Zen Bound: Schicke Schnüre

Alexander Trust, den 1. März 2009
Zen Bound
Zen Bound – Screenshot

Der App Store hat ein neues Spiel im Angebot, das bereits auf dem Independent Games Festival Anerkennung und Lob eingeheimst hat. Das Konzept ist denkbar einfach, der Grad an Komplexität, den das Spiel erreichen kann ist hingegen immens. Spiele zu testen ist mal mehr mal weniger eine Freude. Doch Chillingo hat mit dem Konzept von Zen Bound schon viele Freunde gefunden; in die Reihe derer reihe ich mich gerne ein.

Wickel mich ein

Eigentlich muss man als Spieler in Zen Bound nicht viel wissen. In jedem neuen Level starten wir mit einer Holzfigur, die wir mit einem Faden umwickeln müssen. Dort wo der Faden das Holz berührt, drückt sich (auch in der unmittelbaren Nähe) die Farbe des Seils ab. Jedes Level hält eine neue hölzerne Figur bereit. Vom Hasen über die Katze, zum Buckelwal und der Schildkröte aber auch der Seemöwe ist alles dabei. Derzeit umfasst das Spiel 51 Level. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Programmierer von Secret Exit und der Publisher Chillingo weitere Level nachliefern werden. Was also tun mit den Holzfiguren? – Wir müssen sie einwickeln, mit einem Seil, dass an einem Ende mit einem Nagel an der Holzfigur befestigt ist.

Jeder kann gewinnen

Frust wird sich bei Zen Bound nicht einstellen, denn selbst Anfänger können die Level meistern. Dazu gibt es unterschiedliche Erfolgsstufen, die man erreichen kann. Ein Minimalziel von 70% und weitere Teilerfolge, die auf dem Weg zur vollständigen Einfärbung gefeiert werden können. Es ist allerdings für den Ehrgeiz verlockend, jede Holzfigur zu 100 Prozent mit Farbe zu bedecken. Dass dieses Vorhaben je nach Holzfigur dann nicht mehr ganz so einfach ist, davon kann sich jeder Spieler selbst überzeugen.

Richtig drehen und halten

Den Tüftlern wird es zugutekommen, dass Secret Exit die Möglichkeiten des iPhones perfekt in Szene setzt. Wir drehen das iPhone oder den iPod touch und wir neigen es – entsprechend fällt das Seil. Zudem können wir mit dem Finger die Holzfigur frei im Raum drehen, und zwar an jedem beliebigen Punkt. Wenn wir den Schwanz des Krokodils einfärben wollen, kommen wir nicht drumrum, von Finger und iPhone Gebrauch zu machen. Sinnvoll ist dann auch die Steuerung mit 2 Fingern. Während wir mit einem Finger nämlich das Objekt nur rotieren lassen, können wir es mit 2 Fingern drehen.

Keine Angler

Auch wenn manchmal ein Säugetier aus dem Meeresbetrieb unsere Holzfigur mimt, stellen wir keine Angler dar. Leine lassen ist nämlich nicht immer sinnvoll, weil sie uns sonst irgendwann ausgehen kann. 50 Meter an Seil stehen uns zur Verfügung. Eingebettet ist das Ganze in zwei Bäume, derer ich bislang nur einen bei meiner Beschreibung berücksichtigt habe. Und zwar sind die Level mit den Holzfiguren am Baum der Reflexion untergebracht. Wohingegen am Baum der Aufgabe geometrische Steinformen anzumalen und einzuwickeln sind.

Hoch hinaus

Ziel ist es natürlich immer, die Spitze des Baumes zu erreichen. Dies gelingt am Baum der Aufgabe nicht ganz so leicht, wie beim Baum der Reflexion. Die geometrischen Steinblöcke müssen haben nämlich den Levelausgang an einer nicht so leicht zugänglichen Stelle versteckt – zumindest wenn man sich beim Einwickeln für einen nicht optimalen Weg entschieden hat. In jeder Figur stecken also zwei Nägel. Der zweite Nagel, an dem das Seil von Beginn an nicht festgezurrt ist, beginnt, sobald wir das Minimalziel erreicht haben zu glühen. Berühren wir dann mit dem Seil diesen Nagel, schließen wir das Level ab.

