Interview mit Berliner Start-up DeinHandy: am Markt angekommen

Alexander Trust, den 5. August 2015
DeinHandy-Büro in Berlin
DeinHandy-Büro in Berlin

Seit letztem Sommer gibt es die Plattform DeinHandy. Dahinter steht ein junges Start-up aus Berlin, das bei der Arbeit schon mal zusammensitzt und gemeinsam Pizza und Bier konsumiert. Seit Bestehen haben wir diverse Infografiken und Pressemeldungen ignoriert, wollten der Beharrlichkeit wegen aber mehr über DeinHandy erfahren. Wie im Nähkästchen angekündigt, haben wir deshalb eine Interview-Anfrage gestellt und wollten wissen, wie der Kontakt mit dem klassischen Medium Fernsehen über einen Werbespot sich für DeinHandy ausgezahlt hat, ob das Unternehmen sich selbst überhaupt noch als Start-up sieht und ob man in der Kooperation mit Firmen wie Apple oder Samsung Produktideen anstoßen kann. Geschäftsführer Robert Ermich hat uns geantwortet.

Alexander Trust:

Im Juli 2014 haben Sie DeinHandy als Plattform gegründet, mit welchem Ziel?

Robert Ermich:

Unser Ziel ist es, den Mobilfunkmarkt für den Kunden einfacher zu machen. Jeder kennt das, dass man sich mit einen Vertragswechsel oder Abschluss eigentlich nicht auseinandersetzen möchte.
Gleichzeitig behaupten alle Anbieter, dass sie am billigsten sind. Heute ist es oft immer noch so, dass man 20 Seiten und mehr vergleicht und sich mit Fallstricken und versteckten Kosten vorsehen muss.
Wir wollen eben nicht als Marktschreier dastehen, sondern als helfende Hand und Wegweiser zum richtigen Handy mit passendem Tarif auftreten, denn die ideale Kombination ist ja für jeden Kunden individuell anders.
Nicht alle Kunden brauchen z. B. 5 GB Datenvolumen für 50€ extra im Monat. Ein vermeintliches Billig-Angebot für ein iPhone 6 mit aber „nur“ 250MB Datenvolumen macht hingegen ja auch keinen Sinn. Da wollen wir unseren Nutzern helfen, das passende Angebot zu finden, das ihren Wünschen und tatsächlichen Bedürfnissen auch gerecht wird.


  

Alexander Trust:

Sehen Sie sich noch heute, ein Jahr nach der Gründung, weiterhin als Start-up, oder empfinden Sie sich bereits als ausgewachsenes Unternehmen?

Robert Ermich:

Absolut als Start-up! Mit zwei Zweigstellen (eine in Obertshausen/Hessen und eine hier in Berlin) sind wir jetzt gerade in der richtigen E-Commerce-Start-up-Phase angekommen. Es kommt nicht selten vor, dass wir abends zusammen im Büro sitzen bei Pizza und Bierchen und dann nochmal zusammen eine neue Aktion pushen. Der Spaß und die Dynamik sind extrem hoch und man merkt bei allen Mitarbeitern, dass sie was reißen wollen.


 

Alexander Trust:

Wie beurteilen Sie die Konkurrenz, die in diesem Markt der Vermittlung von Smartphones, Tablets und entsprechender Tarife äußerst groß ist?

Robert Ermich:

Zugegeben ist die Konkurrenz nicht klein, und es ist ein Markenspiel. Doch wir sehen uns hier in der Lage uns über die Individualität und die Abdeckung der Wertschöpfungskette zu differenzieren. Der Kunde kann bei uns seinen alten Vertrag kündigen, einen neuen bekommen, direkt eine Versicherung mitbestellen, er bekommt noch einen Gutschein für eine Schutzhülle oder ähnliches Zubehör, und bald kann er auch sein altes Handy bei uns noch zu Geld machen. Wir sind damit jetzt schon ein One-Stop-Shop, und der Kunde muss nicht mehr bei drei oder vier unterschiedlichen Stationen ansetzen. Etablierte Mitbewerber setzen da schon bedingt durch ihren Namen auf eine andere Strategie.


 

Alexander Trust:

Würden Sie sagen, dass DeinHandy ein Jahr nach der Gründung sich so entwickelt hat, wie Sie es sich zum Start erhofft hatten?

Robert Ermich:

Wir sind sehr schnell an den Markt gegangen (zwei Wochen nach Gründung bereits online), entsprechend groß waren die Herausforderungen. Trotzdem sind wir nach dem gelungenen Relaunch im April jetzt in etwa da, wo wir uns auch im Business-Plan gesehen haben. Die Kurven gehen inzwischen sogar steiler nach oben als vorhergesagt.

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Alexander Trust:

Im April haben Sie mit ihrem Portal den Weg aus dem Internet heraus in das „klassische“ Medium Fernsehen gewagt, und zwar mit einem Werbespot (vgl. Einbettung). Warum haben Sie diesen Schritt unternommen und welche Erfahrungen haben Sie bis hierhin mit dem Medium Fernsehen sammeln können?

