SPD: Wahlkampf auf dem iPhone

cd, den 16. Juni 2009
iSPD
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Der SPD wird oft vorgeworfen, das Internet und die „Generation C64“ nicht zu verstehen, aber zumindest an eine „Generation iPhone“ wollen sie sich im Bundestagswahlkampf mit einer Applikation für Apples Smartphone nähern: iSPD. Eine „mobile Wahlkampfzentrale“ soll die App sein und nicht nur als RSS-Reader im SPD-Branding Informationen auf das iPhone bringen, sondern den Nutzer auch animieren über eigene Beiträge als „Wahlkampfreporter“ aktiv teilzunehmen. So können Fotos auf die Wahlkampfplattform der SPD geladen werden und das Parteiprogramm kann durch direkt in der App aufgenommene Sprachnachrichten kommentiert werden.

Auch die Einbindung von Twitter, Facebook und YouTube in die Applikation lässt einen auf den ersten Blick fast glauben, die Genossen hätten inzwischen das Web 2.0 ein klein wenig verstanden.

Internetpolitik der Partei zeigt anderes Bild

Aber ein Blick auf den aktuellen Stand in Sachen Internetsperren holt einen schnell in die Realität zurück. Nur einen Tag nach dem Beschluss des Parteivorstands, der einen weitergehenden Antrag auf dem Bundesparteitag verhindert hat, war auch schon die Einigung mit der Union über das Projekt „Zensursula“ gefunden.

Auf der einen Seite will die SPD also ganz vorne mit dabei sein im Netz, aber wenn es um konkrete Entscheidungen geht, dann sind die Genossen (bis auf wenige Ausnahmen) so weit weg vom Netz, wie man nur sein kann. Daran ändern auch Online-Beiräte mit komischen Frisuren und iPhone-Applikationen nichts. Die einen nennen so etwas Heuchelei, andere einfach nur Politik. Statt nun also mit den Menschen im Netz zu sprechen, wird mit iSPD die mobile, digitale  Version von Flyern und Wahlplakaten mit ein wenig Interaktion gebracht – was zumindest der Umwelt nützen könnte, wenn auf entsprechende Mengen bedrucktes Altpapier verzichtet wird.

Noch ist iSPD im App Store nicht verfügbar und ein kleiner Pirat in meinem Kopf würde sich ungemein freuen, wenn Apples oft nicht ganz nachvollziehbare Umsetzung der Regeln für die Veröffentlichung von Apps im eigenen Store zu einer Ablehnung von iSPD führen würde, vielleicht wegen des einen oder anderen Kraftausdrucks in den angezeigten Twitter-Meldungen?


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