Blood Bowl – Fantasy-Football in der Legendary-Edition im Test: von Knochenbrechern und Kopfabreißern

Marco Gödde, den 14. Dezember 2010

Wir haben die Legendary Edition von Blood Bowl getestet. Diese wurde rund ein Jahr nach der Veröffentlichung der „normalen“ Ausgabe herausgegeben. Verantwortlich zeichnet sich dafür der französische Entwickler Cyanide.

In der Legendary Edition von Blood Bowl enthalten sind elf neue Rassen, drei neue Stadien und eine aufgehübschte Grafik. Ob auch mehr Spielspaß darin steckt, klärt unser Review.

Für Fans

Blood Bowl basiert auf dem gleichnamigen Tabletop-Spiel aus dem Hause Games Workshop, das seine Fans seit fast 25 Jahren begeistert. Angesiedelt ist es im Warhammer-Universum. Darin schlagen sich in einer blutigen, brutalen Version des American Football, Orks und Menschen, Elfen und Zwerge, Skaven-Ratten und Untote die Schädel ein.

Jede der in der Legendary Edition nun zwanzig Rassen spielt sich anders. Zwerge bewegen sich Träge über das Spielfeld, stecken dafür Einiges ein. Elfen sind flink, fallen aber beim geringsten Windstoß um. Bei manchen Rassen können die Vorteile die Nachteile jedoch kaum aufwiegen. So können die Baummenschen der Halblinge ihre Mitspieler zwar samt Ball bis in die Endzone werfen. Doch die Halblinge sind schwach, langsam und kaum in der Lage den Ball erfolgreich zu passen. Dementsprechend wichtig ist es, sein Team vernünftig auf dem Feld zu verteilen und die speziellen Fähigkeiten, wie zum Beispiel den hypnotischen Blick der Vampire, gekonnt einzusetzen.

Strategie und Taktik gefragt

Strategie und Taktik sind somit ein wesentlicher Bestandteil des Spiels. Sowohl im rundenbasierten Modus, als auch im Echtzeitmodus. Letzterer ist deutlich hektischer und chaotischer, lässt sich aber jederzeit pausieren, um seinem Team neue Anweisungen zu geben. Zudem lassen sich darin bestimmte Verhaltensweisen (aggressiv od. defensiv) für jeden Spieler vorgeben. Die KI offenbart so manche Schwäche, wodurch sich der Echtzeit-Modus leichter spielt als die rundenbasierte Variante.

Fans der Tabletop-Vorlage sind klar im Vorteil. Dem Spiel liegt nämlich ein komplexes Regelwerk zugrunde, in dem nicht nur die Fähigkeiten der Spielfiguren und die taktische Aufstellung von Bedeutung sind, sondern auch das Würfelglück eine entscheidende Rolle spielt. Letzteres lässt sich über ersteres beeinflussen. Will man den Gegner etwa per Tackling zu Fall bringen, erhöhen umstehende Mitspieler die Chancen auf Erfolg. Je mehr eigene Spieler das gegnerische Opfer der Attacke umzingeln, desto mehr Würfel kommen zum Einsatz, aus deren Ergebnis man wählen kann. Sollte einem das Ergebnis einmal nicht zusagen, gibt es oftmals die Möglichkeit eines Wiederholungswurfs.

Für Spieler

Bevor es losgeht, steht erst die Wahl des Spielmodus an. Neben gewöhnlichen Einzelmatches, bei denen man sich ein beliebiges Team sucht und gegen einen Gegner seiner Wahl ins Feld schickt, kann man sich auch noch für einen der drei anderen Modi oder ein Mehrspielermatch entscheiden.

Der Story-Modus lässt einen die Geschichte der Blood-Bowl-Liga nachspielen. In der Kampagne nimmt man mit einem selbst erstellten Team an mehreren Wettbewerben teil und steigt mit jedem Erfolg in der Rangliste weiter nach oben. Im dritten Modus, Wettbewerb, spielt man ein Turnier seiner Wahl.

Allen Modi gemeinsam ist die Möglichkeit sein Team vor Matchbeginn auszustatten. So kann man Starspieler mit speziellen Fähigkeiten für teures Geld oder mehrere Söldner für weniger Geld verpflichten, denen man dafür noch zusätzliche Fertigkeiten spendieren kann, sowie weitere Extras wie Sanitäter oder Bestechungen für die Schiedsrichter, Zaubersprüche und Tränke erwerben. Einiges davon gibt es jedoch nur im Echtzeit-Modus.

Am interessantesten dürfte der Kampagnen-Modus sein. Nur darin kann man sein eigenes Team über mehrere Turniere hinweg aufbauen. In den Wettbewerben verdientes Geld investiert man in neue Spieler oder Ausrüstung, steigert den Fanfaktor, stockt die Cheerleader auf. Reicht die Kohle mal nicht, schließt man Verträge mit Sponsoren ab. Außerdem sammeln die Spieler Erfahrung und steigen im Rang. Bei Levelaufstiegen spendiert man dem Spieler neue Fähigkeiten.

Für Techniker

Grafisch präsentiert sich Blood Bowl ansprechend. Die Stadien sind liebevoll, die Figuren detailreich gestaltet. Die vielfältigen Animationen sind okay, wirken manchmal etwas steif. Aus der Nähe
betrachtet vermatschen die Texturen leicht. Im Getümmel einer Partie fällt das allerdings kaum auf. Die Atmosphäre stimmt, auch dank der witzigen Kommentatoren und der passenden Musik.

Die Steuerung fällt unkompliziert aus. Mit einfachen Mausklicks wählt man Spieler aus und gibt die gewünschte Aktion vor. Mit dem Mausrad lässt sich die Ansicht zoomen, wobei die Kamera von der Vogelperspektive bis auf die Ebene der Feldspieler schwenkt. Bewegt man den Mauszeiger an den Bildschirmrand bewegt sich der Bildausschnitt in die entsprechende Richtung.

Der Mehrspieler-Modus bietet mit Einzelmatch und Liga nur zwei Spielarten. Die Möglichkeit eigene Turniere zusammenzustellen gibt es leider nicht. Für Spaß ist in den taktisch fordernden Partien gesorgt. Lediglich das fehlende Würfelglück erweist sich in Blood Bowl als störender Faktor. Wenn man Spielzug um Spielzug an schlechten Würfen scheitert, erzeugt das mehr und mehr Frust.

Fazit

Die Legendary Edition von Blood Bowl bietet mit ihrem erweiterten Umfang wesentlich mehr Abwechslung als das anderthalb Jahre alte Grundspiel. Für Fans kommt sie vermutlich wohl zu spät. Schließlich dürften die schon bei der Erstveröffentlichung zugeschlagen haben. Alle anderen, die bis jetzt gewartet haben, können nun zugreifen. Gerade der Rundmodus fordert ordentlich. Der ständige Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung, die witzigen Sprüche des Kommentaroren-Teams und gerade der Aufbau seines eigenen Teams im Kampagnen-Modus bieten auch für längere Zeit genügend Spaß. Ich werde jetzt erst mal mit meinen orkischen Redblood Killers die Echsenmenschen in den Boden der Arena stampfen.


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URS: 6,5 von 10
6,5