Test: FIFA 11 für PlayStation 3

Alexander Trust, den 12. Oktober 2010
FIFA 11
FIFA 11 – Nasri im Laufduell

EA Sports hat vor kurzem FIFA 11 veröffentlicht. Wie jedes Jahr gibt es da den großen Konkurrenten von Konami, PES 2011, der vor Jahren noch eine übermächtige Fanboy-Kultur zu haben schien. Doch der Kultcharakter bröckelt seit einiger Zeit und FIFA 11 gibt gute Gründe, warum es in diesem, wie im letzten Jahr, die Nase vorn hat. Mehr in unserem Review.

Ehe ich mit dem Test zu FIFA 11 anfing, verbrachte ich einige Zeit mit dem Review zu PES 2011. Zwischendrin wechselte ich mehrfach das Spiel, ehe bei mir im Unterbewusstsein der Groschen gefallen war. FIFA 11 ist in diesem Jahr die bessere Wahl. Das heißt nicht, dass PES 2011 schlecht ist, aber es bedeutet folgerichtig, dass EA Sports’ Fußballsimulation besser ist.

Torwart sein

Der Unterschied in der Handhabung fällt zunächst einmal nicht auf, denn mittels einer alternativen Gamepad-Belegung lässt sich PES-typisch auf Torejagd gehen. Vieles hat man uns versprochen, einiges kann man einfach abhaken und es auf der Habenseite verbuchen. Immerhin kann man nun auch den Torwart spielen. Eine eigene Spezies Sportler, wohl auch unter den Videospielern – doch es gibt sie. Ich bin keiner davon, aber das hält mich nicht davon ab, die potenziellen Kahns und Lehmanns unter den Videospielern dazu zu beglückwünschen, dass ihr nun in der Lage dazu seid, Glanzparaden aus dem Ärmel, bzw. dem Daumen zu schütteln.

Fußball spielen

Ebenfalls einfach abhaken möchte ich Ultimate Team. Dieses Feature gibt es zwar noch nicht im Spiel, doch es wird im November als kostenloser Downloadinhalt für die Konsolen angeboten. Electronic Arts bedient damit eine bestimmte Zielgruppe und macht FIFA für einen größeren Kreis von Spielern interessant. Im letzten Jahr hab ich testweise in Ultimate Team reingeschnuppert und für mich persönlich entschieden: muss ich nicht haben. Denn ich möchte einfach nur Fußball spielen, virtuell. Die Tage als ich richtig vor den Ball getreten hab sind leider schon einige Zeit her. Doch mit FIFA 11 kann ich genau das, virtuell vor den Ball treten. Spaß haben am Konsolen-Kick.

Optionen und Einstellungen

Jedenfalls sobald ich mich einmal durch die Einstellungen und die Menüs gekämpft habe. Die Usability ist in diesem Bereich nämlich nicht immer die beste. Das gilt aber für alle Spiele. Vor Jahren musste man nachweislich nicht so oft irgendwelche Dialoge bestätigen und deshalb so häufig Knöpfchen auf dem Gamepad drücken. Da ging es schneller zur Sache. Allerdings konnte man seinerzeit kaum Einstellungen vornehmen. Und von denen gibt es bei FIFA 11 eine Menge, wenngleich nicht ganz so viele wie bei PES. Taktikfüchse präparieren ihre Mannschaft jedes Mal. Vielleicht sollte ich auch darüber nachdenken, vor jedem Spiel die Formation zu verändern und Laufwege für Spieler oder Abwehr- und Angriffsverhalten einzelner Teile der Mannschaft zu manipulieren. Speziell die Laufwege der eigenen Mannschaftskollegen lassen sich in PES einfacher ändern.

