Interview mit EasyPark: Den Parkplatz bezahlen per App

Alexander Trust, den 4. November 2015
Easypark
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Im Oktober meldete sich EasyPark Deutschland mit einer Pressemeldung zu der gleichnamigen App für iPhone, Android und Windows Phone bei uns. Uns fehlte die Zeit, das Thema zeitnah zu besprechen, aber ich fand es interessant genug, um mehr darüber zu erfahren. Also versuchte ich ein Interview zu arrangieren, indem ich mehr über das Projekt und die Idee dahinter erfahren wollte. Die ist sogar schon 15 Jahre alt, stammt aus Schweden. Vor allem interessierte mich, ob es wirklich so einfach ist, am Smartphone ein Parkticket zu lösen und wie Ordnungsbeamte erkennen, ob man das EasyPark-System nutzt und wie eigentlich die Kommunen mit EasyPark in Kooperation treten. Philipp Zimmermann, Geschäftsführer EasyPark DE/AT gab uns Antwort auf unsere Fragen.

Alexander Trust:

Die Idee zu EasyPark kommt aus Schweden, richtig? Seit wann gibt es den Service auch in Deutschland?

Philipp Zimmermann:

EasyPark wurde 2000 gegründet. EasyPark International hat seinen Hauptsitz in Stockholm und arbeitet an digitalen Mobilitätslösungen. Dazu gehört Handyparken, also das bargeldlose Parkticketbezahlen per Mobiltelefon. In der Anfangszeit konnten die Autofahrer dafür SMS und Anruf nutzen. 2011 kam erstmals die App auf den Markt und damit etablierte sich der Service auch in Deutschland. Aktuell hat das Unternehmen rund 120 Mitarbeiter in acht europäischen Ländern.

Alexander Trust:

Was bringt mir die App, was sind die wichtigsten Funktionen?

Philipp Zimmermann:

Stellen Sie sich vor, Sie stellen Ihren Wagen in der Innenstadt auf einen Parkplatz. Dann suchen Sie den Ticketautomaten, schätzen Ihre voraussichtliche Parkzeit, kramen Kleingeld zusammen und füttern den Automaten. Dann laufen Sie mit dem ausgedruckten Ticket zurück zu Ihrem Wagen und stecken es hinter die Windschutzscheibe. Mit der EasyPark-App wird es einfacher: Sie nehmen Ihr Smartphone zur Hand, bestätigen die per GPS erkannte Parkzone, starten den Parkvorgang mit einem Fingertipp und beenden oder verlängern ihn – ganz nach Bedarf. So zahlen Sie nur die Zeit, die sie wirklich brauchen und müssen sich keine Gedanken darum machen, rechtzeitig zurück am Auto zu sein. Zur Sicherheit meldet sich die App 15 Minuten vor Ablauf des digitalen Parkscheins. Überbezahlung und Strafzettel ade.

Alexander Trust:

Für welche Plattformen gibt es EasyPark?

Philipp Zimmermann:

Die App läuft auf den drei wichtigsten Systemen: iOS, Android und Windows Phone.

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Alexander Trust:

In Deutschland sollen bislang mehr als 30 Städte an den Service angeschlossen sein, welche sind das, bzw. wo kann man sich darüber informieren?

Philipp Zimmermann:

Zu den Städten gehören Berlin, Hamburg, Köln, Mainz, Hannover, Leverkusen und Mönchengladbach. Eine vollständige Liste findet sich hier: http://easypark.de/wie-es-funktioniert/wo-funktioniert-easypark/. Und wir arbeiten ständig an neuen Kooperationen.

Alexander Trust:

Man kann also mit einer Handy-App ein Parkticket buchen? Wie stellen Ordnungsbeamte fest, dass ein bestimmtes Auto kein Knöllchen zu bekommen hat? Immerhin gibt es am iPhone noch keinen Parkticket-Drucker.

Philipp Zimmermann:

Ein Papier-Ticket gibt es in der Tat nicht. Woher weiß der Kontrolleur also, wer einen unsichtbaren digitalen Parkschein hat? Ganz einfach: Wenige Tage nach der Registrierung bekommen EasyPark-Kunden eine Vignette für die Windschutzscheibe. Das ist der Hinweis an den Kontrolleur, den Parkvorgang mit der EasyPark-Datenbank abzugleichen. Für die Registrierung gibt der Nutzer sein Auto-Kennzeichen ein und seine Mobilnummer. Für seine Abrechnung mit uns wählt er aus den Optionen Kreditkarte, Lastschrift oder PayPal. Wer sich bei EasyPark anmeldet und es sofort nutzen möchte, kann aber auch eine handschriftliche Notiz sichtbar ins Auto legen, bis er die Vignette erhält.

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Alexander Trust:

Können Sie uns mehr über Kooperation mit Städten und Kommunen erzählen? Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, dass EasyPark in „meiner“ Stadt funktionieren kann?

Philipp Zimmermann:

EasyPark kümmert sich im Hintergrund um den Geldtransfer an die Stadt, die die jeweilige Parkzone bewirtschaftet. Deshalb sind Kooperationen der entscheidende Punkt für uns. Jede Stadt hat ihre eigenen Regeln und Tarife bei der Parkraumbewirtschaftung. Es liegt in ihrer Entscheidung, ob sie EasyPark verfügbar machen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Betriebskosten sinken, weil Automaten seltener gewartet und geleert werden und es weniger Druckerpapier für Parktickets braucht. Die Attraktivität des eigenen Angebots nimmt zu, weil es eine weitere Bezahl-Option gibt. Und die Städte stärken ihr Image als innovativer und Service-orientierter Dienstleister. Von der technischen Seite her kann jede Stadt oder Kommune grundsätzlich mit EasyPark kooperieren. Das gleiche gilt natürlich für private Betreiber von Parkplätzen und Parkhäusern.

