Test: Max Payne 3

Redaktion Macnotes, den 18. Mai 2012

Fast jährlich haut Rockstar einen Titel auf den Markt. Man kann sich eigentlich immer sicher sein, dass dieser einschlagen wird wie eine Bombe. Trifft das auf Max Payne 3 auch zu? Das erfahrt Ihr in unserem Test.

Rockstar Games hat das Open-World-Genre quasi erfunden, setzt jedes Mal in puncto Story und Setting neue Maßstäbe.

Was hat das Leben noch für einen Sinn?

Während wir das Intro beim ersten Start des Spiels anschauen, kommen uns sehr viele gemischte Gefühle. Was ist nur aus dem guten alten Max geworden? Alkohol- und Tablettensucht zeichnen seinen Alltag. Dicker Dunst von Zigaretten breitet sich in seiner Bruchbude aus. Der Zustand des ehemaligen Polizisten ist vergleichbar mit einem alten stinkenden Schuh, der völlig abgenutzt in der Ecke liegt und darauf wartet, bis man ihn endgültig zerreißt.

In diesem düsteren Intro seht ihr, wie es dem einst so großen Max Payne heute geht. In den vorherigen Teilen wurden seine Ehefrau und seine Tochter ermordet. Damit scheint er nicht mehr klarzukommen. Einmal reißt ihn sein alter Kollege aus diesem grässlichen Leben und versucht gemeinsam mit ihm eine neue Zukunft aufzubauen.

Die Handlung von Max Payne 3 möchte ich eigentlich nicht näher „spoilern“, da man jede einzelne Erzählung im Spiel genießen sollte. Wie immer schafft es Rockstar auch hier gekonnt dem Spieler eine gewaltige Story zu präsentieren. Selbst für Spieler, die die ersten Teile nicht gespielt haben, fällt der Einstieg sehr leicht.

Ihr erfahrt alles Wissenswerte über unseren Protagonisten im Laufe der Zeit. Hervorragend ist, dass die Story auch immer wieder ein wenig in die Vergangenheit geht, damit ihr immer wisst, warum Max zu einer bestimmten Handlung getrieben wurde. Gekonnt werden diese vergangenen Geschehnisse in die aktuellen eingebunden, sodass man neben dem Zocken meint, man ist in einem Film.

Für mich war gleich zu Beginn immer eine gewisse Spannung da. Wie geht es denn jetzt weiter, wer waren die Gangster, warum taten sie das? So geht es eigentlich die ganze Zeit. Bei Max Payne 3 gibt es in dem Sinn keinen Höhepunkt, sondern immer eine gewisse Linie an Spannung. Versteht dies aber nicht falsch, das ist auf keinem Fall ein negativer Punkt. Ganz im Gegenteil, ihr werdet von Anfang bis Ende bestens unterhalten. Nicht umsonst konnte ich das Zocken nicht mehr aufhören und musste praktisch durchmachen, damit ich alles an Story in mich aufsaugen konnte.

Glatze als Mittel zum Zweck

Damit ihr immer wisst, ob ihr gerade „aktuell“ spielt, oder ob die Handlung gerade in der Vergangenheit stattfindet, hat Rockstar meines Erachtens eine kluge Idee eingebaut. Max rasiert sich eine Glatze. In vielen anderen Tests wird dies angeprangert, weil man nicht ganz versteht, warum er das macht. Begründet wird dies damit, dass es ihm hilft, um mit dem Alkoholkonsum aufzuhören. Das ist aber eine fadenscheinige Begründung. Spielerisch wird ein Schuh draus. Denn ihr erkennt an Max’ Frisur sofort, ob ihr in der Vergangenheit oder Gegenwart agiert.

Nette Kugel sucht Kopf

Zu Beginn des Spiels werdet ihr sanft in das Spielgeschehen eingeführt. Ihr könnt die Steuerung nahezu komplett anpassen. Für mich war das angebracht, da ich so das ganze Spiel ähnlich wie moderne Ego-Shooter steuern konnte. Da es nicht sonderlich lange dauert, bis ihr auf das Kernelement des Spiels trefft, habt ihr eigentlich alles Wissenswerte direkt in der ersten Mission gelernt.

Neben der genialen Story von Max Payne 3 seid ihr hauptsächlich in teils unfaire Ballerorgien verwickelt. Im Gegensatz zu anderen Rockstar-Spielen funktioniert in Max Payne 3 zwar die Steuerung gut, dennoch wird man am Ende etwas müde davon. Ständig kommt einer von hinten oder von der Seite, oder gleich eine ganze Schar an Soldaten, die ihr ausschalten müsst.

