Test: Das Vermächtnis – der Baum des Lebens

Marco Gödde, den 13. Dezember 2009
Das Vermächtnis: der Baum des Lebens - Screenshot
Das Vermächtnis: der Baum des Lebens – Screenshot

Zwei Jahre nach dem ersten Teil schickt City Interactive die junge Archäologin Sylvie Leroux in ein weiteres geheimnisvolles Abenteuer. Statt mit Tempelrittern und der biblischen Geschichte von Sodom und Gomorra schlägt sich Sylvie diesmal mit dem weniger spannenden Geheimnis um ein altes Schiff und dem titelgebenden Baum des Lebens herum.

Mehr vom Alten

Rätseltechnisch hat sich gegenüber dem Vorgänger nicht viel geändert. Nach wie vor richtet sich das Abenteuer eher an Einsteiger und vielleicht noch fortgeschrittene Spieler. Profis dürften ob der leichten Rätsel unterfordert sein. Zumal sich Sylvie dabei mit den angestaubten Klassikern des Genres abgeben muss. Vom richtigen Anordnen von Steinplatten per Schieberätsel, über das Zusammenpuzzeln von Kartenteilen bis zum Kombinieren diverser Gegenstände. Dazu verstaut Madame Leroux ihre Beute im Inventar, das wie gehabt permanent am unteren Bildrand eingeblendet ist und selten mehr als zehn Gegenstände beinhaltet. Somit bleibt das Inventar immer aufgeräumt und halbwegs übersichtlich. Nicht mehr benötigte Objekte verschwinden nach ihrem Einsatz sofort. Dennoch schleppt man über weite Strecken einiges mit sich herum, das erst sehr viel später zum Einsatz kommt. Einige zeitkritische Momente erfordern Eile und gute Vorarbeit. So muss ein Hund mit Futter abgelenkt werden, um an ihm vorbeizukommen, solange er mit Fressen beschäftigt ist. Ist man dabei zu langsam, muss man von vorne beginnen.

Die Steuerung ist denkbar einfach. Je nach Interaktionsmöglichkeit verändert der Cursor seine Form. Eine Lupe zum Betrachten, eine Sprechblase zum Reden, eine Hand zum Benutzen, das war es schon. Pfeile kennzeichnen die Ausgänge einer Szene. Über das rechts neben dem Inventar befindliche Fragezeichen lassen sich alle Hotspots einblenden. Eine direkte Hilfe zu den einzelnen Aufgaben gibt es nicht. Allerdings wird sie auch nicht wirklich benötigt. Per Doppelklick lässt man Sylvie zum Ziel sprinten.

Durch die leichten Rätsel und die einfache Bedienung ist man ständig im Fluss. Lediglich durch die zum Teil ausufernden Dialoge wird man immer wieder gebremst. Zum Glück lassen sich diese jederzeit abbrechen. Verpassen tut man dabei nichts. Gespräche, wichtige Kommentare und eingesammelte Dokumente landen im Notizbuch, das sich am oberen Bildrand versteckt und erst eingeblendet wird, wenn man den Mauszeiger dorthin schiebt. Darin können die Gespräche nach Belieben noch einmal nachgelesen werden.

Die Sprecher geben sich hörbar Mühe, liegen allerdings bei so mancher Betonung daneben oder sind sich nicht über die Aussprache bestimmter Wörter einig. So wird der Name Saint Germain mal Englisch, mal Französisch ausgesprochen und der ägyptische Akzent klingt eher Indisch. Hintergrundgeräusche sind eher spärlich und beschränken sich auf Schritte, das Läuten einer Türglocke oder das Blöken eines Kamels.

Weniger vom Alten

Auch in Sachen Grafik hat sich nichts geändert. Eher im Gegenteil. Im Vergleich mit dem Vorgänger sehen manche Hintergründe sogar schlechter aus, auch wenn sie nach wie vor mit einigen Details glänzen. Kleinere Animationen lockern die einzelnen Szenen auf. Gerade unter freiem Himmel bewegt sich einiges mehr als bei so manchem aktuellen Konkurrenten. Leider können die Figuren da nicht mithalten. Ihnen mangelt es schlichtweg an Details. Auch die Animationen sind nicht wirklich schön. Wenn Sylvie losläuft erinnert das eher an Michael Jacksons Moon Walk. In der Nahansicht bei Gesprächen zittert Sylvies Kopf als hätte sie die Parkinsonsche Krankheit und die Arme der Gesprächsteilnehmer schlackern unnatürlich herum. Gegenstände, die bei Gesprächen den Besitzer wechseln, fehlen gleich ganz.

Dazu kommen noch softwaretechnische Probleme. Unter Vista 64Bit fror das Spiel immer wieder an der gleichen Stelle ein, was uns zu einem Neustart des Rechners zwang. Erst ein Wechsel auf einen Rechner mit XP beseitigte dieses Problem. Allerdings kam es hier zu mal längeren, mal kürzeren Hängern beim Szenenwechsel. Ansonsten lief Das Vermächtnis: Der Baum des Lebens unter XP stabil.

Fazit

Das Vermächtnis: Der Baum des Lebens richtet sich klar an Einsteiger. Profis werden definitiv unterfordert. Billige Schieberätsel locken heute keinen erfahrenen Abenteurer mehr hinter dem Ofen hervor. Dazu fehlt es dem zweiten Abenteuer von Sylvie Leroux auch an der notwendigen Spannung. Die Gespräche sind zum Teil ziemlich ermüdend und langweilen mit jeder Menge Belanglosigkeiten. Zudem nervt Sylvie mit den immer gleichen Kommentaren, wenn sie sich mal wieder weigert eine Aktion auszuführen. Auch grafisch kann das Spiel nicht überzeugen. Gerade die Figuren und deren Animationen kann man getrost als hässlich bezeichnen. War der erste Teil vor zwei Jahren immerhin noch okay, hinkt der zweite Teil der Konkurrenz einfach nur noch hinterher.


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Testergebnis

URS: 5 von 10
5

Positives

  • keine Frischzellenkur

Negatives

  • Rätsel locken niemand hinter dem Ofen vor