Robert Ermich:

Da ich bei meiner vorherigen Firma ähnliche Erfahrungen gesammelt habe, war das für uns immer ein wichtiger Teil der Strategie. Wir wollen eine Marke aufbauen, die in spätestens zwei Jahren jeder in Deutschland mit dem Thema Handy oder Handy-Vertrag in Verbindung setzt. TV ist dafür ein wichtiger Kanal, um nachhaltig Vertrauen und Reichweite zu schaffen. Die ersten drei Monate im Umfeld der RTL-Gruppe haben unsere Erwartungen sogar noch übertroffen, und wir sind sehr zufrieden mit den ersten Ergebnissen. Ziel ist es nun, aus den Zahlen zu lesen und unsere Plattform weiter zu optimieren, um dann weitere Reichweiten zu erschließen.


 

Alexander Trust:

Haben Sie auch in weiteren Medien Werbung gemacht?

Robert Ermich:

Wir haben uns in so ziemlich allen Bereichen engagiert, in denen man Performance-Marketing machen kann. Dazu gehören Facebook oder Social Media generell, natürlich auch Google und weitere klassische Online-Marketing-Kanäle. Im Offline-Bereich unterstützen wir ein Team auf der Deutschen Beachvolleyball-Tour. Einzig den Bereich Print und Out-of-Home haben wir noch nicht angegangen.


 

Alexander Trust:

Wie schaut die Arbeit mit den Herstellern und Providern aus? Sie bieten zum Beispiel iPhones von Apple an, oder Galaxy-Smartphones von Samsung. Kooperieren Sie mit einigen der Unternehmen für Promotionszwecke?

Robert Ermich:

Wir kooperieren direkt mit den Providern und Herstellern für bestimmte Promotions. Im Großen und Ganzen arbeiten wir mit unserem Fullfillment-Partner einsAmobile eng zusammen, die wiederum exzellente Kontakte in die Industrie unterhalten und uns natürlich auch tatkräftig unterstützen.


 

Alexander Trust:

Und haben Sie die Möglichkeit, vielleicht sogar neue Tarif- oder Bundle-Angebote in Kooperation mit Mobilfunk-Providern anzubieten, die exklusiv nur über ihre Plattform verfügbar sind?

Robert Ermich:

Für den Moment fokussieren wir uns darauf, zunächst alle Anbieter anzubinden und ein wenig mehr Erfahrung zu sammeln und auf unsere Kundenwünsche einzugehen. Sobald wir hier genug Anhaltspunkte über Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden haben, ist es sicherlich möglich auch eigene Tarife anzubieten, wie man es von unseren Mittbewerbern zum Teil kennt. Zunächst sind wir allerdings darauf bedacht, als neutrale helfende Hand das Richtige für die Kunden aus dem Dschungel des Mobilfunk-Marktes herauszupicken. Da brauchen wir den Markt mit einem eigenen Produkt für den Moment nicht noch undurchsichtiger zu machen.


 

Alexander Trust:

Wenn Sie feststellen, dass das Tablet-Geschäft bei Apple seit einigen Jahren stagniert und viele Analysten behaupten, dass es nur noch ein, zwei Jahre dauert, bis der Zenit bei den Smartphone-Verkäufen erreicht ist, wie blicken Sie dann mit Ihrem Geschäftsmodell in die Zukunft?

Robert Ermich:

Ich denke, dass das Tablet-Geschäft gerade im Bereich SmartHome und Business noch weiter stabil bleiben wird – ich glaube nur, dass die Grenzen zwischen Laptops und Tablets etwas durchlässiger werden. Was das Handy-Geschäft anbetrifft, so sind wir in Deutschland bei der Smartphone-Abdeckung immer noch weit hinterher in Europa. Darum sehe ich hier kurz- bis mittelfristig noch keinen Handlungsbedarf sehe. Vielleicht wird die Neuerungsfrequenz bei Smartphones etwas abnehmen, aber wir sehen viel Potenzial im Bereich Smartwatches oder bei alternativen Display-Lösungen. Darum denken wir, dass der Markt spannend bleibt.
Das Gleiche gilt auch für den Tarif-Markt. Wer konnte sich vor fünf Jahren vorstellen, was ein Handytarif alles bieten muss? Heute sind wir Allnet-Flatrates gewohnt und haben Musik-Flatrates für unterwegs mit dabei. Immer häufiger braucht man nicht mal mehr einen Internet-Anschluss für zu Hause.
Da wird also auch noch einiges passieren. Gerade deswegen ist es für uns so wichtig, schnell Reichweite und Vertrauen aufzubauen um uns nachhaltig als helfende Hand für den Tarif-Dschungel zu platzieren.

Alexander Trust:

Vielen Dank an DeinHandy für das Interview.


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