Mein Haus, meine Stadt und meine Angel – Die Sims 3 auf dem iPhone

Alexander Trust, den 15. Juni 2009
Die Sims 3 - iPhone
Die Sims 3 – iPhone, Screenshot

Es hat nicht lange gedauert, bis Electronic Arts sich entschied, sein Übertamagotchi-Simulations-Franchise Die Sims in der aktuellen Ausgabe auch auf dem iPhone anzubieten. Ich kann, wenn ich dazu Lust habe, singen und tanzen, Spaß haben und Musik machen. Ich kann aber noch viel mehr. Wieviel mehr und was das am Ende wert ist, soll unser Testbericht verraten.

Die Sims 3 für iPhone ist keine Portierung der Windows- oder Mac-Version, sondern ein eigenständiges Spiel. Es ist speziell für die iPhone-Plattform entwickelt worden und vom Funktionsumfang bietet es durchaus Möglichkeiten, die man in vorherigen Teilen der Sims nicht finden konnte. Und es bietet Optionen, die es so am PC nicht gibt. Die wohl wichtigste davon wurde bereits im März auf der Keynote von Phil Schiller vorgestellt beim iPhone OS-Special Event. Seinerzeit kündigte man die Version 3.0 des Betriebssystems für Apples mobile Plattformen an, die nun bald für alle von uns verfügbar sein wird. Mikropayment ist das Stichwort, um das es hier geht. Ich werde aus dem Spiel heraus die Möglichkeit haben, Spielinhalte zu kaufen. Anziehsachen, Einrichtungsgegenstände und mehr werden es sein. 70% des Erlöses bleiben dem Hersteller, 30% wandern in Apples Tasche, ganz so, wie es im App Store üblicherweise der Fall ist.

Auf die Ohren

Der Soundtrack zum Spiel ist natürlich kein musikalischer Hochgenuss, aber angenehm zu hören. Beim ersten Kontakt bekam ich jedoch ebenfalls das Gefühl, mich in ein Benjamin Blümchen Hörspiel verirrt zu haben. Doch Widerstand ist zwecklos, denn das abwechslungsreiche Gedudel ist sehr eingängig und gehört also zum Genre Easy Listening. Einzig wenn wir beispielsweise unserem Charakter im Editor einen Namen verpassen wollten, und manchmal in hektische Situationen geraten, in denen viele Sims rumwuseln, hatte mein iPhone 3G so schwer daran zu tragen, dass gerade der Ton von Aussetzern geplagt wurde. Nun kann ich aber nicht entscheiden, ob das einfach schlecht programmiert wurde oder aber das Gerät schlicht überfordert.

Für die Augen

Grafisch ist Die Sims 3* auf Apples Handhelds durchaus sehenswert. Allerdings kennt der Detailreichtum Grenzen. Wenn unser Sim beispielsweise seinen Kühlschrank öffnet, steht er vor eine zweidimensionalen Grafik, die den Inhalt repräsentiert. Solche Sprites stellen dann je das Ende der Fahnenstange dar. Ansonsten hat man auf den ersten Blick ziemlich viele Unterschiede eingebaut. Bislang jedenfalls habe ich noch keinen Sim getroffen, der einem anderen gleicht. Ob das so bleibt, kann ich nicht ausschließen.

Die Kameraperspektive dürfen wir wahllos verändern. Wir können die Szene drehen, indem wir zwei Finger auf dem Display dafür einsetzen. Wir können den Blickpunkt verschieben, in dem wir mit einem Finger tippen und ziehen. Und wir sind in der Lage herein- und herauszuzoomen.

Angeln, Kochen und so…

Es gibt Aktivitäten, denen unser Sim nachgehen kann. Und es gibt Wünsche, die er mit der Zeit entwickelt. Ein Wunsch, der im Tutorial beispielsweise auftaucht ist das Angeln. Alles was wir dazu benötigen, ist eine Wasserstelle und ein Angelset. Letzteres bekommen wir im Krämerladen in unserer Stadt. Selbige bietet denn auch eine Wasserstelle an. Angeln ist ein Minispiel neben vielen anderen. Hierfür neigen wir unser Spielgerät, um die Angelschnur vor den Augen des Fisches hin- und herzuziehen. Damit versuchen wir ihn zu ködern. Irgendwann leuchtet ein Haken-Symbol im Wasser auf. Das ist der Zeitpunkt, an dem wir ruckartig das iPhone in unsere Richtung ziehen müssen, ganz so, wie wir es mit einer Angel tun würden. Zu den anderen Aktivitäten, die unser Sim erleben kann gehört das Musikhören im eigenen Haus, allein oder mit anderen Sims, die wir eingeladen haben. Hier hat Apple dafür gesorgt, dass man auf der Stereoanlage auf die Musikbibliothek des iPhone oder iPod touch zurückgreifen kann.

