Test: Need for Speed: Hot Pursuit für PS3

Alexander Trust, den 22. November 2010
Need for Speed: Hot Pursuit - Cover PS3
Need for Speed: Hot Pursuit – Cover PS3

NFS Hot Pursuit ist das Gegenstück zu SHIFT, das zumindest behauptet der Publisher selbst. Das neue Rennspiel ist für Fans von Arcade-Rennspielen gedacht, die mehr Wert auf spaßiges Driften in Kurven legen und heiße Verfolgungsjagden. Wir haben uns das Spiel auf der PlayStation 3 in unserem Review näher angesehen und wollen euch Stärken und Schwächen nicht verheimlichen.

Need for Speed: Hot Pursuit ist für virtuelle Raser. Dies ist die zentrale Aussage, die man durchaus vorweg nehmen darf. Entwickler Criterion Games bietet lediglich drei Kameraperspektiven an, eine außerhalb des Rennwagens, eine unmittelbar in Höhe der Stoßstange und eine weitere, die zur vorher genannten an einem etwas höheren Punkt auf der Motorhaube angebracht ist. Es gibt keine Cockpit-Ansicht, keine Möglichkeit, Gänge zu schalten. Doch Spieler von Hot Pursuit würden in einem Simulations-Pendant wie SHIFT wohl auch eher auf Automatik-Schaltung wechseln.

Streng genommen müsste das Spiel eigentlich die Nummer Drei im Titel tragen – nach den Teilen Hot Pursuit im Jahr 1998 und Hot Pursuit 2 im Jahr 2002. Spieler dürfen sich in einem umfangreichen Karrier-Modus dazu entscheiden, entweder Polizist zu spielen und Rennfahrer von den Fernstraßen Amerikas fernzuhalten oder aber als Racer auf selbigen mächtig Gas zu geben. Die Ähnlichkeit zu real existierenden Orten ist allerdings eher zufällig. Wer Namcos Rich Racer in der letzten Auskoppelung kennt, der wird feststellen, dass man Arcade-Rennspiele durchaus auf ein höheres Level packen kann.

Guter Cop, böser Racer

Criterion Games hat bereits im Singleplayer-Karrieremodus für etliche Stunden Spielzeit gesorgt. Man sammelt sowohl als Cop als auch als Racer Punkte in Form von Kopfgeld. Bei diversen Schwellenwerten (Milestones) bekommt man jeweils eine neue Bezeichnung spendiert und steigt einen Level auf. Oft bekommt man auch zwischendurch für das Erreichen gewisser Punktwerte neue Autos freigeschaltet oder Extras spendiert (EMP, Turbo, Nagelband, etc.). Man wird aber das Gefühl nicht los, dass das Leben als Rennfahrer spannender ist, bzw. mehr Abwechslung bietet. Es gibt nämlich hinter dem Steuer von Rennautos z. B. die Möglichkeit ein Rennen in Abwesenheit der Polizei zu fahren, oder ein Duell gegen einen einzelnen KI-Gegner. Auch kann man in einer Hetzjagd von der Polizei als einziger auf der Strecke gejagt werden oder Prototypen Probe fahren gegen die Zeit. Man trifft sich als Cop und Racer dann im Hot Pursuit. Auch die Auswahl an Hochgeschwindigkeits-Polizei-Einsatzfahrzeugen ist letztlich einen Deut geringer als diejenige der Rennfahrer-Gemeinde unter den Spielern.

Die Grafik von NFS Hot Pursuit ist sehr gut. Sie liegt auf einem Level mit Open-World-Games wie GTA IV oder Red Dead Redemption. Allerdings wurde der Fokus mehr auf die Abbildung der Autos gelegt. Leider kann man seinen eigenen Rennfahrer nicht individualisieren. Besonders wenn man im Cabrio unterwegs ist, und bei Aufnahmen von Zieldurchfahrten oder Karambolagen, kriegt man seine virtuelle Identität manchmal zu Gesicht. Diese wirkt allerdings recht unscheinbar. Die musikalische Untermalung ist mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, aber durchaus hochwertig und oft auch den Rennen angemessen. Man kann die einzelnen Songs über das Gamepad auch überspringen.

Präsentation und so

Ehe ich auf den Mehrspieler-Modus eingehe möchte ich noch ein bisschen das Meckern anfangen. Mich stört es gewaltig, dass die Kreativität auf der Strecke geblieben ist, als es darum ging, sich einfallsreiche Bezeichnungen für die einzelnen Fahndungslevel auszudenken. Man ist mal Gesetzloser, dann Gesetzloser II und kann sogar auch zum Gesetzlosen III aufsteigen.