Die Mechanik der Ballerorgien ist so gut in Szene gesetzt, dass man am Schluss immer noch vor dem Bildschirm sitzt und staunt. Aktiviert ihr nämlich „Bullet Time“, verlangsamt sich alles um euch herum, und ihr habt die Chance herrliche Kopftreffer zu landen und somit eine ganze Gegnerschar auszuschalten. Sobald die Adrenalin-Anzeige leer ist, wird alles wieder normal. Schließlich ist dies aber nichts Neues, da dies fast das Gleiche ist wie in Red Dead Redemption mit dem sogenannten „Dead Eye“.

Wenn ihr im Laufe der Zeit zu hart getroffen werdet, verringert sich natürlich eure Energieanzeige drastisch. Entweder ihr schafft es trotzdem noch alle Gegner zu besiegen, oder ihr nehmt spontan ein Schmerzmittel ein, das euch wieder Lebensenergie bringt. Ihr seid dann zwar kurz benommen, aber es hilft tatsächlich sehr. Solltet ihr vergessen ein Schmerzmittel rechtzeitig vor dem Ableben einzunehmen, kümmert sich Max höchstpersönlich darum und macht dies automatisch. Allerdings wird dann auch alles um euch enorm verlangsamt und ihr müsst den Gegner in dieser Zeit treffen, der euch den Tod bringen wollte. Schafft ihr das nicht, ist die Mission gescheitert.

Damit ihr immer Bescheid wisst, wann ihr den letzten Gegner aus einer Gegend eliminiert habt, wird die sogenannte „Bullet Cam“ in Erscheinung treten. Diese zeigt mit einer spektakulären Kamerafahrt genau an, wie eure Kugel sich in das Hirn eures Gegners bohrt (oder halt woanders hin, je nachdem wo ihr eben trefft). Das ganze sieht dermaßen spektakulär und vor allem realistisch aus, dass es mich sogar etwas wundert, dass die USK da nicht mehr schneiden wollte. Nicht selten sieht man genau, wo die Kugel eingeschlagen ist – ihr versteht wie ich das meine?

Alkoholsucht hinterlässt wohl ihre Spuren

Ab und an bin ich wirklich am Grübeln, ob folgendes Manko bewusst in Szene gesetzt wurde, oder das doch ein kleiner „Fehler“ seitens Entwickler ist. Es ist enorm wichtig, in einer großen Schießerei schnell agieren zu können. Wenn Max getroffen wird und am Boden liegt, sich wieder aufrappeln will, dann dauert das oft eine gefühlte Ewigkeit. Anstatt beim Aufstehen direkt wieder in Deckung zu gehen, stellt er sich zunächst komplett hin, liefert sich so dem Kugelhagel aus und dann erst kann man wieder in Deckung gehen.

Glaubt mir, wenn ich sage, dass dies im hohen Schwierigkeitsgrad eigentlich ein Todesurteil ist. Es ist sehr schade, dass er sich weder agil noch schnell bewegen kann. Man kann es jetzt auf den Alkoholkonsum schieben. Allerdings ist dann für mich fraglich, wie es Max überhaupt so weit schaffen konnte. Wir reden hier nicht von kleinen Schießereien, teilweise müsst ihr immer gegen eine ganze Horde von Gegnern ballern.

Als ob das nicht genug ist, fliegen Granaten, Molotowcocktails und weiß der Teufel, was auf euch zu. Ich habe in der Kampagne nicht einmal die Freude gehabt, selbst mit Granaten arbeiten zu dürfen. Dies würde das stellenweise unfaire Gameplay doch ein wenig mehr in die richtige Richtung pushen. Wenn ihr allerdings „Bullet Time“ aktiviert und die Granate langsam auf euch zufliegen seht, habt ihr eine echte Chance diese mit eurer Flinte zu jagen.

Wir sind wirklich sehr froh, dass die Story von Max Payne 3 sehr gelungen ist. Andernfalls wäre es doch etwas monoton gewesen. Ihr bewegt euch über ein Szenario, es kommt ein kurzer Film und dann wird schon geballert. Dies wiederholt sich eigentlich ständig so. Freiheiten oder Abwechslung in den Missionen werdet ihr vergebens suchen. Stattdessen wird Max wie an einer Hundeleine durch die einzelnen Missionen gezwängt, ohne den eigenen Erkundungstrieb zu beachten.