Fürs Auge…

Die Bäume können wir mit dem Finger beliebig verschieben, uns quasi daran hochhangeln. Es hängen Lampions und Wimpel daran. Die Lampions leuchten uns den Weg zur Spitze. Die Wimpel stellen symbolisch die einzelnen Level dar. Wenn wir das Minimalziel erreichen, erhalten wir als Belohnung lediglich eine Blume zur Beleuchtung. Ein Lampion fasst aber prinzipiell drei Blumen. Wenn wir einen Gegenstand entsprechend vollständig bemalen, wird der Weg am Baum besser beleuchtet und wir könnten schneller die Spitze erreichen. Wimpel und Lampions sind putzig animiert, fallen je nachdem, wie wir das iPhone halten anders.

… und die Ohren

Beim Start von Zen Bound wird darauf hingewiesen, dass das Spiel für den Betrieb mit Kopfhörern programmiert wurde. Das ist nur die halbe Wahrheit, denn grundsätzlich würde jede Form von Stereo (und besser)-Ausgabegerät ausreichen. Es müssen also nicht immer Kopfhörer sein, doch der Monolautspreche im iPhone oder im iPod touch 2G können die Klangkulisse, die wirklich ein dickes Lob verdient hat, nicht ordentlich wiedergeben. Als Schmankerl für den Kauf von Zen Bound erhalten alle Käufer die Möglichkeit den Soundtrack zum Spiel, der zugegeben relativ meditative Musik bereithält, kostenlos herunter zu laden. Das allerdings in sehr guter Qualität, in Form von Musikdateien mit einer Bitrate von 320 KBit.

Suchtpotenzial?

Zen Bound mit Tetris zu vergleichen, wäre in vielen Belangen unzutreffend, ähnlich, als würde man versuchen, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Dennoch haben beide etwas gemeinsa, weil sie Obst sind. Und über so eine Art Ähnlichkeit zu Tetris verfügt meiner Meinung nach Zen Bound. Wenn man es ein Mal spielt, möchte man es gerne wieder und wieder spielen. Bislang ist klar: Es gibt 52 Level. Wie ist es denn wirklich mit dem Wiederspielwert bestellt?! Der Antwort auf diese Frage kommen Spieler ein bisschen näher, wenn Sie die jeweiligen Bäume der Reflexion und der Aufgabe bis hinauf an deren Spitze geklettert sind.

Fazit

Chillingo hat gut daran getan, Zen Bound zu veröffentlichen. Natürlich wird hier nicht geballert und natürlich ist das Spielkonzept „anders“. Aber das heißt eben nicht in jedem Fall, dass es per se schlechter sein muss. Im Gegenteil. Zen Bound gehört zu einem der wenigen Titel, die ich gerne und auch immer wieder spielen würde. So wie im Werbetext im App Store, haben sich ebenfalls ein paar Übersetzungsfehler in die Oberfläche der deutschsprachigen 1.0-Version eingeschlichen. Chillingo und Secret Exit wissen davon, ein Update wird es geben. Außerdem ist die iPhone Software Version 2.2 erforderlich.

Zen Bound kostet derzeit 3,99 Euro. Angesichts der Tatsache, dass man sich den Soundtrack dafür kostenlos laden kann und gerade weil Zen Bound spielerisch hochwertig ist, ist der Preis durchaus angemessen. Vielmehr legt Zen Bound die Messlatte recht hoch. Andere Spiele in dieser Preiskategorie kommen merklich ins Schwitzen. Heißt das, Zen Bound ist ein neuer Volkssport? So wie es Leute gibt, denen Tetris nach einer Weile langweilig wird, könnte es einigen Leuten bei Zen Bound selbstredend ähnlich ergehen. Doch mein persönlicher Eindruck ist super, nicht nur, weil ich gerne Tetris gespielt habe.


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Testergebnis

URS: 8 von 10
8

Positives

  • tolles, frisches Spielkonzept
  • kurzweilig und doch herausfordernd
  • tolle Grafik
  • Musik über Kopfhörer besonders atmosphärisch

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