiert, aber lässt sich die Hintertür offen, damit Geld zu verdienen, ohne diejenigen daran zu beteiligen, die die Inhalte liefern.

„By clicking „Agree“, You (…) agree that Apple or its affiliates (…) are authorized to use your RSS (…) feed in its product, „News“, including using, publicly displaying, storing, reproducing, or publishing Your RSS content or placing advertisements in News that are associated with, or targeted toward, your RSS content. You understand that notwithstanding anything to the contrary herein, neither party shall have any payment obligation to the other in connection with Apple’s use of RSS Feeds under this agreement.“
Apple

In der Überschrift habe ich „fast“ in Klammern gesetzt, denn in den AGB heißt es ferner, dass Apple die Inhalte des bereitgestellten RSS-Feeds nicht ändern wird. Das erlaubt für die Publisher zumindest Affiliate-Links zu integrieren.

„Apple will use the RSS feeds as provided by You, and will not edit or modify the text, content, or links supplied by You except to modify titles, partial text, or cover images in their display in News, as determined by Apple in its sole discretion.“
Apple

Insofern verfolgt Apple ein anderes Modell als beispielsweise der französische Publisher der Apps Appy Geek und Appy Gamer, der seit 2011 den Content von Macnotes verbreitet und aber unsere Affiliate-Links entfernt und womöglich nach dem Bit.ly-Prinzip durch eigene ersetzt. Dafür erhalten wir von Appy Geek bzw. News Republic eine Entschädigung, bzw. einen Anteil an den Werbeeinnahmen, die durch die App mit unseren Inhalten erzielt werden. Wie wir nach der Übernahme von Macnotes im Juni 2014 feststellen mussten, sind die Verträge von News Republic „individuell“.

Tatsächlich gibt Apple aber an anderer Stelle dann doch Auskunft darüber, wie man als News Publisher Geld verdienen kann. Und so wirkt das Zitat oben etwas widersprüchlich, nur ist die Erlaubnis zum Hinzufügen von Werbung wohl nicht einseitig gedacht. Anbieter werden laut Apple in der Lage sein, ihre Inhalte via iAds zu monetarisieren. 100% der Erlöse behält man, wenn man die Werbung selbst integriert, 70%, wenn man iAds die Zielgruppengerechte Werbung verwalten lässt.

Die deutsche Presseabteilung Apples, der wir eine Anfrage geschickt hatten, wies uns dazu auf die Unterseite zu News Publisher auf den Seiten des Apple Developer Centers hin, auf der es heißt:

„Monetization is made simple with iAd, Apple’s advertising platform. Earn 100% of the revenue from ads you sell, and 70% when iAd sells ads for you. iAd provides campaign management, targeting and reporting capabilities that help drive your business.“
Apple

Von Apples PR-Abteilung haben wir leider keine Antwort erhalten können, wann der Service auch in Deutschland startet. Dies wurde seitens Apple noch nicht kommuniziert.


Ähnliche Nachrichten