Alexander Trust:

Trifft die EasyPark-Idee bei der öffentlichen Hand eher auf offene Arme? Von anderen Start-ups wie Uber weiß man, dass sie auf Widerstand stoßen, weil sie mit althergebrachten Mustern aufräumen.

Philipp Zimmermann:

Die Bereitschaft neue digitale Services zu erlauben, ist bei den Städten sehr unterschiedlich. Auch die bürokratischen Hürden sind nicht zu unterschätzen. Wir argumentieren am liebsten mit dem Kosten- und dem Imagefaktor: Durch die Digitalisierung sinken die Ausgaben bei der Parkraumbewirtschaftung. Und die Stadt präsentiert sich modern und bürgernah, indem sie einen Service anbietet.
Im Vergleich zu Uber greift EasyPark aber keine etablierten Strukturen an und gefährdet einen Berufsstand wie etwa die hauptberuflichen Taxifahrer. Ziel ist, neue Technologien für die Mobilität der Menschen zu nutzen. In dem Bereich entwickelt EasyPark aktuell einige Dienste, die weit über das Parken hinausgehen, zum Beispiel die Parking Guidance. Darüber würde ich gleich noch etwas erzählen.

Alexander Trust:

Und wie ist die Akzeptanz bislang beim Kunden?

Philipp Zimmermann:

Unsere App hat europaweit etwa fünf Millionen Downloads. Regelmäßige Nutzer kommentieren sehr positiv und möchten die App nicht mehr missen. Wohin wir wollen, machen die skandinavischen Länder vor, dort ist EasyPark Marktführer beim Handy-Parken. In Kopenhagen beispielsweise werden bereits rund 40 Prozent der Parkvorgänge mit EasyPark abgewickelt.

Alexander Trust:

Kann man Park-Tickets mit EasyPark einfach verlängern, oder gibt es ebenfalls vorgeschriebene Höchstparkdauern?

Philipp Zimmermann:

Der Autofahrer kann seinen Parkvorgang jederzeit per App beenden oder verlängern, je nach Situation. Allerdings gilt weiterhin die örtliche Höchstparkdauer der genutzten Parkzone bzw. des Parkplatzes.

Alexander Trust:

Wie monetarisiert EasyPark seinen Service?

Philipp Zimmermann:

Für seinen Dienst addiert EasyPark eine Gebühr zu den örtlichen Parkticketkosten. Es gibt Tarife für die private und die geschäftliche Nutzung. Fangen wir bei den Autofahrern an, die privat unterwegs sind. Für Gelegenheitsparker eignet sich den Tarif Small: Zu den individuellen Parkgebühren kommen 15 Prozent Aufschlag, mindestens 0,49 Euro. Es fällt keine Monatsgebühr o. ä. an. Wer zwei- bis viermal pro Woche parkt, für den lohnt sich bereits der Tarif Large. Zum Monatspreis von 4,99 Euro kommen nur noch die reinen Parkgebühren.

Für Firmenkunden gibt es zwei Tarife: Business Pro ist für Nutzer geeignet, die ein oder zwei Mal wöchentlich parken. Kosten: 1,99 Euro pro Monat und 49 Cent Transaktionsgebühr pro Parkvorgang. Business Premium lohnt sich ab drei Mal Parken pro Woche. Zu der Monatsgebühr von 4,99 Euro addieren sich nur noch die lokalen Parkticketkosten – Transaktionsgebühren sind inklusive. Eine Monatsrechnung mit detaillierter Aufschlüsselung aller Parkvorgänge geht direkt an die Buchhaltung der Firma, das Sammeln von Quittungen entfällt.

Wenn Kunden möchten, können sie ein Doppelkonto für Privates und Geschäftliches anlegen und in der App simpel hin- und herwechseln.

Alexander Trust:

EasyPark gibt es auch in anderen Ländern. Welche Länder sind dies, und welche Vorteile haben Nutzer dadurch?

Philipp Zimmermann:

Die EasyPark-App ist auch außerhalb Deutschland nützlich, zum Beispiel für Urlauber und Geschäftsreisende. Mit der App können sie in allen Ländern bezahlen, in denen der Service etabliert ist (full roaming): in Österreich, Dänemark, Norwegen, Finnland, Italien, Spanien, Australien und natürlich im Ursprungsland Schweden.

Alexander Trust:

Vielleicht wollen Sie uns noch mehr über die Pläne für die Zukunft verraten? Welche Städte werden demnächst angeschlossen, welche neuen Länder erschlossen?

Philipp Zimmermann:

Wir entwickeln zurzeit nicht nur die App weiter, sondern arbeiten auch an weiteren Mobilitäts-Lösungen. Drei Beispiele:

  1. Fast 25 Prozent des Großstadtverkehrs gelten als Parkplatz-Suchverkehr. Ein erster Schritt zu weniger Lärm und Schadstoffen ist also, diese Suchen abzukürzen. Dafür entwickelt EasyPark eine digitale Parkplatz-Suche, die aktuell in Frederiksberg (Kopenhagen, Dänemark) erprobt wird und nach und nach in weiteren Städten und Ländern eingeführt werden soll (vgl. Video unten).
  2. In einigen Ländern sind bereits vereinfachte digitale Bezahlsysteme verfügbar für das Laden von E-Autos, für Car Sharing (Kooperation mit car2go) und für das Anwohnerparken.
  3. Die Kooperation „Park&Pay“ integriert EasyPark-Services in das Navigationssystem aktueller Volvo-Modelle. Unser großes Ziel heißt Smart City: eine Stadt, in der Mobilität energieeffizient, emissionsarm, sicher und kostengünstig ist.

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