Jetset: Ein iPhone-Spiel, Terrorangst, Bügel-BHs und Apple

rj, den 5. Februar 2009
Jetset
Jetset, Screenshot

Eine Weile gibt es nun „Jetset“ für das iPhone, das „Spiel für Flughäfen“. Jetset verortet sich ganz explizit in der „Casual Games“-Ecke. Genau genommen sollte man es insbesondere beim Warten auf dem Flughafen spielen, da flughafenbezogene und via Geolocation global zuordenbare Highscores und Gimmicks erspielt werden können. Den notwendigen Schuss Ironie in Sachen Security bringt das Spiel auch mit, und wie sich nun in einem Interview herausstellte, gibt es auch eine Vorgeschichte zur Zulassung durch Apple im App Store. Ungeachtet dessen: Wer in Spielen gerne mit Konzentration und Schnelligkeit glänzt und als Airport-Security den Fluggästen gegebenenfalls die Hosen ausziehen mag, könnte an Jetset Spaß haben.

Das Prinzip ist einfach: man kontrolliert eine schnell wachsende Schlange von Flugpassagieren, die mehr oder weniger exotische Güter mit sich führen. Gefahrgut ist zu konfiszieren, „verbotene“ Kleidungsstücke ebenfalls. Erschwerend kommt hinzu, dass die Definition dessen, was nun „Gefahrgut“ ist, immer wieder wechselt. Nimmt man einem Passagier das T-Shirt ab, so gibts in der Regel einen Strafpunkt für die Beschneidung seiner Bürgerrechte, gefällt es indes der Regierung, T-Shirts als Sicherheitsrisiko zu deklarieren, müssen sie abgenommen werden.

Das einfache Spielprinzip sorgt so für einige Abwechslung und fordert durchaus die Konzentration, insbesondere, wenn die Schlangen länger werden. Features wie freigeschaltete Souvenirs, die Speicherung von Highscores nach Flughafen, in dem man spielt und flughafenspezifische, ebenfalls erspielbare Gadgets machen das Spiel insbesondere für Vielflieger amüsant. Dass die Entwickler auch einigen Spaß beim Erstellen hatten – von den absurden Security-Anweisungen bis hin zu Anspielungen wie die „Snakes on a Plane“-Giftschlange, die manch ein Passagier im Koffer mit sich herumschleppt – ist offensichtlich. (Wobei dem gebotenen Ernst Genüge getan werden muss: Jedes der Items – von der Flasche Weihwasser über den Schminkspiegel bis hin zum Rinderschädel – im Spiel beruht auf der tatsächlichen Abnahme eines solchen Gegenstands in einer Flughafenkontrolle.)

Aber einige Verunsicherungen begleiteten auch die Entwicklung des Games, und einmal mehr waren sie Apples restriktiven und undurchsichtigen App-Store-Policies geschuldet. Im Interview mit G4TV schilderte Ian Bogost von Persuasive Games einige davon – soweit sie sich schildern lassen.

Denn gerade von Apples Seite wurde einiges nicht wirklich genau spezifiziert und das Hauptproblem bei der App Store-Tauglichkeit bestand in der „Sorry, Sie haben unangemessenen Content in Ihrem Spiel“ – Standardmeldung Apples, die sich nicht in die Karten sehen lassen wollen bzw. keinen gesteigerten Wert darauf legen, als Unternehmen mit einer Aversion gegen Bügel-BHs in iPhone-Games in der Presse zu erscheinen. Und so war das Anpassen der Item-Kollektion in „Jetset“ ein leicht unkonkretes Unterfangen.

„Da war dieser Kerl in Chicago, der seine Penispumpe im Handgepäck hatte. jemand fragte ihn, was das sei, und entweder verstanden sie „Bombe“ oder er hatte gescherzt und wirklich „Bombe“ gesagt. … BHs mit Metallbügeln hatten wir auch im Spiel, weil es einen ganzen Berg an Geschichten gibt von Metalldetektoren, die auf Damenunterwäsche anspringen, wenn ihre Empfindlichkeit hoch genug eingestellt ist. Das führte zu einer ganzen Reihe von Beschwerden wegen Grabschereien und unangemessenen Prüfungen durch die Wachleute. Das sind die beiden Gegenstände, die Apple wohl unangemessen fand…“
Ian Bogost

Einen Kurs, der nicht immer völlig durchschaubar ist – auf Plattencovern, die iTunes vollkommen anstandslos mitliefert, finden sich einige ähnliche Gegenstände, die für Gamedesigner offenbar aber nicht als Richtlinie taugen, was geht und was nicht.

Nach der absurden Security-Applikation sollen von Persuasive Games weitere kleine Zeitfresser für zwischenrein folgen – auch wieder mit regionalisierten Gimmicks und Bezug zwischen Spielgeschehen und Spielanlass.

Bleibt zuletzt die Frage, wie gut das bei „Jetset“ funktioniert. Es mag daran liegen, dass ich das Spiel nie auf einem Flughafen gespielt habe, sondern auf U-Bahn-Haltestellen angewiesen war. Derselbe Charme dürfte dabei nicht entstanden sein. Als kurzes Spielvergnügen zwischendurch ist „Jetset“ bestens geeignet, wenngleich man sich nicht mit allzu müdem Kopf an das Spiel machen sollte, weil sonst doch schnell die Fehlerpunkte bis zum „Game Over“ gesammelt sind. Mag man solche Konzentrationsspiele, wird man seine Freude an „Jetset“ haben, mag man sie weniger, machen die verschiedenen „Mitbringsel“ in den Koffern insbesondere mit dem Hintergrundwissen um die tatsächlichen Vorfälle bei Flughafenkontrollen auch einigen Spaß. Persönlich muss ich gestehen, dass ich das Spiel wie auch die Hintergrundidee gerne mag, es mir aber im Ernstfall – dem Game zwischendurch, zumeist auf der Heimfahrt von der Arbeit – ein wenig zu anstrengend ist, denn ohne volle Aufmerksamkeit ist das Spielvergnügen in erster Linie kurz.

Jetset gibt es für 3,99 im App Store. Kostenlos gibts passend dazu die „Snowglobe Souvenirs“, mit denen man sich eine Schneekugel aufs iPhone/den iPod touch holen kann, die unter anderem mit den Objekten aus „Jetset“ oder mit eigenen Bildern bestückt werden kann.


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