Interview: Greenpeace fordert grünere Äpfel

Redaktion Macnotes, den 16. Januar 2007
Apple-Logo
Apple-Logo, Bild: Apple

Mit der nicht ganz unumstrittenen „Green my Apple„-Kampagne erregt Greenpeace schon seit Mitte letzten Jahres weltweit Aufsehen. Die Umweltorganisation will erreichen, dass Apple sich über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus verpflichtet, auf giftige Chemikalien zu verzichten und Altgeräte weltweit zurückzunehmen. Auch die Macworld nutzte Greenpeace, um Werbung für sein Anliegen zu machen. Wir sprachen am Rande der Messe mit Zeina al-Hajj, die aus dem Libanon stammt, in Amsterdam lebt und sich seit über zehn Jahren für Greenpeace-Kampagnen weltweit einsetzt.

Macnotes:

Vor einigen Jahren galt Apple unter Umweltschützern noch als besonders sauber. Woran liegt es, dass Greenpeace die Firma aus Cupertino jetzt auf dem letzten Platz im Umwelt-Ranking führt?

Zeina al-Hajj:

Die Computerindustrie hat erst vor etwa zehn Jahren begonnen, ihre Produkte auf Umweltverträglichkeit zu überprüfen. Heute gibt es zudem weltweit gesetzliche Mindeststandards in Bezug auf Produktion und Entsorgung von Elektrogeräten. Apple erfüllt diese Standards, aber mehr nicht. Während die meisten anderen Hersteller heute über die Mindestanforderungen hinausgehen, macht Apple kaum Fortschritte. Und dass, obwohl Apple in der Vergangenheit durchaus schon Veränderungen angestoßen hat – das beste Beispiel hierfür ist sicherlich der Wechsel von Röhren-Monitoren zu TFT-Displays. Aber auch TFT-Displays enthalten meist gefährliche Chemikalien und sind deshalb noch nicht optimal.

Macnotes:

Nun, ein Mac ohne Bildschirm ist nur schwer vorstellbar.

Zeina al-Hajj:

Darum geht es nicht – wir wollen nicht zurück in die Steinzeit. Im Gegenteil, wir wollen, dass Apple mit seinen Produkten auch in puncto Umwelt wieder innovativ wird. Panasonic hat zum Beispiel vor zwei Monaten angekündigt, künftig nur noch bleifreie Plasma-Fernseher zu verkaufen.

Macnotes:

Es gibt also Alternativen?

Zeina al-Hajj:

Ja, und Nokia, Dell und HP schneiden in unserem Ranking besser ab, weil sie diese Alternativen in ihren Produkten anwenden. Wir haben fünf aktuelle Laptops verschiedener Hersteller auf ihre Chemikalien-Bilanz getestet – darunter das MacBook Pro. Dieses Gerät enhielt die größte Menge BFR (bromhaltige Brandschutzmittel, die Red.). Während andere Hersteller den technischen Fortschritt nutzen, herrscht bei Apple in dieser Hinsicht Stillstand. Das wundert uns, denn Apple ist ja eigentlich als Marktführer in Innovation und Design bekannt. Genau deshalb haben wir „Green my Apple“ gestartet.

Macnotes:

Was sagt Apple zu diesen Vorwürfen? Hat Greenpeace zunächst mit Apple gesprochen, bevor die Kampagne lanciert wurde? Denn man könnte leicht den Eindruck gewinnen, dass Greenpeace hier auf der PR-Welle rund um Apple mitzuschwimmen versucht…

Zeina al-Hajj:

Ja, Greenpeace führt seit drei Jahren Gespräche mit Apple. Aber wir behandeln alle Hersteller gleich, das heißt wir haben mit allen Firmen gesprochen, die in dem Ranking aufgeführt sind. Alle Hersteller haben außerdem die Ranking-Kriterien lange vor Veröffentlichung der Rangliste von uns erhalten. Wir haben Apple gebeten, uns zumindest verbindliche Zusagen zu geben, bis wann Apple-Produkte frei von BFRs und PVC sind. Aber auch das hat man in Cupertino abgelehnt – anders als bei Dell und HP.

Macnotes:

Und jetzt herrscht Funkstille?

Zeina al-Hajj:

Nun, nachdem wir die Kampagne gestartet haben, hat Apple zunächst jeglichen weiteren Kontakt mit uns abgelehnt, aber mittlerweile führen wir wieder Gespräche. Doch bislang ohne Ergebnisse. Apple schneidet unter anderem deshalb so schlecht ab, weil die Informationspolitik vergleichsweise mager ist. Daran ändert auch die Website nicht viel. Und das Recycling-Programm für Macs gibt es immer noch nicht überall dort, wo Macs verkauft werden.

Macnotes:

Mit dem iPhone steigt Apple jetzt ins Handy-Geschäft ein und wird wohl Millionen iPhones verkaufen, die in diesem schnelllebigen Markt bald wieder auf dem Müll landen werden. Hat Greenpeace schon Informationen zur Umwelt-Bilanz des Gerätes?

Zeina al-Hajj:

Nein, bisher wissen wir dazu nichts. Wir haben natürlich gefragt, aber leider keine Antwort bekommen. Wir würden uns wünschen, dass das iPhone frei von PVC und allen BFRs ist, nicht nur den beiden, die in Europa schon verboten sind.


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