Operation Würgegriff: Flashmob soll auf fehlende AT&T-Netzqualität hinweisen

kg, den 17. Dezember 2009
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Unter dem Begriff „Operation Chokehold“ hat Newsweek-Redakteur Daniel Lyons in seiner Rolle als Fake Steve Jobs dazu aufgerufen, dass alle iPhone-Nutzer in den USA am morgigen Freitag zum gleichen Zeitpunkt ihre iPhones anschalten und das Netz auslasten sollen. Das Ziel: AT&T und ihrem unzuverlässigen Netz einen Denkzettel verpassen.

In den USA sind sich die iPhone-Vertragskunden sicher, dass ihr Netz das schlechteste der Vereinigten Staaten ist, und dies zu Recht: Selbst in Zentralregionen wie San Francisco ist die Netzanbindung schlecht, Verbindungsabbrüche und fehlender Empfang sind an der Tagesordnung. Bei AT&T will man dafür jetzt eine Lösung parat haben: Der Mobility-Chef Ralph De La Vega will Vertragskunden Anreize geben, ihren Vertrag zu kündigen. Alternativ soll eine Geschwindigkeitsdrosselung stattfinden. „Wir müssen die Kunden erziehen. Wir müssen ihnen klarmachen, wie viel ein Megabyte Daten überhaupt ist.“ Die hohe Traffic-Auslastung der AT&T-Netze ist durchaus auf das iPhone zurückzuführen – allerdings zahlen die iPhone-Kunden auch entsprechend für ihre Nutzung, und zwar mehr als für andere Mobiltelefone im AT&T-Portfolio. Da verwundert es nicht, dass die Kunden auf die Barrikaden gehen und sich den sogenannten „Erziehungsmaßnahmen“ des Providers entziehen.

Genau diese Ankündigung von AT&T war es schließlich, die Daniel Lyons aka Fake Steve Jobs auf die Palme gebracht hat und spontan eine vermeintliche interne Apple-Mail veröffentlicht hat. „Unsere Ingenieure sind außer sich. Und weil sie Ingenieure sind, was konkret heißt, dass sie gemeine Scheißkerle sind, haben sie sich einen Plan ausgedacht, wie sie AT&T eine Lektion erteilen können.“ Danach folgt der Hinweis darauf, dass diese Mail bei Apple intern gerade die Runde macht, in der auf die sogenannte Operation Chokehold (Operation Würgegriff) aufmerksam gemacht wird: Demnach soll Apple selbst dazu aufrufen, am morgigen Freitag das AT&T-Netz in die Knie zu zwingen. Das formulierte Ziel: Alle iPhone-Nutzer sollen eine datenlastige App starten und diese für eine Stunde laufen lassen – als Denkzettel für AT&T und als Seitenhieb auf die miserable Netzqualität des Providers.

Natürlich hat dieser Aufruf nicht wirklich in Cupertino die Runde gemacht, dennoch hat er sich schnell weit verbreitet und dafür gesorgt, dass auch AT&T sich so langsam Gedanken macht und spontane Krisengespräche führte – offenbar ist man sich den Netzproblemen bewusst und befürchtet einen Zusammenbruch des Netzes. Da man dies natürlich offiziell nicht zugeben möchte, um damit noch mehr Interesse auf den Flashmob zu richten, hat man bei AT&T den Pressesprecher vorgeschickt. Dieser gab zu dem Thema ein Interview:

Wir verstehen, dass fakesteve.net ein satirisches Forum ist, aber es ist nichts witziges daran, die Kunden dazu aufzurufen, gezielt einem Netz zu schaden, das eine wichtige Kommunikationsschnittstelle für über 80 Millionen Kunden darstellt. Wir wissen, dass der Großteil unserer Kunden diese Aktion so sehen wie sie ist: Eine verantwortungsloses und nutzloses Vorhaben, Aufmerksamkeit auf ein Blog zu leiten.
Sony

Lyons zeigt sich von dieser Aussage eher unbeeindruckt: „Natürlich sollten wir uns beschämt fühlen. Aber dann wäre da auch immer noch die Tatsache, dass wir nicht $40 Milliarden Umsatz und $10 Milliarden Reingewinn innerhalb der letzten neun Monate eingefahren haben mit einem Netz, das nicht vernünftig funktioniert.“ Die Datennutzung aktuelle Mobiltelefone explodiert – und der Verbrauch geht klar nach oben. Dass AT&T reagieren müsste, ist aber wohl nur den Nutzern klar, und nicht dem Provider selbst.

Der Grund für die Verärgerung über das AT&T-Netz liegt nicht an AT&T oder dem iPhone selbst, das Problem liegt ganz woanders: In einem Erste-Welt-Land wie den USA müssen sich die Nutzer mit einem Netz herumschlagen, „das sich anfühlt als ob man sich während der Hurricane-Saison in Port-au-Prince (Haiti, Anm. d. Red.) aufhält.“

Nicht nur die iPhone-Nutzer tragen ihren Teil dazu bei, auch Nutzer anderer Smartphones, inklusive dem Palm Pre und dem Droid aka Milestone. „Dies ist die Zukunft. Wir werden diese Geräte als unsere Fernseher, Radios und Tageszeitungen mit uns herumtragen. Der Appetit nach Bandbreite wird unersättlich sein.“ Aktuell verursachen 3% aller Nutzer rund 40% des Traffics, in nicht allzu ferner Zukunft werden aus diesen 3% 30% – ein hausgemachtes Problem, auf das Mobilfunkanbieter wie AT&T eingehen müssen, gemessen an den verschiedenen Statements aber offensichtlich nicht daran interessiert sind.

Zu guter Letzt hat Lyons noch eine klaren Seitenhieb gegenüber dem AT&T-Sprecher parat: „Verantwortungslos? Nutzlos? Ja, das klingt vertraut.“


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