Test: Lost Horizon

Marco Gödde, den 11. Oktober 2010
Lost Horizon - Screenshot
Lost Horizon – Screenshot

Nazis auf der Suche nach okkulten Waffen, mystische Orte und geheimnisvolle Objekte. Was im ersten Moment nach Indiana Jones klingt, ist der neueste Streich der Geheimakte-Macher Animation Arts. Und was Fenton Paddock in Lost Horizon er- und durchlebt kann locker mit Indys Abenteuern mithalten. Mehr darüber in unserem Review zum Point-and-Click-Abenteuer.

Die Reminiszenzen an die Indiana Jones-Filme sind nicht zu übersehen. Der Triaden-Chef, der Fenton zu Beginn im Hafenbecken versenken lässt, hat deutliche Ähnlichkeit mit Lao Che, der wiederum Indiana Jones am Anfang von Der Tempel des Todes vergiften lässt. Und das Flugzeug, mit dem Fenton aus Hongkong flüchtet, ist vom gleichen Typ, wie das, mit dem Indy aus Shanghai flieht. Und wie Indy hat auch Fenton eine Frau an Bord. Und um die Sache Rund zu machen, werden Paddocks Reisen durch eine Landkarte mit fortschreitenden roten Balken illustriert.

Fenton Paddock ist im Gegensatz zu Indiana Jones ein unehrenhaft entlassener britischer Soldat, der sich in der britischen Kronkolonie Hongkong des Jahres 1936 mit Frachtflügen und kleineren Schmuggeleien über Wasser hält. Dabei gerät er in die Schusslinie der örtlichen Triade und sollte sich schleunigst eine neue Örtlichkeit für seine Geschäfte suchen. Da kommt ihm der Auftrag des Gouverneurs gerade recht. In Tibet wird eine britische Expedition vermisst. Zu dieser Expedition gehörte Richard, Sohn des Gouverneurs und Freund von Fenton. So steigt er also in sein Flugzeug und macht sich auf den Weg in das tibetanische Hochland, um den Verbleib der Expedition zu klären und seinen Freund zu retten. Mit an Bord befindet sich Kim, ebenfalls eine alte Bekannte unseres Helden. Kurz vor dem Ziel werden die zwei jedoch von einem deutschen Jagdflugzeug unsanft zur Landung gezwungen und stolpern am Boden gleich über ein ganzes Heer böser Nazis. Was diese hier suchen und was Richard mit all dem zu tun hat, erfahren wir in gut gerenderten Zwischensequenzen und zum Teil ausufernden Gesprächen. Diese sind in der Regel erstklassig vertont und leisten sich nur selten ein paar Ausreißer.

Tibet ist jedoch nicht die letzte Station auf Fentons Reise. Sein Weg führt ihn über Nordafrika und Deutschland bis nach Indien. Die Schauplätze sind vielfältig und abwechslungsreich. Die etwas polygonarmen Figuren bewegen sich vor hochdetaillierten und mit kleinen Animationen aufgelockerten Hintergründen, die eine ausgezeichnete Atmosphäre schaffen. Lediglich die Nahansichten bei den Dialogen enttäuschen durch fehlende Details und mäßige Animationen.

Lost in Rätseln

Lost Horizon zeichnet sich vor allem durch seine Rätsel aus, was bei einem Adventure ja nicht gerade unwichtig ist. Anfangs noch leicht und kurz, werden die Rätselketten schnell komplexer und umfangreicher. Für das Foto eines ehemaligen Angestellten seiner kleinen Fluggesellschaft benötigt Fenton die Personalakten aus seinem Safe, der Zahlencode für diesen Safe befindet sich in seiner Brieftasche, die dummerweise im Hafenbecken schwimmt und just von einem kleinen Jungen herausgefischt wird. Wie Fenton schließlich an das Foto gelangt, gehört wie die restlichen Aufgaben zum besten Rätseldesign, was das Adventure-Genre derzeit zu bieten hat. Die Rätsel sind stets logisch und immer mit wachem Verstand und scharfem Auge lösbar. Dazu trägt auch die sehr gute Bedienung einen nicht unwesentlichen Anteil bei. Der intelligente Mauszeiger zeigt immer die passenden Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung und dem Inhalt des Inventars an. Letzteres ist meistens übersichtlich gefüllt. Nur ganz selten landen unwichtige Gegenstände in Fentons Taschen. Dazu kommt die inzwischen zum Standard gehörende Hotspot-Anzeige. Dafür fällt die zusätzliche Rätselhilfe ziemlich dünn aus und beschränkt sich darauf, Fenton die übergeordnete Aufgabe vorzulesen, wie zum Beispiel Kim aus dem Flugzeugwrack zu befreien.

In einigen Abschnitten überlässt uns Lost Horizon die Steuerung über eine weitere Figur. Leider belässt es das Programm aber meistens beim simplen Austausch von Gegenständen. So reicht Kim Fenton einige Utensilien, nach dem dieser in eine Gletscherspalte gestürzt ist und die er benötigt, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Allerdings sind solche Gelegenheiten selten und bieten zu wenige Möglichkeiten. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen. Schade. Das war es dann aber auch schon mit unserer Kritik.

Fazit

Mit Lost Horizon hat Animation Arts definitiv einen Anwärter auf das Adventure des Jahres abgeliefert. Man begleitet Fenton Paddock gerne auf seiner abenteuerlichen Reise. Die Geschichte aus der Feder der Autorin Claudia Kern ist spannend und wird ansehnlich in Szene gesetzt. Die Rätsel sind, gerade im Vergleich mit den beiden Geheimakte-Spielen, an einigen Stellen zu leicht ausgefallen. Dennoch gehören die herrlich langen Rätselketten zur Adventure-Oberliga. Über die kleinen Mängel bei den Animationen der Figuren und den manchmal zu langen Dialogen sieht man dabei gerne hinweg. Ich für meinen Teil habe Fentons Abenteuer wirklich genossen.


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