Vorbild Apple: Ballmer lobt den App Store, aber sagt dem WebKit ab

rj, den 10. November 2008
Steve Ballmer
Steve Ballmer, Foto: Microsoft Sweden

iPhone-SDK und App Store seien „gute Ideen“, so Steve Ballmer auf einem Besuch in Australien. Dass man in Redmond Apple als Inspiration für künftige eigene Strategien und Produkte nutzt, ist nichts Neues und kann Microsoft an sich nur guttun. Der Microsoft-CEO sorgte aber auch – erwartungsgemäß – für Irritationen. Webstandards betrachtet Ballmer anläßlich der Diskussion um die Integration von WebKit bei Microsoft nach wie vor eher als eine Art von, nun, grober Richtlinie.

Er wolle zustimmen, dass im Bereich des iPhones gute Arbeit geleistet wurde, so Ballmer auf seiner Visite Down Under. Ballmer wäre nicht Ballmer, wenn nicht sofort die Geldbrille aufgesetzt worden wäre. In Bezug auf den App Store fürs iPhone schränkte Ballmer seine Einschätzung schnell wieder ein:

Apple habe es ein Stück weit vereinfacht, Apps bekannt zu machen, erklärt Ballmer. Er sieht darin zwar keinen Goldesel aber eine einfache Möglichkeit für Entwickler, die eigene Software zu den Nutzern zu bringen.

Wie meist ein wenig kurz gedacht: Die iPhone-Plattform ist nicht deshalb erfolgreich, weil hohe Beträge im App Store umgesetzt werden, sondern weil es eine riesige Anzahl von Applikationen im kostenlosen oder Low-Cost-Segment gibt. Das Gerät wird attraktiver, die Benutzer- und Entwicklerbasis breiter. Eine Erkenntnis, die MS bestens bekannt sein sollte, hat man doch mit der Integration zahlreicher Dienstprogramme ins eigene Betriebssystem eine Strategie verfolgt, die in dieselbe Richtung geht, nur eben die externen Entwicklerpotentiale nicht ebenso mit einbezog.

Kurz gedacht wurde auch in manchen anderen Gebieten. Nachdem MS vollkommen untypisch mit einer weiteren Apple-Inspiration geflirtet hat – WebKit, um genau zu sein – , scheint die Zukunft der Microsoft-Browser doch eher wieder wie die Vergangenheit auszusehen: Standards sind grobe Richtlinien, proprietäre Sonderwege werden weiter beschritten und wenn die Standardisierungsgremien folgen, ist es gut, wenn nicht, ist es Innovation. Ballmer zur zukünftigen Browserstrategie:

Ballmer glaubt, dass sowohl Microsoft als auch andere Anbieter eine Menge an proprietären Innovationen für Browser entwickeln werden. MS müsse seine eigene Rendering-Engine haben. Es sei wichtig, einen Browser zu haben, der Internetstandards beinhaltet, aber dem Unternehmen ebenso erlaubt, innovative Erweiterungen zu haben, noch bevor die Standardisierungsgremien soweit seien.

Es bleibt also alles beim Alten. Außer möglicherweise, dass neben Google auch noch Microsoft auf den „App Store“-Zug aufspringt.


Ähnliche Nachrichten

Zugehörige Firmen

Zugehörige Personen