T-Mobile Sidekick: Microsoft verliert Daten von 800.000 Nutzern dank Servercrash

kg, den 13. Oktober 2009
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Das Leben in der Cloud hat sich für Nutzer des T-Mobile Sidekick als ein Nachteil erwiesen: Ein Fehler im Rechenzentrum führte zu einem umfangreichen Datenverlust, rund 800.000 Kunden weltweit sind davon betroffen. Verloren gegangen sind Kontakte, Fotos, Kalendereintragungen und To-Do-Listen, die von Nutzern dort gespeichert wurden.

Aktuell wird an der Rekonstruierung der Daten gearbeitet, für die Großteil der betroffenen Kunden dürfte allerdings keine Hoffnung mehr bestehen. Viele der Sidekick-Funktionen werden ausgelagert abgewickelt, um genauer zu sein auf den Servern von Microsoft, die den Sidekick-Hersteller Danger vor rund einem Jahr aufgekauft haben. Zuerst schien es, als ließe sich der komplette Datensatz retten, jetzt sieht es aber so aus als ob zum größten Datenfiasko in Zeiten von Cloud und dezentraler Datensicherung wird. Besonders all jene werden dies zu spüren bekommen, die ihre Daten nicht noch lokal gesichert, sondern sich auf das Online-Backup verlassen haben. Wer aktuell noch den korrekten Datensatz auf dem Gerät hat, soll es nicht ausschalten oder den Akku herausnehmen.

Das eigentlich pikante Insiderdetail bezüglich der Server ist aktuell bei fefe zu lesen: Microsoft soll nach dem Kauf von Danger die komplette Infrastruktur direkt übernommen und ins eigene Datacenter integriert haben, ohne dabei an Hard- und Software etwas zu ändern. Insgesamt rund 800TB sollen sich auf den Servern befunden haben, bevor sich das Storage-System verabschiedet hat – 800TB, die nicht mehr zu rekonstruieren sind. Ein Backup der Daten gibt es, das Problem steckt aber im Storage-System selbst: Bevor dies nicht wieder läuft, können die Daten nicht zurückgespielt werden. Microsoft soll angeblich ohnehin dabei gewesen sein, die Daten ins eigene Netz zu integrieren, der dafür nötige Server allerdings soll aber noch nicht in Betrieb sein, eine Übergangslösung ist deshalb nicht möglich, und auch vom Hersteller soll es keinen Übergangs-Ersatz geben.

Was dieser Vorfall aber zeigt ist, wie viel potentielle Gefahr in der aktuellen Dezentralisierung der Datensicherung steckt. Nicht wenige Sidekick-Kunden dürften sich auf die Datensicherung auf den Danger-Servern verlassen und lokale Sicherheitskopien deshalb vernachlässigt haben. Bei den meisten Betroffenen wird sich der Verlust in Grenzen halten, wer aber umfangreichere Backups ausgelagert hat, muss diese jetzt mühselig selbst rekonstruieren. Im Falle der Sidekick-Daten handelt es sich „nur“ um Kontaktdaten und ähnliches. Wer aber beispielsweise sein Festplatten-Backup nur online macht, der muss damit rechnen, dass es zu Problemen kommen kann. So schön fluffig die Cloud auch sein mag, lokale Sicherungskopien sind immer empfehlenswert.

Als kleinen „Schadensersatz“ bietet T-Mobile USA den Sidekick-Kunden die Option einer vorzeitigen Vertragskündigung, Rabatt auf den Kauf eines anderen Handys oder alternativ eine Gutschrift, plus einen Monat kostenlosen Datenverkehr.

Bis alle aktuellen Probleme mit dem Sidekick geklärt sind, ist das in den USA exklusiv bei T-Mobile erhältliche Gerät vorerst nicht verfügbar.


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