Kommentar: Apple und das Monopol

ml, den 3. Oktober 2008
MacBook Pro 15 Zoll (2008)
MacBook Pro 15 Zoll (2008), Bild: Macnotes

In den vergangenen Wochen kam im Zusammenhang mit der Geschichte Apple gegen Psystar immer mal wieder die Diskussion um ein Apple-Monopol hoch. Denn in der von Psystar gegen Apple eingereichten Gegenklage argumentiert die Firma, dass die Kopplung von Betriebssystem und Hardware bei Apple dazu geeignet ist, das Hardware-Monopol von Apple zu verteidigen.

Doch hat Apple wirklich ein Monopol? Ich meine „Nein!“, denn niemand ist allein durch den Umstand, sieht man mal von den Mac-die-hearts ab, dass es Macs gibt, auch gezwungen einen zu kaufen. Die Frage ist doch, ob Apple ein geschlossenes System anbietet und anschließend seine Marktmacht in ungerechtfertigter Weise ausnutzt.

Ein Monopol ist böse

Mit einem Monopol verbindet man generell immer etwas schlechtes. Allgemein muss ein Monopol erstmal nichts Negatives sein. So bin ich z. B. heilfroh, dass der Staat das Glücksspiel- und Gewaltmonopol hat. Erst wenn eine Monopolstellung zum Schaden der Nutzer oder anderer Wettbewerber ausgenutzt wird, entsteht ein Problem.

In den Diskussionen wird die Computerindustrie immer wieder gerne mit der Autoindustrie verglichen. Hier wird dann argumentiert, dass man sich beim Autokauf ja jedesmal für einen anderen Hersteller entscheiden kann, ohne jedesmal das Autofahren neu erlernen oder eine neue Garage bauen zu müssen. Es sei denn, man steigt vom Smart auf einen Maybach um. In diesem Fall dürfte eine zu kleine Garage aber das geringste Problem sein.

Nach oben genannter Definition würde Apple natürlich ein Monopol innehaben, denn Mac OS X ist bei der Bedienung anders als Windows oder Linux. Umgekehrt könnte man damit aber genauso gut Linux auch ein Monopol andichten. Aber damit braucht man wohl nicht ernsthaft anzufangen. Zudem dürfte jedem, der schon in Autos unterschiedlicher Marken gesessen hat, klar sein, das es auch hier durchaus unterschiedliche Bedienkonzepte gibt. Allein für die Funktion des Lichtschalters gibt es zahllose Varianten.

Macs – ein geschlossenes System?

Kommen wir auf die Argumentation von Psystar zurück, dass Apple ein geschlossenes System anbietet. Dazu müsste man zunächst zu einer Definition eines geschlossenen Systems kommen. Laut Psystars Argumentation ist die Kopplung von Hardware und Betriebssystem ein geschlossenes System. Dann ist aber auch jeder Geschirrspüler oder jede Digitaluhr ein geschlossenes System und damit prinzipiell geeignet das jeweilige Monopol der Hersteller zu festigen und Bosch könnte Miele auf Lizenzierung seiner Geschirrspülmaschinenfirmware verklagen.

Wer außer mir findet das noch absurd?

Worauf ich hinaus will ist, dass niemand gezwungen ist, einen Mac bzw. Mac OS X zu verwenden. Es gibt genügend Alternativen. Man könnte sogar Windows oder Linux auf dem Mac laufen lassen. Das der Graphikdesigner dann aber doch lieber einen Mac als einen PC kauft, dürfte daran liegen, dann man mit einem Mercedes eben doch komfortabler als in einem Dacia Logan unterwegs ist. Und dass die Hängerkupplung oder der Dachgepäckträger des Mercedes nicht an den Dacia passen, muss der Graphikdesigner eben bei der Anschaffung seiner Software bedenken. Aber auch hier kann er inzwischen auf eine Vielzahl von Cross-Plattform-Anwendungen zurückgreifen.

Nokia – jetzt mit iPhone OS

Überspannt man die von Psystar verfolgte Argumentationslinie etwas, dann könnte z. B. Nokia Apple gerichtlich zur Lizenzierung des iPhone OS‘ zwingen. Denn auch hier haben wir ein geschlossenes System aus Hard- und Software. Das darauf noch keiner gekommen ist, verwundert eigentlich, denn von den nackten Funktionen her, schaut das iPhone oft ziemlich blass gegenüber seinen Mitbewerbern aus. Dass es sich trotzdem wie geschnitten Brot verkauft, liegt nicht zuletzt an der, sieht man einmal von den Bugs ab, exellenten Software. Was hindert also Motorola oder Nokia daran einen iPhone-Clone, der eine gehackte iPhone-Software verwendet, auf den Markt zu bringen? Die Hardware des iPhones ist wie bei den Macs kein Geheimnis und besteht vollständig aus Standardkomponenten, die jeder kaufen kann.

Das iTunes-Ökosystem

Etwas differenzierter muss die Betrachtung beim Thema iTunes und iPod sein. Hier kann Apple auf einen Marktanteil von gemessenen 75 und gefühlten 100 Prozent blicken. Hier kann man also getrost behaupten, dass Apple diesen Markt dominiert. Durch eine gelungene Kombination aus Software, MP3-Spieler und überzeugendem Geschäftsmodell für Digitalmusik ist es Apple gelungen, die Mehrzahl der Nutzer vom iTunes-Ökosystem zu überzeugen.

Das Monopol-Argument zieht aber hier trotzdem nicht, da es auf dem Markt zahlreiche andere Mitspieler gab und gibt, die aber die Nutzer mit ihren Produkten mehrheitlich nicht überzeugen konnten. Mietmodelle bei Musik sind einfach nicht überzeugend, auch wenn einige Herren der Musikindustrie darin immer noch die Erlösung des kaufunwilligen Musikkonsumenten sehen.

Interessant dürfte hier die neue Herausforderung Comes with Music von Nokia sein. Aber auch hier wird irgendwo ein Pferdefuß stecken, denn niemand hat etwas zu verschenken. Schon gar nicht die in den letzten Jahren arg gebeutelte Musikindustrie.

Fazit

Apple ein Monopol jedweder Art anzuhängen geht an der Realität vorbei. Der Mac allein begründet kein exklusives ökonomisches Gut, so dass die Argumentation von Psystar hinsichtlich des Hardware-Monopols hinfällig sein dürfte. Der Konsument hat genügend Alternativen. Niemand ist gezwungen Macs zu nutzen.

Auch beim iPod und iTunes ist trotz marktbeherrschender Stellung kein Monopol zu erkennen. Auch hier hat der Konsument zahlreiche Alternativen aus denen er wählen kann.


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