Test: Guitar Hero: World Tour ist Rocken mit Ted Nugent, Ozzy Osbourne, Sting und anderen

Alexander Trust, den 4. November 2008
Guitar Hero: World Tour
Guitar Hero: World Tour

Activision hat schon eine gehörige Community rund um Guitar Hero gescharrt und bringt nun mit Guitar Hero World Tour ein Musikspiel heraus, das diesem Faktor noch mehr Rechnung trägt. Neben der Möglichkeit, selbst Songs aufzunehmen und für andere bereitzustellen oder einem verbesserten Gitarren-Controller gibt es vor allem mächtig was auf die Ohren. Was am Ende dabei herauskommt, soll unser Review für euch klären.

„Ich habe Ted Nugent gerockt“ – das waren meine Worte, nachdem ich schon knapp 50% des Karrieremodus im Singleplayer absolviert hatte. Der Kollege Zakk Wylder zeigte sich während eines anderen Konzerts etwas widerspenstiger, und ihm konnte ich erst einige Zeit später Paroli bieten.

Erstkontakt

Guitar Hero World Tour war für mich die erste Berührung mit einem Musikspiel dieser Art. Ich hatte auf dem iPhone vorher schon ein Mal das Tap-to-Play-Genre ausprobiert oder bin im Internetz über ein kostenloses Flashgame gestolpert. Ob ich Berührungsängste mit dem Genre hatte, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich weiß nur, wenn ich welche hatte, waren sie total unbegründet.

Bunte Mischung

Die „World Tour“ ist, so heißt es von Seiten des Herstellers, dasjenige Musikspiel, mit dem bis dahin größten und vielfältigsten Songangebot in einem Musik-Videospiel. Natürlich bleibt man grundsätzlich dem Rock verhaftet, doch bietet man tatsächlich eine große Varianz an Titeln an, noch dazu einige, die sich eher oder auch an Spieler wenden, die vielleicht sonst lieber der Pop-Musik zugeneigt wären. Für die Hardrocker sind aber auch Motorhead oder Metallica und andere im Angebot.

Aha-Erfahrung

Wer sich zum ersten Mal mit einem Musikspiel und einem Gitarrencontroller konfrontiert sieht, wird zunächst allgemeines Staunen erleben. Doch nicht nur wegen des Equipments, sondern auch wegen der Tatsache, dass man die Lieder, die man sonst vielleicht nur gehört hat, jetzt aus einer völlig neuen Perspektive kennen lernt und merkt, welche Fingerfertigkeiten „echte“ Rockbarden an den Tag legen müssen.

Es geht für manchen bestimmt ein Jungen- oder Jugendtraum in Erfüllung – insgeheim zumindest für mich-, einmal ein Rockstar zu sein. Ich bin während meiner Karriere mit Sting, Jimmy Hendrix, Ozzy Osbourne und anderen auf der Bühne gestanden. Das habe ich auch immer laut hörbar verkündet, damit meine Umwelt es mitkriegt. Die Figuren im Spiel sehen den Originalen hinreichend ähnlich, um sie als diese auszumachen. Gleichwie ist die Grafik insgesamt natürlich weit entfernt von grafischen Exzessen auf der PS3, wie sie uns Uncharted oder MotorStorm bieten können.

Die interessanteste Erfahrung, die man mit Guitar Hero World Tour (GHWT) und allen vorherigen Spielen der Serie aber machen kann, ist, zu merken, wie komplex eigentlich Rockmusik ist. Wenn man von Hobbymusikern oder Profis absieht, wird Otto Normal, zu denen ich mich ebenso zähle, schnell feststellen, welche Fingerakrobaten gerade solche Interpreten sind, die in den Ohren mancher Leute keine Musik machen, sondern nur Krach erzeugen.

Für jeden etwas (Training)

