Test: Runaway: A Twist of Fate

Marco Gödde, den 23. November 2009
Runaway: A Twist of Fate
Runaway: A Twist of Fate

Brian Basco ist tot und seine geliebte Gina trauert an seinem Grab. Diese schockierende Erkenntnis gilt es am Beginn des jüngsten und vermutlich auch letzten Abenteuers des sympathischen Paares zu verdauen. Doch schnell wird klar, dass Brian nicht ganz so tot ist, wie es am Anfang scheint.

Was war, was ist, was sein wird

Drei Jahre hat uns Brian Basco nach dem unbefriedigenden Ende von Runaway 2 zappeln lassen. Genug Zeit, um zu vergessen, worum es im letzten Teil überhaupt ging. Es ging um irgendwas mit Außerirdischen und ein abgestürztes Raumschiff auf Hawaii. Natürlich wimmelte es dort nur so von Militär, angeführt von einem gewissen Colonel Kordsmeier. Und wegen diesem findet sich Brian plötzlich vor Gericht wieder. Er soll den Colonel ermordet haben. Und da er sich an nichts erinnern kann, landet er erst einmal in Happy Dale, einem Sanatorium für Geisteskranke. Unter der Obhut von Doktor Bennett soll hier geklärt werden, ob Brian für den Mord verantwortlich ist. Überzeugt von seiner Unschuld arbeitet Brian allerdings beharrlich an seiner Flucht, welche jedoch nicht ohne Komplikationen verläuft. Und so landen wir zu Beginn des Spiels auf dem Friedhof, wo gerade die Grabplatte auf Brians Grab geschoben wird.

All das erfahren wir nach und nach in den erstklassig animierten und vertonten Zwischensequenzen. Die einzelnen Story-Schnipsel werden in einem praktischen Journal gespeichert und lassen sich jederzeit erneut anschauen. Hier landen auch die Rückblenden, in denen die Ereignisse des Vorgängers noch einmal zusammengefasst werden. Man muss die Vorgänger also nicht unbedingt gespielt haben, beziehungsweise sich das Erlebte der vergangenen drei Jahre gemerkt haben.

Die neue Grafikengine im gerade angesagten 3D-Cel-Shading-Look glänzt mit detaillierten und flüssig animierten Figuren und macht insgesamt einen sehr guten Eindruck. Lediglich die kaum bewegten und zum Teil detailarmen Hintergründe schmälern die ansonsten tolle Optik etwas. Beim Ton verhält es sich ähnlich. Bekannte Charaktere sprechen mit den gewohnten Synchronstimmen. Die Sprecher für die neuen Figuren wie Dr. Bennett wurden mit ebensolcher Sorgfalt gewählt und meistern ihre Aufgabe mit Bravur. Die Musik passt wunderbar zur jeweiligen Situation. Lediglich der Mangel an Umgebungsgeräuschen und einige wenige Tonaussetzer in den Gesprächen fallen etwas unangenehm ins Auge, wirken sich aber nicht auf die Wertung aus, da sie zum einen selten auftreten und nicht reproduzierbar sind.

Ich kombiniere

Am Anfang schlüpfen wir in die knackige Haut Ginas und versuchen Brian aus seiner neuen, dunklen und feuchten Einraumwohnung zu befreien. Später, nachdem klar ist, das Brian noch lebt, wechseln wir von Kapitel zu Kapitel zwischen den beiden Hauptfiguren. Helfen Brian bei der Flucht oder Gina bei der Suche nach Beweisen für seine Unschuld. Im letzten Kapitel steuern wir dann beide abwechselnd.

Um die anstehenden Aufgaben zu lösen, bedienen wir uns klassischer Methoden. Wir sammeln alles ein, was nicht niet- und nagelfest ist, quatschen alle Personen an, die nicht bei Drei auf den Bäumen sind, und kombinieren unsere Beutestücke mit allem und jedem. Dazu grasen wir den Bildschirm mit der Maus nach Verwertbarem ab und klicken in gewohnter Point & Click-Manier auf die diversen Hotspots. Falls uns das Gefühl beschleicht, dass uns dabei etwas entgangen ist, blenden wir mit einem Druck auf die F2-Taste sämtliche Hotspots und Ausgänge in der Szene ein. Mit der rechten Maustaste schalten wir zwischen den verschiedenen Interaktionsmöglichkeiten wie anschauen und benutzen um. Gespräche führen wir auf ebenso klassische Art und Weise. Wobei sich die Auswahl in den Multiple-Choice-Gesprächen durchaus auf den Verlauf der Unterhaltung auswirken kann. Allerdings artet das eine oder andere Gespräch in leicht nervige Trial-and-Error-Passagen aus, wenn es zum Beispiel gilt, die möglichen Nebenwirkungen eines bestimmten Medikaments herauszufinden und das Gehirn des Gesprächspartners mit dem treffenden Namen Dr. Reset alle paar Minuten neu gestartet wird.

Wenn wir mal wirklich nicht mehr weiterwissen sollten, können wir zur Not auf die neue Hilfefunktion zurückgreifen. Per F1-Taste landen wir in den virtuellen Räumen der Pendulo Studios und bekommen mal mehr, mal weniger nützliche Hinweise zur aktuellen Aufgabe. Eingesammelte Gegenstände landen im übersichtlichen Inventar, das sich auf einem separaten Bildschirm befindet und sich in seiner Größe der Menge an eingelagerten Gegenständen anpasst. Scrollen oder gar blättern ist somit nicht mehr notwendig. Die zu lösenden Rätsel sind immer logisch und nachvollziehbar, allerdings in den meisten Fällen ziemlich leicht ausgefallen, was sich negativ auf die Spieldauer auswirkt. Geübte Spieler sollten nach knappen acht Stunden den Abspann sehen.

Fazit

Nach dem letzten Teil, der durch seine sprunghafte Handlung – eben noch suchten wir unsere Freundin Gina, im nächsten Augenblick jagten wir schon außerirdischen Artefakten hinterher – und vor allem durch sein offenes Ende eher enttäuschte, ist den Pendulo Studios wieder mal ein echtes Highlight gelungen. A Twist of Fate überzeugt durch seine sehr gute, zeitgemäße Grafik mit ihren weichen Animationen und handgemalten Hintergründen, die spannende und abwechslungsreiche Story und die gelungenen, wenn auch etwas leichten Rätsel. Der jüngste Runaway-Teil weiß auf ganzer Linie zu überzeugen und bietet nahezu perfekte Unterhaltung für Adventure-Fans. Und wer weiß, vielleicht dürfen wir Brian und Gina doch noch bei weiteren Fluchtversuchen begleiten. Schließlich haben die beiden ja gerade erst den Sandretti-Clan um zehn Millionen Dollar erleichtert. Und die wollen die Kohle bestimmt wieder haben.


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Testergebnis

URS: 8 von 10
8

Positives

  • spannend
  • abwechslungsreich