Capcoms Resident Evil Degeneration für iPhone im Test

Alexander Trust, den 5. Juni 2009
Resident Evil: Degeneration
Resident Evil: Degeneration, Screenshot

Ende 2008 erblickte in Japan ein computeranimierter Vollzeitfilm das Licht der Welt. Er war das Ergebnis der über einjährigen Zusammenarbeit von Capcom und Sony und hieß Resident Evil: Degeneration. Anfang 2009 fand Degeneration auch seinen Weg nach Europa. Und einige Monate später war Capcom guter Dinge, ein Spiel zum Film auf Apples mobiler Plattform zu veröffentlichen. Wie sehr es Capcom gelang, das Resident Evil-Feeling auf das Handheld runter zu brechen, verrät euch unser Macnotes-Review.

In der Programmbeschreibung steht verheißungsvoll geschrieben, dass Capcom eine echte 3D-Engine einsetze, um dem Spieler das Eintauchen in das Horror Survival-Abenteuer zu ermöglichen.

Flughafen Harvardville

Die Hintergrundgeschichte jedenfalls bietet genug Potenzial für Spannung an. Allerdings weicht hier der iPhone-Titel ein wenig vom Plot der Verfilmung ab, der wiederum nicht die besten Kritiken erfahren hat, selbst für den bescheidenen Maßstab von Videospielverfilmungen. Ein bisschen Street Fighter-Niveau, wie in den 90ern, als Jean-Claude van Damme ein geniales Spiel auf der Leinwand zu einer traurigen Veranstaltung werden ließ. Wir agieren als Leon S. Kennedy, den Spieler aus Resident Evil 2 u. a. kennen könnten. Anders als im Film, in dem auch Claire S. Redfield eine Hauptrolle spielte, dürfen wir nicht mit ihr zu Werke gehen. Ebenfalls im Unterschied zum Film ist der Schauplatz auf den Flughafen von Harvardville beschränkt. Wir sollen als Leon Überlebende retten. Denn das gesamte Flughafengelände ist von Zombies bewohnt. Einer Virusinfektion ist es gedankt, dass diese sich dort ausbreiten und überhaupt erst ans Tageslicht gekommen sind.

Harvardville, wir haben ein Problem

Vom Plot selbst erfährt der Spieler mittels Dialogen zwischen Leon und einer netten Brünetten, die ihm via Videoübertragung zugeschaltet ist und der das Headset ausgezeichnet zu Gesicht steht. Wer die Resident Evil-Titel aus der Vergangenheit kennt, der weiß, dass man keine literarischen Ergüsse zu lesen bekommt und die „Action“ anderswo stattfindet. Zudem sind die 2D-Abbilder und Menügrafiken absolut nicht der Rede wert. Wer die Geduld hat, der wird sich durch die Dialoge klicken, wer hingegen eilig nach den Überlebenden Ausschau halten will, für den hat Capcom eine Art Fast Forward-Button implementiert.

Aktion…

Eigentlich bietet Degeneration* viel Potenzial an, um ein Hit zu sein. Der Spieler läuft nicht einfach blindlings durch ewig verwinkelte Katakomben wie in Konamis „App-Klatsch“ von Silent Hill, sondern steigt Treppen, öffnet Türen und sammelt die Resident Evil-üblichen Extras ein. Glas zersplittert schon mal, wenn Leon durch eine Scheibe hechtet, kurze Zwischensequenzen gibt es ebenso, die seinen Weg von A nach B ein wenig raffen. Doch das liegt nur daran, dass der Teil, den man im Video überbrückte im Spiel quasi bedeutungslos ist, und weniger zu Zwecken der Inszenierung. Die Geräuschkulisse kann man durchaus atmosphärisch nennen.

… und Reaktion

Wir fühlen uns bei den Aktionen jedoch in der Videospielgeschichte in der Zeit zurückversetzt. Wir bleiben nämlich vor einer Treppe stehen und uns wird mittels eines Aktions-Symbols auf der rechten Bildschirmhälfte angezeigt, dass es möglich ist, sie hochzusteigen. Wir können nicht mit dem virtuellen Steuerkreuz agieren, sondern müssen den Vorgang als abgeschlossen ansehen, sobald wir den Aktionsbutton berührt haben. Und was noch viel enttäuschender ist, wir können nicht laufen und schießen gleichzeitig. Wir müssen erst den Aktionsbutton für die Feuerwaffe betätigen ehe dasselbe Steuerkreuz dann den Feuerarm navigiert. Die Interaktion wird dadurch äußerst gehandicapt. Geht uns die Munition aus, könnten wir uns selbstredend auch anders zur Wehr setzen oder schon vorher. Allerdings funktionieren sowohl das Laufen als auch das Zielen nur suboptimal. Das ist mit Sicherheit das größte Manko bei Degeneration. Denn bei der Grafik, die selbst in ihrer 3D-Darstellung nicht die Krone der Schöpfung auf dem iPhone abgibt, würde man inklusive Resident Evil-Bonus gerne Abstriche in Kauf nehmen.

Fazit

Atmosphärisch wäre Resident Evil: Degeneration in der Lage gewesen, ein guter Titel für das iPhone zu sein. Von einem Top-Titel wären wir alleine deshalb entfernt geblieben, weil die Inszenierung insgesamt und selbst die 3D-Grafik nicht mit zum Besten gehören, was Spieler auf dem iPhone schon zu Gesicht bekommen haben. Die behäbige und eigenwillige Steuerung macht dem Titel allerdings die 4 Macs als Wertung kaputt. Zwar ist Degeneration um Meilen besser als Capcoms anderer Versuch auf dem iPhone zu punkten (vgl. Mega Man II Review), doch summa summarum fehlt hier zu viel, um besser bewertet zu werden. Schade. Eine Lite Variante sucht man darüber hinaus vergebens. Capcom leistet also wenig Überzeugungsarbeit, um den aktuell 5,49 Euro teuren Titel attraktiv zu finden.


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Testergebnis

URS: 5,5 von 10
5,5

Positives

  • gute Atmosphäre

Negatives

  • schlechte Steuerung
  • blöde Kameraführung
  • zu viele Fehler
  • Grafik geht besser

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