Und selbst als Stubenhocker müssen wir hin und wieder kommunizieren. Denn das ist der soziale Sinn von Leben. Irgendwie zumindest. In gewohnter Sims Manier können wir also interessante, langweilige, ja sogar romantische Gespräche führen und irgendwann vielleicht eine Frau unserer Wahl daten. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind mir in der bunten Sims-Welt noch nicht untergekommen. Dies wäre jedoch ein Vorschlag für die Zukunft, um den Titel realistischer zu machen.

Vom Arbeiten

Etwas, das ganz wichtig ist: Der Rubel muss rollen. Arbeit zu finden ist in der Sims-Stadt ein Leichtes. Ob als Handlanger im Tante Emma Laden oder als Versuchskaninchen im Biologie-Labor. Es wird schon gehen. Es muss gehen. Doch dazu gehört viel Disziplin. Nicht nur gedachte, sondern reale. Denn eigentlich möchte man als Spieler die eigene Welt erkunden und manch kommunikationsfreudiger Typ möchte viel lieber Freunde finden oder einen Partner finden. Die Arbeit im Biologie-Labor beispielsweise, sie geht von Montag bis Freitag und von früh um 9 Uhr bis spät um 17 Uhr. Der halbe Tag futsch und kaum noch Möglichkeiten fürs Geselligsein. So wie im richtigen Leben eben. Allerdings hätte man sich dann gewünscht, auch Urlaub einreichen zu können. Beim Handlanger oder Versuchsobjekt muss es übrigens nicht bleiben. Einer von 4 Berufen in der Stadt entspricht einer Karriere. Wir haben die Möglichkeit aufzusteigen.

Sinn des Lebens

Das ganze Sims-Spiel auf Apples Handheld umfasst 73 Ziele, die es zu erreichen gibt und gilt. Wer also ein guter Sim sein will, der muss sich anstrengen. Angeln gehört übrigens genauso zum Sinn des Lebens, wie etwas kochen. Die Ziele variieren leicht, je nachdem, welche Charaktermerkmale man dem eigenen Sim zukommen lässt. Für einen echten Casanova unter den Spielern sollte es also kein Problem sein „Acht Techtelmechtel an einem Tag“ zu haben.

Falls jemand hingegen eingestellt hat, schüchtern zu sein, wird er nicht mit diesem Ziel konfrontiert werden. Diese Hinweise deuten übrigens auf den Beginn des Spiels hin. Dort nämlich können wir unseren eigenen Sim entwerfen oder uns ein Zufallsprodukt von virtuellem Bewohner an die Hand geben lassen. Der Charakter-Editor ist grundsolide, die Auswahlmöglichkeiten derzeit aber noch überschaubar. EA hat hier für alle Individualisten mit Einführung von OS 3.0 noch eine Menge Potenzial versteckt. Hoffen wir, dass es nicht zu teuer werden wird.

Fazit

Natürlich sind Die Sims 3 eine Simulation und auch die Vorgänger waren es. Ich kann mich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass hier durchaus Dinge verfremdet werden. Die ganze Spielwelt und alle Figuren in ihr wirken auf den ersten Blick nämlich ziemlich bunt. Das ist ein bisschen wie mit dem Soundtrack, der nicht so vollkommen seriös wirkt. Doch dann wären Die Sims auch nicht sie selbst, sondern eher bei Second Life zu vermuten. Es gibt Millionen von Spielern auf der Welt, die dieses Spiel lieben. Diese werden mit der iPhone-Version glücklich werden. Solche, die eher mit dem Bagger-Simulator 2.0 in 12 Stunden Echtzeit eine Häuserwand einreißen wohl nicht. Die Sims 3 auf dem iPhone ist ein gutes Spiel, deshalb von mir 4 von 5 Macs. Schade sind die Tonprobleme und blöd ist, dass das Spiel mir auch schon abgestürzt ist. Aber dieses Problem teilen viele Apps miteinander. Vor allem bei sehr großen Spielen liegt das oft an der Auslastung des Arbeitsspeichers. Ein Neustart des eigenen Spielgeräts vor dem Start von Die Sims 3 ist also ein gut gemeinter Ratschlag. 7,99 Euro sind wahrlich nicht zu teuer, wenn man bedenkt, dass man tage-, wochen- oder monatelang mit dem Spiel zubringen kann.


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Testergebnis

URS: 6,8 von 10
6,8

Positives

  • umfangreiches Spielgeschehen

Negatives

  • ziemlich bunt
  • Tonprobleme

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