Es ist schon schön, dass man in den Missionen wieder Sammelgegenstände (goldene Waffen) suchen, und sehr viele Herausforderungen meistern kann, wie zum Beispiel 500 Headshots etc., aber das ist doch etwas wenig. Max Payne soll kein GTA werden, allerdings hätte man dann zumindest die Missionen abwechslungsreicher gestalten können. Fast nie kommt es vor, dass ihr kleinere Rätsel lösen müsst, die aber so leicht sind, dass sie eigentlich nicht der Rede wert sind. Kleinere Einlagen wie Busfahrten, bei denen ihr aus dem Bus ballern müsst, oder eine Seilbahn runterrutscht und schießen müsst, sind ganz nett und lockern das Ganze auf.

Multiplayer

Viele Kollegen in unserer Redaktion haben sich Max Payne 3 schon allein wegen des genialen Multiplayer-Modus geholt. Dieser funktioniert dermaßen gut und macht so viel Laune, dass man wirklich die Zeit um sich herum vergisst. Ihr fangt als kleiner Mann mit einem niedrigen Level an und steigt durch das Spielen immer mehr auf.

So könnt ihr euch verschiedene Waffen und Ausrüstungen kaufen. Ja, ihr habt richtig gelesen, kaufen. Durch erfolgreiche Aktionen verdient ihr Kohle. Dabei könnt ihr während der einzelnen Matches wetten, um zusätzlich mehr Asche zu verdienen.

Die Modi sind nicht bahnbrechend neu, außer Gang Wars. Hier tretet ihr in vielen verschiedenen Disziplinen gegeneinander an und bestimmt somit nach jedem Match den Ausgang des Spiels. Dabei können die Ziele immer höchst unterschiedlich sein. Einmal müsst ihr einen beschützen, ein anderes Mal müsst ihr aus der gegnerischen Basis was klauen und so fort.

Für Multiplayer und Schützenfreunde ist Max Payne 3 ein Höhepunkt des Jahres – das versprechen wir euch. Hier gibt es nur wenige Mankos, so ist das Feintuning noch nicht ganz ausgereift, weshalb man sich im kleinen Level noch ein wenig schwer gegen die High Level Player tut. Zudem sind die Spawnpunkte alles andere als günstig. Kaum ist man wieder am Leben, wird man schon ins Jenseits befördert. Wir glauben jedoch fest daran, dass hier noch einige Patches folgen.

Wem das alles noch nicht reicht und wer nach dem Durchspielen der Kampagne immer noch geil auf diese ist, kann sich noch im Arcade-Modus versuchen. Ihr müsst alle Missionen in einer gewissen Zeit bewältigen. Warum wir das in den Multiplayermodus schreiben? Ganz einfach aus dem Grund, da ihr eure Bestzeiten mit Spielern aus aller Welt vergleichen könnt. Eine wunderbare Sache. Findet ihr nicht?

Technik

Allein Kleinigkeiten wie das Titelbild, das sich je nach Fortschritt der Kampagne ständig ändert, ist in meinen Augen schon ein Höhepunkt. Ohne Witz, die Technik des Spiels ist rundum optimal gelungen. Die genialen Sprecher, der düstere Sound und die sehr realistische Grafik setzen wieder einmal Maßstäbe. Jedes noch so kleine Detail versteckt sich irgendwo.

Sehr erfreulich ist im Übrigen, dass GTA 5 auf derselben Engine programmiert wird, sodass man schon einmal einen Einblick in die Steuerung von GTA 5 bekommt. Wie erwähnt, die Steuerung ist komplett einstellbar und gelungen. Das einzige, was man wirklich kurz bemängeln muss, ist der Schwierigkeitsgrad. Herausforderungen sind wirklich toll und sollten auch drinnen sein, aber wenn etwas teilweise unfair wird, dann ist es eher frustrierend. Wir haben das Spiel auf „Schwer“ durchgespielt und waren geschockt, dass es noch zwei Schwierigkeitsgrade höher gibt, sodass man sich echt überlegt, ob vor allem Platin-Jäger hier eine Freude dran haben. Wer allerdings richtig gut ist, den wird das auch nicht weiter stören. Übrigens, Trophäen bekommt ihr nur, wenn ihr auch ohne Zielhilfe spielt.

Fazit

Max Payne 3 bietet keine Freiheiten, lediglich Ballerei und eine gute Story. Aber wisst ihr, was das Schlimme ist? Es ist trotzdem genial. Die Geschichte wird wunderbar erzählt, die Charaktere wirken alle authentisch, die Sprecher und der Sound rocken und das Gameplay funktioniert hervorragend. Zudem habt ihr eines der besten Multiplayer-Games, das es zurzeit auf dem Markt gibt. Nein, wir übertreiben keinesfalls. Seid ihr einmal in einer Crew, möchtet ihr nicht mehr aufhören.


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Testergebnis

URS: 7,8 von 10
7,8

Positives

  • authentisch

Negatives

  • wenig Freiheiten