Zudem gibt es leider nicht die Möglichkeit die Einspielfilme abzuschalten, was in einigen der vorhergehenden NFS-Spiele aber möglich war. Die Cutscenes werden z. B. gezeigt, wenn auf der Strecke ein neuer Typ Polizeiwagen auf uns wartet, oder wenn wir einen Unfall gebaut haben oder unser Nagelband seinen zweck erfüllt hat, und das mitten im Rennen. Ganz natürlich neigt man dazu, sich zu überlegen, wie man die Lenkung korrigieren muss, damit man nach dem Einspieler weiter in die richtige Richtung unterwegs ist. Mein Tipp an dieser Stelle: Einfach die Hände vom linken Analogstick nehmen und man wird automatisch richtig auf die Strecke gesetzt. Manchmal kann man dieses kritische Feature auch zu seinen Gunsten nutzen. Wenn man kurz vor der Straßenkontrolle einen Polizisten oder Rennfahrer-Gegner „abschießt“, wird man nach dem Ende des Einspielfilms meist hinter der Polizeikontrolle versetzt, in die man sonst mit ziemlicher Sicherheit gerast wäre.

Schade ist auch, dass man es bei EA versäumt hat, den Karriere-Modus in irgendeiner Form glaubwürdig zu präsentieren. Als Belohnung dafür, dass man Stunden und Tage damit zubringt, alle Medaillen zu sammeln und somit die einzelnen Rennen abzuschließen, bekommt man am Ende nur einen langweiligen Splashscreen gezeigt. Auf diesem steht in großen Lettern ERLEDIGT. Ich erwarte nicht unbedingt Hollywood-Szenen wie in Undercover, doch ein bisschen mehr Inspiration hätte ich schon erwartet. Das ändert allerdings nichts daran, dass wir es hier mit einem sehr guten Rennspiel zu tun haben. Die Arcade-Qualitäten von Hot Pursuit sind unbestritten.

Herzstück

Und was kommt nach der Karriere? – Es ist wahrscheinlich übertrieben zu sagen, dass das neue Autolog-Netzwerk „das“ zentrale Element des neuen NFS sei, wenngleich EA und Criterion Games genau das behaupten. Es ist ein Online-Feature, das in Zukunft bei weiteren Rennspielen von EA wieder zum Einsatz kommen wird, denke ich, und ein Versuch des Herstellers etwas Eigenständiges anzubieten, das sich von Xbox Live und PSN noch einmal abhebt. Man kann Nachrichten auf einer Pinnwand hinterlassen, Fotos im Spiel machen und diese hochladen und schließlich bekommt man über Autolog angeblich die perfekten Rennfahrer-Freunde zur Seite gestellt. Gemeinsam haben diese zunächst ein Mal aber nur die ablesbaren Werte. Je länger man das Feature nutzt und je mehr Daten man an EA übermittelt hat, desto sinnvollere Vorschläger erhält man schließlich. Ob man allerdings im richtigen Leben viele Gemeinsamkeiten mit den Online-Kumpanen hat, darf bezweifelt werden. Die einzige Gemeinsamkeit ist schließlich der Spaß an Need for Speed. Und der kommt in der neuen Auskopplung von Hot Pursuit nicht zu kurz. Diverse Rennmodi stehen im Online-Wettbewerb zur Verfügung und diese erhöht die Langzeitmotivation. Der Karriere-Modus allein bietet aber ebenfalls mehrere Tage Spielzeit an, die man erreicht, wenn man sich sowohl als Rennfahrer als auch als Polizist auf die Straßen wagt und zumindest alle Aufträge mit Bronze abschließt.

Fazit

Das Leben als Racer gefällt mir persönlich deutlich besser. Irgendwie bekommt man als Cop weniger Abwechslung geboten, sowohl was die Typen von Rennen angeht als auch bei der Anzahl an Fahrzeugen. Need for Speed: Hot Pursuit ist für mich die neue Genre-Referenz, wenn es um Arcade-Rennspiele geht. Auf der einen Seite hat man versucht, sich auf’s Wesentliche zu konzentrieren. Das ist gelungen. Auf der anderen Seite ist die Präsentation ein bisschen zu knapp geworden. Doch wegen eines sehr umfangreichen Karriere-Modus, etlichen Dutzend Fahrzeugen und einem neuen Online-Netzwerk namens Autolog sollte man als Fan von Rennspielen ein optisch und akustisch ansprechendes Erlebnis kaufen, das einen Tage und Wochen als Singleplayer begeistert und das einen Monate danach mit Online-Herausforderungen immer noch am Bildschirm hält.


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URS: 7,5 von 10
7,5