Kommentar und Präsentation

Für mich gehört der Kommentar eigentlich mit zur Präsentation, entsprechend schade finde ich es, dass die Herren Breuckmann und Buschmann wie auch die Kommentatoren der Konkurrenz durchfallen. Mal wieder. Es sind nicht die Stimmen der sympathischen Herren, die ich auf der GamesCom 2010 live gesehen haben, sondern vielmehr die Tatsache, dass verhackstückte Tonaufnahmen schwer in eine live bespielte Partie einzupassen sind. Es ist in der Tat so, bei PES übrigens ebenso, dass in hektischen Situationen oftmals widersprüchlich von den Kommentatoren gesprochen wird. Weil in der einen Sekunde die Flanke als super angekündigt wird und im nächsten Satz schon wieder verrissen wird, „das konnte nichts werden.“ Letzteres wäre streng von der Logik her als Aussage gar nicht mehr möglich, nachdem man vorher das komplette Gegenteil behauptete, es sei denn man würde gern als opportunistisch oder sogar unglaubwürdig gelten wollen. Vergessen wir also den Spielkommentar, und loben die Stadionansprache über den Klee. Zumindest aber ist es sehr sympathisch, dass der Stadionsprecher in Belgien die Aufstellungen auf Französisch mitteilt und anderswo auf der Welt sich auch an die Landessprache hält. Das wirkt sehr authentisch und bietet im direkten Vergleich mit PES Pluspunkte.

Zudem sind die Stadien in Europa und der Welt prunkvoll und recht nah am Original. Für jemanden, der noch nie in der Allianz-Arena war, ist der virtuelle Ersatz immerhin ein kleiner Trost. Die Figuren-Animation ist gut gelungen und wer genau hinsieht in den Zwischensequenzen nach Treffern oder vor Einwürfen, Eckbällen, Freistößen, der wird viel von den Details entdecken, die EA dem Spiel seit der letzten Version spendiert hat. Chapeau, sag ich.

Onlinespiel und -features

Ein großer Pluspunkt fast jeden Sportspiels ist der Mehrspielermodus. Denn der Wettkampf motiviert, dauerhaft am Ball zu bleiben. So auch im Fall von FIFA 11. Die Möglichkeiten online sind ein bisschen vollständiger und umfangreicher, weil man zum Beispiel mit 22 Spielern in einer Partie hinter der Pille her rennen darf. Der Torwart ist im Onlinespiel jetzt ebenfalls dabei. Neben einer Lobby, in der man sich zu Spielen trifft, kann man das Sofortspiel suchen und bekommt dem eigenen Level entsprechend, einen Gegner zugeordnet. Eine feine Sache. Ein richtiges Äquivalent zur Meisterliga von Konami gibt es in dieser Art bei EA nicht, dafür kann man aber eigene Freundesligen anlegen, für maximal 32 Teilnehmer.

Interessant ist zudem das Creation Center. Zum Testzeitpunkt waren bereits mehr als 600 000 Spieler erstellt worden. Meinen eigenen noch nicht mitgezählt. Man kann Teams und Spieler nach seinen Wünschen gestalten – online über die Website von EA und sie später in das Spiel herunterladen. Natürlich kommen diese dann nur in Nichtranglisten-Spielen zum Einsatz oder eben in Turnieren oder Freundschaftsspielen und sogar in „Be A Pro“-Begegnungen. Ein Feature, das gut ankommt, aber noch ausbaufähig ist. Denn die Möglichkeiten, einen Charakter anzulegen sind insgesamt doch begrenzt. Das Aussehen eines virtuellen Kickers seinem eigenen anzugleichen wird damit ein bisschen schwieriger als vielleicht über das Einbinden eines eigenen Fotos. So etwas hat EA früher schon ein Mal praktiziert. Einen eigenen Boxer mit meinem Konterfei habe ich schon.

Fazit

Obwohl FIFA 11 geringfügig das Nachsehen im Bereich der Taktik hat, punktet es doch in Sachen Gameplay, Präsentation und Optionsvielfalt gegenüber der Konkurrenz. Und das nicht nur auf dieser Plattform. Für PES-Spieler gibt es sogar ein Gamepad-Layout mit der Tastenbelegung, wie man sie von PES gewöhnt ist.

Ich bin in diesem Jahr davon überzeugt, dass FIFA 11 die bessere Wahl ist. Das muss aber nicht immer so bleiben. Noch im Jahr 2008 hab ich selbst ein PES-Turnier organisiert und Lizenzen alleine sind nie gänzlich ausschlaggebend. Doch EA Sports gibt im neuen FIFA Soccer genügend gute Gründe.


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