Es gibt Songs in GHWT, die problemlos von Anfängern gemeistert werden können. Und dann gibt es solche, die schon im einfachen Schwierigkeitsgrad eine enorme Herausforderung darstellen können. Die Songs der Gruppe Tool gehören bspw. dazu. Allein der Level, bzw. die Konzertumgebung, in der man im Karriere-Modus mit Tool konfrontiert wird, verdient ein extra Lob. Manche würden behaupten, es sieht einfach nur schräg aus, wenn einen am Ende eines Tunnels ein Auge anglotzt. Doch was am Anfang sehr skurril wirkt, wird sehr schnell zu einer bunten Melange, die eine „extra“ Herausforderung für die Konzentrationsfähigkeit darstellt. Teilweise hat man das Gefühl, einem Stroboskop gegenüber zu stehen, weil Lichtblitze das Bild vor den eigenen Augen fast zum Verschwimmen bringen. Fies ist, dass die Lichteffekte nicht selten gegen den Rhythmus der Musik eingeblendet werden. Wer da bei den ersten Malen aus dem Tritt gerät, sollte sich nicht wundern. Doch gerade diese Szene gilt als Beleg dafür, dass GHWT und Musikspiele grundsätzlich nicht nur Spaß machen können, sondern eine gute Schule für Geist und Gehirn sind. Wir trainieren unsere Konzentrationsfähigkeit und Koordinations- sowie Reaktionsleistung, ganz so, wie wenn wir ein richtiges Instrument lernen würden. Auch wenn es uns vielleicht spontan nicht einfällt, haben wir es hier mit einem Videospiel zu tun, das dem gängigen Vorurteil, Videospiele würden verblöden, gellend entgegen lacht.

GHTunes weltumspannend

Neu in GHWT ist die Möglichkeit, eigene Songs über GHTunes aufzunehmen. In einer Art virtuellem Studio können wir Tracks aufzeichnen und arrangieren und diese dann online stellen. Dazu können wir auf die diversen Instrumenten-Controller zurückgreifen.

Grundsätzlich sind die Mehrspieler-Modi offline, aber auch online, einen Blick wert. Wer kann und möchte, der sollte unbedingt ein Mal gegen und/oder mit anderen zusammen „rocken“. 1 on 1, 2 on 2 oder als Bands gegeneinander antreten, klappt, solange es Spieler auf der Welt gibt. Den globalen Highscores nach müsste es derer genügend geben. Neben freundschaftlich(er)en Spielen, gibt es auch den Battle-Modus. In ihm kann man, durch sammeln von Battle-Power – analog zur Starpower sonst – Extras einspielen, die dann wieder auf den Gegner loslassen und schauen, wie er z. B. darunter leiden muss, dass sein Verstärker übersteuert.

Sliden wie die Profis

Der Gitarrencontroller bei GHWT bietet außerdem auch ein „Slide-Feld“, über das man mit den Fingern fahren kann. Damit gibt es zu der sonst üblichen Tastensteuerung noch eine weitere Möglichkeit, Noten anzuschlagen. Entsprechend genutzt wird das Feld in den Songs schon im leichten Schwierigkeitsgrad. Im Tutorial kriegt man beigebracht, was es damit auf sich hat und wenn man sich traut, lernt man es schnell lieben. Natürlich ist so ein berührungsempfindliches Plastikfeld kein Ersatz für echte Gitarrentsaiten, doch immerhin kriegt man so zumindest das grobe Gefühle dafür, was Rock-Musiker mit ihren Finger während eines Songs so alles anstellen.

Fazit

Ich bin vom Fleck weg begeistert gewesen, und kann dieses Spiel getrost jedem empfehlen, der ein bisschen was mit Musik anfangen kann. Zum Partyspiel wird Guitar Hero World Tour natürlich erst, wenn man genügend Kleingeld für Instrumente übrig hat. Doch auch als One-Man-Show kann man spektakuläre Augenblicke erleben und sie anschließend gebührend feiern. Bei dem Ableger World Tour hat Activision wirklich super viele Songs in das Paket geschnürt, von denen man natürlich einige erst noch freispielen muss, bzw. kann. Für manch einen wird aber der Karriere-Modus zur Strafkolonie, dann nämlich, wenn man merkt, dass man ihn nur vollenden kann, wenn man „Monsoon“ (engl.) der Gruppe Tokio Hotel spielen „muss“. Es führt kein Weg dran vorbei. Der Song gehört aber nicht unbedingt zur einfachsten Kost im Portfolio.

Und wer dann einmal Geschmack an GHWT gefunden hat, der wird sich schnell in der Rolle wiederfinden, alle Tracks möglichst perfekt nachzuspielen, und bestimmt gibt es den einen oder anderen dort draußen, der sich nicht zu schade ist, in spezielles Equipment zu investieren. Wie wär’s denn z. B. mit einem Gitarren-Controller, der dem Instrument des KISS-Gitarristen nachempfunden ist.


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Testergebnis

URS: 8 von 10
8

Positives

  • mitreißende Musik

Negatives

  • hohe Investitionen, wenn man es als Partyspiel nutzen möchte