Casual Games: Von Kranführern und Trekkerfahrern

Alexander Trust, den 26. Juni 2009
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Neulich stöberte ich in einem Elektrofachmarkt, der gerne behauptet, dass Geiz geil sei, durch die Regale mit den Computerspielen. Neben den klassischen Flug- und Zugsimulatoren mit ihren Add-Ons standen eine Vielzahl weiterer “Simulationen” dort.

Zum Budget-Preis wollen Publisher diese Software für Hobbybaggerfahrer, -kranführer, -kapitäne  und -trekkerfahrer an den Mann oder die Frau bringen. Und das geschieht durchaus mit Erfolg: Von Astragons aktuellem Landwirtschafts-Simulator 2009 gingen innerhalb des ersten Monats mehr als 120 000 Exemplare über die Ladentheken.

Bagger-, Bus-, Fahr- und Kransimulator dominierten zwar keine Verkaufscharts, können aber dennoch, für ein Nischenprodukt, ordentliche Verkaufszahlen vorweisen. An Hand des Beispiels Landwirtschafts-Simulator 2009 befassten sich bereits die Redakteure der PC Action mit dem (gerechtfertigten?) Erfolg solcher Nischenprodukte.

Astragon, für wen produzierst Du?

Betrachtet man die Szene der “Serious Games” genauer, wird schnell ein Publisher damit in Verbindung gebracht werden: Astragon. Die Mönchengladbacher haben sich auf diesen Nischenmarkt spezialisiert und neben dem aktuell so erfolgreichen Landwirtschaftssimulator weitere Titel wie den Angelsimulator, Baggersimulator, Bussimulator oder Kransimulator in ihrem Portfolio. Astragon beschreibt sich selbst als einen der Pioniere auf dem Sektor der Casual Games.

Bleibt die Frage aber weiterhin offen, wer kauft diese Spiele, die in erster Linie eine bestimmte Zielgruppe ansprechen sollen? Sind dies Baggerfahrer, die auch in ihrer Freizeit ihre schweren Maschinen bewegen wollen oder Spieler, deren größter Berufswunsch der Baggerfahrer ist? Im ComputerClub² gibt der Pressesprecher von Astragon, Felix Buschbaum, ein interessantes Interview und stellt darin die Spiele, sowie die Zielgruppe vor.

Buschbaum betont, dass es auch Bagger- oder Kranführer gibt, die zu Hause, zum Beispiel mit ihren Kindern, ihren Beruf simulieren, allerdings in erster Linie seien diejenigen Personen die Zielgruppe, die schon immer den Berufswunsch des Landwirts, Baggerfahrers oder Kranführers hegten.

Eins fällt bei den Simulationen auf: Im Vergleich mit anderen Vollpreisspielen lassen sie, besonders bei der Landschaft, grafisch zu wünschen übrig. Sind die Hauptobjekte, also Kräne, Bagger, Trekker, Anhänger und Zubehör oft noch optisch ansprechend, wirkt die Landschaft häufig platt und unrealistisch, das gilt besonders für die Texturen und Menschen, die die Städte bewohnen.

Die Simulationen können aber auch punkten: Oft werden Fahrzeuge zusammen mit namhaften Firmen entwickelt, sodass man im Spiel dann das Originalgerät einer Firma bedienen kann. Doch gerade der Landwirtschaftssimulator lässt hier zu wünschen übrig: Trecker und Autos verhalten sich teils völlig unrealistisch.

Serious Games

In der Regel sind die Serious Games zudem wenig abwechslungsreich. Trotz vieler negativen Faktoren, sind solche Spiele zur Zeit sehr gefragt. Mag sich ein “Hardcore-Gamer” über Handlung und Inhalte der Spiele amüsieren und wenig für diese Produktreihe übrig haben, finden sie ihre Zielgruppe in den Gelegenheitsspielern.

Die Simulationen seien kein Ersatz für die bekannten, “großen” Simulationen und Strategiespiele wie Anno oder Die Siedler, mit der speziellen Ausrichtung auf ein Themengebiet sprechen sie aber ihre Zielgruppe genau an und sind dabei ungewohnt erfolgreich. Eins ist klar: Im Verkaufskampf mit anderen Computerprodukten brauchen sie sich nicht mit besonderen Extras gegen andere behaupten. Bagger-, Kran- und Landwirtschaftssimulatoren gibt es nicht wie Sand am Meer. Die Entwickler haben das Glück in einem Gebiet zu arbeiten, in dem es weniger Wettbewerb gibt. Ist damit das Erfolgsrezept dieser Spiele entschlüsselt?


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